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Weise, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 21. Abhandlung): Studien zur Entwicklungsgeschichte des abendländischen Basilikengrundrisses in den frühesten Jahrhunderten des Mittelalters — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37698#0039
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Studien zur Entwicklungsgeschichte des abendländ. Basilikengrundrisses. 39
im Fundament, wie in einigen Schichten des auf gehenden Werk-
steinmauerwerkes erhalten war, band im Süden unmittelbar neben
den Eckstreben des frühgotischen Chores in Verlängerung der
alten Abschlußmauer des mittleren Chorraumes in dessen Nord-
osteck ein. Der Raum g muß dagegen frei über die alte Chorfront
vorgesprungen sein. Seine östliche Abschlußmauer zog sich in
den untersten Fundamentresten unter die östliche Eckstrebe des
frühgotischen Chores, war dann aber in südlicher Richtung nicht
weiter zu verfolgen, obwohl längs der ganzen Ostseite des heutigen
Chores das Fundamentmauerwerk bis zur Sohle freigelegt wurde.
Auch traten im Süden des Chores keine entsprechenden älteren
Fundamentreste zutage.
Hervorgehoben zu werden verdient noch, daß die ganze Boden-
fläche des apsidenförmigen Raumes f sich mit einer Pflasterung
aus größeren Steinplatten bedeckt zeigte, während g außer einigen
umherliegenden größeren Steinblöcken, wie sie sich überall an
der Oberfläche des gewachsenen Bodens fanden, nichts Ähnliches
bot. Nach f führte überdies einst von dem mittleren Chorraum
eine jetzt vermauerte schmale spitzbogige Tür, aus der man auf
mehreren Stufen, wie sie auf unserer Aufnahme (Abb. 9) noch
sichtbar sind, in den Raum f hinabgestiegen sein muß. Daß f auch
nach Errichtung des frühgotischen Neubaues noch eine zeitlang
gestanden haben muß und benutzt wurde, geht schon aus der
Tatsache hervor, daß die erwähnten Treppenstufen bis zu dem
alten Niveau niedergingen1, wird aber auch noch durch ein anderes
Moment bewiesen. Im Westen zeigen sich, wie es auch unsere
Abb. 9 erkennen läßt, ausnahmsweise auch aufgehende Teile der
alten Außenmauer des Raumes f mit scharfer seitlicher Begrenzung
bis zu einer gewissen Höhe in dem späteren Mauerwerk des heutigen
Nebenchores erhalten und in dieses eingebaut. Als einziger Rest
der älteren Anlage muß f unbestimmte Zeit hindurch noch neben
dem heutigen frühgotischen Chor fortbestanden haben, mit dem
es durch jene jetzt vermauerte spitzbogige Tür und die zugehörigen
Treppenstufen in Verbindung stand. Die Deutung dieser merk-
würdigen Erscheinung und damit zugleich auch die Erkenntnis
der ursprünglichen Bestimmung des Raumes f scheint mir die
spätere Überlieferung zu geben.
1 Es kann sich also bei der erwähnten vermauerten Türe nicht um einen
einfachen Ausgang ins Freie gehandelt haben, da sonst die tiefe Lage der
unteren Treppenstufen unerklärlich wäre.
 
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