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Alfred von Domaszewski:
Den Einfluß der Planeten bezeichnet in gleicher Weise Cicero1
de Div. 1, 85 quid {habet) astrologus, cur stella Iovis aut Veneris
coniuncta cum luna ad ortus puerorum salutaris sit, Saturni Martisve
contraria ? Wen er aber im Sinne hat bei der Konstellation der
Geburt, sagt er durch die signa obliquae rotae. Von den Tierkreis-
bildern, welche die Nativität der drei Pueri bestimmen, ist der
Capricornus das Gestirn des Augustus. Auch der Leo ist sicher
die Nativität eines der beiden anderen Triumviri2. Da aber die
Nativität des Augustus zuletzt steht, so folgt der Astrolog der
offiziellen Rangordnung der Triumviri3: Lepidus, Antonius, Octa-
vianus. Der Leo ist also das Geburtsgestirn des Antonius, die
Pisces das des Lepidus. Man wird annehmen dürfen, daß nach
dem Sinne des Astrologen auch die Planeten in der Konstellation
der Triumviri standen. Auf Augustus übte Iuppiter, auf Antonius
Mars, auf Lepidus Saturn seinen Einfluß4. Das Thema des Augustus
war allgemein bekannt5. Das andere mag ersonnen sein, ent-
sprechend dem Schicksal der Herrscher. Aber jedenfalls gibt sich
der Astrolog den Anschein, als ob er die Prophezeiung bei Ein-
tritt des Triumvirates getan hätte. So weist der Schluß auf die
Bürgerkriege hin und dem Dichter schwebt die Mahnung Iunos
vor, Horaz, carm. 3, 3, 61 Troiae renascens alite lugubri fortuna.
Ebenso hegt eine Beziehung auf Horaz vor carm. 2,17,19 tyrannus
Ilesperiae capricornus undae — 22 le Iovis impio tutela Saturno
refulgens, weil auch die Verse
99 iclem ego, cum Cinarae traheret Lucina dolores
et facerent Uteri pondera lenta moram1
'Iunonis Votum facite impetrabüe dixi;
illa parit, libris est data palma meis,
jeden römischen Leser jener Zeit an die Cinara proterva denken
ließen, um so mehr als die Worte in trivialer Vergröberung die
Verse des Carmen saeculare wiedergeben
1 Auch v. 104 f. ist dieselbe Stelle des Cicero in einer Weise benützt
die auf ein Zitat hinausläuft. Ebenso hat die Prophezeiung des Calchas ihre
Analogie an Cicero de Div. 2, 63. Welchen Dichter Properz selbst vor Augen
hat, vermag ich nicht zu erkennen.
2 Abh. z. röm. Rel. lOf. Dazu die Inschrift der legio XIII aus Africa, Hül-
sen, Röm. Mitt. 1901, 95 f. Die Beziehung des Leo auf Lepidus gebe ich auf.
3 Mommsen, Staatsr. 2, 707.
4 Es wäre demnach bei Planeten und Tierbildern eine Art von chiasti-
scher Anordnung. 5 Sueton. Aug. 94. Dio 56, 25, 5.
Alfred von Domaszewski:
Den Einfluß der Planeten bezeichnet in gleicher Weise Cicero1
de Div. 1, 85 quid {habet) astrologus, cur stella Iovis aut Veneris
coniuncta cum luna ad ortus puerorum salutaris sit, Saturni Martisve
contraria ? Wen er aber im Sinne hat bei der Konstellation der
Geburt, sagt er durch die signa obliquae rotae. Von den Tierkreis-
bildern, welche die Nativität der drei Pueri bestimmen, ist der
Capricornus das Gestirn des Augustus. Auch der Leo ist sicher
die Nativität eines der beiden anderen Triumviri2. Da aber die
Nativität des Augustus zuletzt steht, so folgt der Astrolog der
offiziellen Rangordnung der Triumviri3: Lepidus, Antonius, Octa-
vianus. Der Leo ist also das Geburtsgestirn des Antonius, die
Pisces das des Lepidus. Man wird annehmen dürfen, daß nach
dem Sinne des Astrologen auch die Planeten in der Konstellation
der Triumviri standen. Auf Augustus übte Iuppiter, auf Antonius
Mars, auf Lepidus Saturn seinen Einfluß4. Das Thema des Augustus
war allgemein bekannt5. Das andere mag ersonnen sein, ent-
sprechend dem Schicksal der Herrscher. Aber jedenfalls gibt sich
der Astrolog den Anschein, als ob er die Prophezeiung bei Ein-
tritt des Triumvirates getan hätte. So weist der Schluß auf die
Bürgerkriege hin und dem Dichter schwebt die Mahnung Iunos
vor, Horaz, carm. 3, 3, 61 Troiae renascens alite lugubri fortuna.
Ebenso hegt eine Beziehung auf Horaz vor carm. 2,17,19 tyrannus
Ilesperiae capricornus undae — 22 le Iovis impio tutela Saturno
refulgens, weil auch die Verse
99 iclem ego, cum Cinarae traheret Lucina dolores
et facerent Uteri pondera lenta moram1
'Iunonis Votum facite impetrabüe dixi;
illa parit, libris est data palma meis,
jeden römischen Leser jener Zeit an die Cinara proterva denken
ließen, um so mehr als die Worte in trivialer Vergröberung die
Verse des Carmen saeculare wiedergeben
1 Auch v. 104 f. ist dieselbe Stelle des Cicero in einer Weise benützt
die auf ein Zitat hinausläuft. Ebenso hat die Prophezeiung des Calchas ihre
Analogie an Cicero de Div. 2, 63. Welchen Dichter Properz selbst vor Augen
hat, vermag ich nicht zu erkennen.
2 Abh. z. röm. Rel. lOf. Dazu die Inschrift der legio XIII aus Africa, Hül-
sen, Röm. Mitt. 1901, 95 f. Die Beziehung des Leo auf Lepidus gebe ich auf.
3 Mommsen, Staatsr. 2, 707.
4 Es wäre demnach bei Planeten und Tierbildern eine Art von chiasti-
scher Anordnung. 5 Sueton. Aug. 94. Dio 56, 25, 5.