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Ficker, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 5. Abhandlung): Hebräische Handpsalter Luthers — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37682#0023
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Hebräische Handpsalter Luthers.

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von ihm aus Frankfurt Capitos größere hebräische Grammatik
besorgt zu haben1, wie Lang später auch eine hebräische Bibel
für die Universität besorgt2. Er berichtet ihm von den Sorgen
um die Anstellung eines Hebraisten in Wittenberg und erwähnt
als, wie er meint, schon früher Lang bekannt geworden die hebrä-
ische Grammatik des Cellarius, erschienen 15183. Ihm teilt er
mit, daß Melanchthon sich auch im Hebräischen auskennt4.
Durch Melanchthon schickt er wiederholt Bogen seiner Opera-
tiones in psalmos nach Erfurt und läßt selber ein anderes Exemplar
folgen5. Die im Januar 1519 erschienene Grammatik von Moses
Kimchi überläßt er ihm im April zum einstweiligen Gebrauche6,
und Längs Exemplar des B.euchlin sehen Lexikons — er hatte
es sich wohl aus Erfurt auf die Wartburg schicken lassen — hat
er selbst benutzt und mit zahlreichen Bemerkungen versehen.
Ende Mai 1522 sendet er aus Wittenberg statt dessen sein eigenes
Exemplar, das er sich einst in Erfurt am Anfänge seiner Beschäf-
tigung mit dem Hebräischen gekauft hatte7. Einen Teil auch dieses
LANGschen Erbes in Wittenberg übernahm Melanchthon. Er,
der nicht nur in seiner Antrittsrede, sondern frühzeitig auch sonst
in Reden und Briefen hebräische Worte einfließen läßt, selbst
hebräische Vorlesungen hielt und sich der Pflege des von jener
Zeit an regelmäßig gehaltenen akademischen hebräischen Unter-
richts lebhaft annahm, ist auch für Luthers Studium und För-
derung des Hebräischen von Einfluß geworden. Es ist für Luthers
Bibelarbeit insbesondere von Wichtigkeit gewesen, daß der jugend-
liche humanistische Meister Wittenbergs sogleich Sorge trug, eine
hebräische Bibel für die Universität zu erwerben8. Offenbar hat
die Rücksicht auf den Typenbestand seines Wittenberger Druckers
Luther veranlaßt, fast durchweg die lateinischen Schriftzeichen
za wählen. Auch der Gedanke an die mit dem Hebräischen noch
nicht genügend vertrauten studentischen — und sonstigen — Leser
1 Enders 1, S. 157 f.
2 Corpus ref. 1, 163.
3 Enders 2, S. 57.
4 Enders 2, S. 237.
5 Corpus ref. 1, 77. 106. Enders 2, S. 10.
6 Enders ebenda.
7 Enders 3, S. 379.
8 Corpus ref. 1, 43 (Sept. 1518): eine zweibändige Bibel. Die Bibel,
die er durch Lang hat besorgen lassen (April 1520, s. oben Anm. 4), ist gewiß
eine andere.
 
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