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Ficker, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 5. Abhandlung): Hebräische Handpsalter Luthers — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37682#0008
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Johannes Ficker:

geschrieben, zugefügt* 1, auch wiederholt Raum im Texte frei-
gelassen — worauf auch noch gelegentlich mit Strichen aufmerksam
gemacht wird — um den ihm augenblicklich noch fehlenden, dem
hebräischen Worte entsprechenden deutschen Ausdruck später
einzusetzen. Eben hierbei leistete sein Handexemplar fortwährend
seine Dienste. Er hatte es, wie man sieht, neben sich; er ver-
wertete die in ihm gemachten Einzeichnungen oder arbeitete mit
neuen Übertragungen und Eintragungen weiter vor, während er
schon an der fortlaufenden Übersetzung war.
Auch in den Lemmata des gedruckten Psalmentextes 1524
lassen sich die Randglossen des Danziger Exemplars wieder-
e^kennen. Hier heißt es zu Ps. 139,5: Finxisti me in praeteritis
et in futuris meis. Dort steht am Rande (zu den Textworten:
Hynden und forne machst du mich): hinden das ist: was ich vor
und nach bin und werde oder thu, das ist alles dein werk2.
Mit dieser ersten Übersetzung hatte Luther den Grund zu
seinem deutschen Psalter geschaffen. Fast unausgesetzt baut er
in den nächsten Jahren in größeren und kleineren Arbeiten weiter,
die für den Druck bestimmt waren oder nur für seinen eigenen
Gebrauch, die er allein oder mit andern tat — alle wertvoll für die
Geschichte des Psalmentextes wie für Luthers in unablässiger
Übung gewonnene volle Beherrschung der Grundsprache und
damit auch der vollendeten Sicherheit in der deutschen Um-
formung. Auch in dieser ganzen Zeit sind die Bemerkungen seines
hebräischen Handexemplars durchweg beteiligt:
„macht sich breytt“, sagt er vom Gottlosen zu Ps. 37, 35;
„macht sich breyt und hoch“ erläutert er zu der Stelle in
den Vier tröstlichen Psalmen an die Königin zu Ungarn, 15263.
In der neuen Ausgabe des Psalters von 1528 ist das in der
Danziger Glosse zu 16, 2 mit starkem Nachdruck, in kräftiger
Ablehnung der anderen Ausleger fünfmal wiederholte propter te

ebenso Risch, Luther als Bibelübersetzer in den deutschen Psaltern von
1524—45 in Studien und Kritiken 90, 1917 Ps. 6, 8 vgl. S. 292; 10, 4
S. 282 f.; 84, 7 S. 281 f.; 139, 16 S. 300.
1 Z. B. S. 460. 479. 483. 488. 505. 517. 520. 527. 529. 530. 542. 545. 548.
554. 559. 560. 512 (lateinisch).
2 Teilweise wörtlich auch die Glosse zu Ps. 73, 7; vgl. zu 51, 16. S. auch
Delitzsch a. a. O., 1884, S. 461.
3 W. A. 19, S. 569, 9. Vgl. auch: Impiis nihil est reliquum mit a. a. O.
S. 570, 20.
 
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