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Ficker, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 5. Abhandlung): Hebräische Handpsalter Luthers — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37682#0015
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Hebräische Handpsalter Luthers.

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entstanden sind; andere sind dann während der Übersetzung selbst
in Luthers Entwurf eingetragen worden. Ebenso kommt am Ende
des Jahrzehnts Pellikans Psalmenwerk der weiter fortschreiten-
den Arbeit Luthers an den Psalmen zugute. Es findet seinen
Niederschlag in einer Reihe der Glossen in Luthers hebräischem
Handexemplar, und auch, wie die Übersetzung des Felix von
Prato, darüber hinaus; doch ist der Einfluß des späteren Werkes
weniger stark. Luther steht ihm selbständiger gegenüber1 und erst
recht dem Psalter Bugenhagens (1524), der gelegentlich nachklingt2.
Mit der Feststellung der Zeitgrenzen, innerhalb deren die
handschriftlichen Einträge entstanden und verwertet sind, lenkt
die Untersuchung zu dem Exemplare selbst zurück und zu der
Frage, wie lange Luther es besessen hat. Die handschriftlichen
Einträge persönlichen Charakters, die Luther erzählend und
bekennend eingeschrieben hat, weisen ungefähr in die gleiche Zeit,
in der sich die letzten Wirkungen der Randglossen beobachten
lassen. Der Spruch Jes. 42, 3 ist in den Tischreden einmal genauer
bestimmt auf die vierte Maiwoche 15323 und steht da unmittelbar
zusammen mit Psalmenerläuterungen. Die Erzählung Luthers
von seiner dreimaligen Exkommunikation setzen Veit Dietrich und
Corbatus zeitlich verschieden an, doch liegen die Angaben nicht zu
weit von einander: April des Jahres 1532 und 2. Hälfte 1531. Beider
Berichte stimmen fast wörtlich zusammen, sind aber doch auch
verschieden von einander — Cord atu s hat die von Dietrich
weggelassene Äußerung über Luthers Geburtsjahr - und müssen
aus der gleichen Vorlage genommen sein. Veit Dietrich sagt
ausdrücklich: Haec Lutheri manu scripta vidi. Also ist das Danziger
Handexemplar beider Vorlage gewesen. Cord atu s und Veit
Dietrich, beide Luthers Schüler, haben das Buch benutzen
können, als es noch in ihres Meisters Händen war.. Dietrich
bringt seine Abschrift mitten unter Äußerungen Luthers über
Psalmen. Bei diesen Auslassungen Luthers ist also der Hand-
psalter selbst aufgeschlagen worden. Er war also auch bei den
Tischgesprächen zur Hand. Ein erhebliches Stück vor der Stelle,
an der diese Einträge in die Sammlung der Tischreden aufgenom-
men sind, hat Veit Dietrich die mündliche Äußerung Luthers
1 Besonders lehrreich ist der Vergleich mit den LuTHERschen Bemer-
kungen im lateinischen Handpsalter in Breslau.
2 z. B. Ps. 5, 2; 6, 8; 10, 10; 36, 2; 37, 3; 94, 11.
3 Von Schlaginhaufen W. A. Tischreden 1, n. 1571.
 
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