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Ficker, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 5. Abhandlung): Hebräische Handpsalter Luthers — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37682#0014
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14

Johannes Ficker:

das Beste war und der Sache diente ; er hatte eine hohe Schätzung
jeder ernsten wissenschaftlichen Arbeit und, bei aller wachsenden
Selbständigkeit, eine fast unbedingte Achtung vor den Ergebnissen
der Fachgelehrten. Er blieb immer ein Lernender. Sorgsam
achtete er auf das Wertvolle, Neue, was der Bibelwissenschaft zu-
wuchs. Auch bei der fortschreitenden Arbeit an den Psalmen
hat er das jeweils Neue der Forschung sogleich sorgfältig geprüft
und verwertet, immer in der Absicht, im Verständnis des Grund-
textes weiter vorzudringen, und jetzt gerade, wo er selbst die Ur-
sprache sicherer zu verstehen gelernt hatte, darauf bedacht, die
fortgeschrittene Bibelwissenschaft, die umfassend auch den jüdi-
schen Kommentatoren nachgegangen war, sich und seinem
Werke zu eigen zu machen. Reuchlin blieb die durchgehends
befragte Autorität. Aber viel reichlicher als er treten jetzt die
neuesten Übersetzer und Glossatoren der Psalmen hervor; sein
Ordensgenosse Felix von Prato und Konrad Pellikan, beide in
zahlreichen Bemerkungen über den ganzen Umfang der Glossen
hin verwertet. Man erkennt deutlich, wie die Durchsicht dieser
neuerschienenen Werke Luther veranlaßt, die ihm wichtigen
Stellen in sein Exemplar einzutragen, den Toskaner zuerst zu
Ps. 5. 6. 7, den Oberelsäßer zu Ps. 8, beide bis Ps. 144. Mitunter
stehen die den beiden Gewährsmännern zu verdankenden Fassun-
gen unmittelbar nebeneinander1. Die des ersteren stehen als die
früheren voran. Luther hat sicher die Ende 1522 erschienene
erste in Deutschland gedruckte Ausgabe benutzt2. Er hat sie
alsbald nach ihrem Erscheinen verwertet. Denn unter ihrem Ein-
flüsse entstandene Glossen stehen schon in der ersten Nieder-
schrift der Psalmenübersetzung. Diese Ausgabe also hat eine
Anzahl von Glossen veranlaßt, die als Vorbereitung für die erste
völlige Psalmenverdeutschung Luthers anzusehen, demnach 1523
1 Z. B. Ps. 8, 3: deleres (Pratensis) — vel cessare facias (Pellikan);
55, 22: gladii (Pratensis), iacula (Vulg. und Pellikan).
2 Psalterium ex hebreo diligentissime ad verbum fere tralatum fratre
Felice ordinis Heremitarum sancti Augustini interprete. Haganoae Mense
Decembri 1522. Pellikans Ausgabe erschien — vel invito Pellicano —
mit einer Vorrede Köpfels in Straßburg 1527: Psalterium Davidis Cunradi
Pelicani opera elaboratum. Eine Benützung von Luscinius’ Psalterium
Davidis — latinitati redditum, 1524 (August), ist nicht wohl anzunehmen.
Die Übereinstimmung in Einzelheiten in Ps. 44, 19 und 55, 22 erklärt
sich aus anderen Vorlagen. Mit Luscinius’vorausgehenden Psalterarbeiten:
Plectra —• et scrupi Psalterii findet sich keine besondere Ähnlichkeit.
 
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