Studien über Rudolf von Ems.
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79, 29—80, 7 (lieht)1, die Wirkung der Buße 111, 11—32 (vreude,
sünde), das künftige Leben 141, 35—142, 33 {vreude, liebe), der
Schrecken des Königs 191, 19—192, 16 (leit, liep, saelde, seelekeit),
die verlorene Freude 205, 25—206, 14 (vreude, höchge?nüete [hcehen,
höher muot], vorhte, ere), Himmel und Hölle 309, 25—314, 28;
auf Erweckung von Bewunderung für des jungen Josaphats Weis-
heit abgesehen ist es wenn die Worte meister, meisterlich, witze,
wisheit, wislich, sinne, sinnerich gehäuft werden 24, 33—25, 30.
Die Gefühlssteigerung kann, wie mehrfach an den eben angeführten
Stellen, in den dogmatischen Partien inbegriffen sein, doch wird
man auch hier die Scheidung in malende oder verdeutlichende
Wiederholung aufrecht erhalten können. Zur Verdeutlichung dient
die Wiederholung gerade im Barlaam vorzugsweise, weil der größte
Teil des Gedichtes eine christliche Lehre ist, also predigtähnlichen
Charakter hat. Gerade die Wortwiederholung aber ist ein beliebtes
Stilmittel der Predigt. Gelegenheit zu reichster Blümung gab
dem Dichter endlich auch die Apologie des Weibes, jene Abschwei-
fung von der legendären Überlieferung, in welcher er den Frauen
in einer pompösen Preisrede seine Huldigung darbringt 294, 35 bis
298, 10.
Der in Rudolfs beiden ersten Werken beobachtete Gebrauch
der Wortwiederholung gilt auch im Willehalm von Orlens2.
Eine genaue Untersuchung dieser Erscheinung in allen seinen
Dichtungen würde wohl gewisse Grad- oder Artunterschiede und
damit weitere Gesichtspunkte für das Stilproblem seines dichter-
ischen Schaffens ergeben.
In dem Gebrauch der Sch lag Wörter hat sich eine gewisse
Gewohnheit ausgebildet. Manche kehren besonders häufig wieder.
Im. guten Gerhard sind es hauptsächlich die Stimmungswörter
liep, leit, vröude, vrö, saelde sselecliche, wunne, wünsch, klage, jämer,
swaere, trüren, weinen, senen; ferner liebe, minne, minneclich; herze,
muot, Up, leben; guot, giiete, reht, wtse, wisheit, witze, schcene, süeze,
lieht, staete, reine; blüejen, bluot, bluome (z. B. g. Gerh. 1040L 4647f.
5416-5431. 6342-6345, Barl. 12, 29f., Willeh. 2098. 2718. 20.
24. 4932 [Henrich S. 235, Krüger S. 4]); schal schallich (g. Gerh.
3468. 73. 3612. 16. 35. 37. 5952. 53. 62. 63, Willeh. 1264f. 3092.
96. 7626f.). Natürlich ist für die Häufigkeit des Auftretens eines
1 Vgl. Fr. Krüger, Stilist. Untersuchungen über Rudolf v. Ems als
Nachahmer Gottfrids v. Straßburg, Progr. Lübeck 1896, S. 9.
2 Siehe Henrich S. 250—254.
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79, 29—80, 7 (lieht)1, die Wirkung der Buße 111, 11—32 (vreude,
sünde), das künftige Leben 141, 35—142, 33 {vreude, liebe), der
Schrecken des Königs 191, 19—192, 16 (leit, liep, saelde, seelekeit),
die verlorene Freude 205, 25—206, 14 (vreude, höchge?nüete [hcehen,
höher muot], vorhte, ere), Himmel und Hölle 309, 25—314, 28;
auf Erweckung von Bewunderung für des jungen Josaphats Weis-
heit abgesehen ist es wenn die Worte meister, meisterlich, witze,
wisheit, wislich, sinne, sinnerich gehäuft werden 24, 33—25, 30.
Die Gefühlssteigerung kann, wie mehrfach an den eben angeführten
Stellen, in den dogmatischen Partien inbegriffen sein, doch wird
man auch hier die Scheidung in malende oder verdeutlichende
Wiederholung aufrecht erhalten können. Zur Verdeutlichung dient
die Wiederholung gerade im Barlaam vorzugsweise, weil der größte
Teil des Gedichtes eine christliche Lehre ist, also predigtähnlichen
Charakter hat. Gerade die Wortwiederholung aber ist ein beliebtes
Stilmittel der Predigt. Gelegenheit zu reichster Blümung gab
dem Dichter endlich auch die Apologie des Weibes, jene Abschwei-
fung von der legendären Überlieferung, in welcher er den Frauen
in einer pompösen Preisrede seine Huldigung darbringt 294, 35 bis
298, 10.
Der in Rudolfs beiden ersten Werken beobachtete Gebrauch
der Wortwiederholung gilt auch im Willehalm von Orlens2.
Eine genaue Untersuchung dieser Erscheinung in allen seinen
Dichtungen würde wohl gewisse Grad- oder Artunterschiede und
damit weitere Gesichtspunkte für das Stilproblem seines dichter-
ischen Schaffens ergeben.
In dem Gebrauch der Sch lag Wörter hat sich eine gewisse
Gewohnheit ausgebildet. Manche kehren besonders häufig wieder.
Im. guten Gerhard sind es hauptsächlich die Stimmungswörter
liep, leit, vröude, vrö, saelde sselecliche, wunne, wünsch, klage, jämer,
swaere, trüren, weinen, senen; ferner liebe, minne, minneclich; herze,
muot, Up, leben; guot, giiete, reht, wtse, wisheit, witze, schcene, süeze,
lieht, staete, reine; blüejen, bluot, bluome (z. B. g. Gerh. 1040L 4647f.
5416-5431. 6342-6345, Barl. 12, 29f., Willeh. 2098. 2718. 20.
24. 4932 [Henrich S. 235, Krüger S. 4]); schal schallich (g. Gerh.
3468. 73. 3612. 16. 35. 37. 5952. 53. 62. 63, Willeh. 1264f. 3092.
96. 7626f.). Natürlich ist für die Häufigkeit des Auftretens eines
1 Vgl. Fr. Krüger, Stilist. Untersuchungen über Rudolf v. Ems als
Nachahmer Gottfrids v. Straßburg, Progr. Lübeck 1896, S. 9.
2 Siehe Henrich S. 250—254.