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Jacobs, Emil [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0152
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Anlage zu I. 2.

im März 1536 den Tod gefunden hatte!* 1 Auch für Karabacek
scheint es (1913) außer Frage zu stehen, daß 1526 Sulejman „die
glänzendste Beute, die ein Eroberer je machen konnte, die
berühmte Bibliothek des Matthias Corvinus“ wirklich gemacht
hat, wenn er auch zugibt, daß über ihr Schicksal die Über-
lieferung „gänzliches Stillschweigen“ bewahrt2.
Sie schweigt in der Tat völlig, gleicherweise für die
türkische Eroberung von 1526? wie die von 1529 und die endgültige
von 1541. Warum und woher also die Behauptungen von der
Wegführung eines Teiles der Bibliothek in das Serai ?
Weil eine Reihe von Handschriften aus der Bibliothek des
Matthias Corvinus während des 19. Jahrhunderts im Serai zutage
gekommen ist — es sind 39, die sämtlich als corvinisch angesprochen
worden sind, von denen aber nur 14 unzweifelhaft, 3 wahrschein-
lich, 4 möglicherweise aus der Corvina stammen —, weil — im
günstigsten Falle — 21 aus der Corvinischen Bibliothek her-
rührende Handschriften sich im Serai vorgefunden haben3 4, ist,
so meint man, darin der Beweis zu sehen1, daß Sulejman sie nach
Konstantinopel hat bringen und im Serai hat aufbewahren lassen.
Wann ? 1526, 1529, 1541 ? Darüber sind, wie gesagt, die Meinungen
verschieden, für die jeweilige Entscheidung fehlt jede Begründung.
Mit Recht hat einer der besten Kenner der Corvinafrage, Johann
Csontosi, schon 1879 gegen derartige, mit Sicherheit auftretende,
Behauptungen seine Stimme erhoben; er erklärt es für wahr-
S. 222. Danach wiederholt z. B. bei Hanns Schütter, Die Zurückstellung
der von den Franzosen im Jahr 1809 aus Wien entführten Archive, Biblio-
theken und Kunstsammlungen, in: Mitteilungen des Instituts für öster-
reichische Geschichtsforschung, Bd. 22. 1901. S. 109.
1 H. D. Jenkins, Ibrahim Pasha, New York 1911(Studies in history,
economics and public law ed. by the Faculty of political science of the Columbia
University Vol. 46 Nr. 2), S. 109.
2 Joseph von Karabacek, Zur orientalischen Altertumskunde IV.
Muhammedanische Kunststudien (Sitzungsberichte der philosophisch-
historischen Klasse der Kais. Akademie der Wissenschaften, Bd. 172, Wien
1913, Abhandlung 1), S. 93.
3 Weinberger a. a. O. S. 19f., Ilss. im Nationalmuseum zu Budapest,
1869 vom Sultan an Kaiser Franz Josef geschenkt; S. 22ff., Hss. in der
Universitätsbibliothek zu Budapest, 1877 vom Sultan geschenkt. Für die
Beschreibung der letzteren ist bei Weinberger nachzutragen die Arbeit:
Eugen Abels: Corvincodexek, Budapest 1879 = JErtekezösek, A Nyelv-es
szep tudomanyok Köreböl VIII, 1.
4 So z. B. Fischer a. a. O. S. 16.
 
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