Metadaten

Lohmeyer, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 9. Abhandlung): Vom goettlichen Wohlgeruch — Heidelberg, 1919

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37686#0039
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Vom göttlichen Wohlgeruch.

39

von dem Duft, an dem man die Götter erkennt, wieder lebendig
geworden. Wir haben mancherlei Zeugnisse von der Verbreitung
dieser Anschauung in der Gnosis. Basilides deutete den griechi-
schen Gedanken, daß beim Entschwinden der Götter als letztes
bleibendes Zeichen ihrer lebendigen Nähe ein Wohlgeruch auf
Erden zurückbleibe, zu einem Bilde seiner kosmogonischen Speku-
lationen um: wie in einem Gefäß, das mit köstlicher Salbe gefüllt
war, noch ein Duft zurückbleibt, auch wenn die Salbe ausgegossen
ist, so besaß auch der heilige Geist, nachdem er von der zu den
oberen Welten auf gestiegenen Sohnschaft getrennt war, eine der
Salbe ähnliche Kraft, den Duft der Sohnschaft1. Die Sophia
Achamoth trägt im System des Ptolemäus noch auf Erden „den
Duft der Unvergänglichkeit, der ihr von Christus und dem Heiligen
Geist geschenkt war“2, ln der mandäischen Beligion wird von
den Lichtgestalten der oberen Welt berichtet3: „Und es geht ein
lieblicher Duft aus ihrer Mitte hervor, und alle Wohlgerüche der
Freude“4. Der Lichtgesandte verkündet den Bewohnern der Erde5:
„Ich bin der Gesandte des Lichts. Ein jeder, der seinen Duft ge-
rochen hat, ist aufgelebt; . . . ein jeder, der ihn gerochen hat,
dessen Auge ist von Licht erfüllt worden“6.
Am innigsten mit dem Kern der gesamten, gnostischen An-
schauung, ja zu einem ihrer Hauptprinzipien erhoben erscheint
die Duftvorstelhmg in der Kosmogonie der Sethianer. „Die ur-
1 Bei Hippolyt, Refut. (Ausgabe von Wendland in der Berl. Akad.
Ausg. der Kirchenväter, Bd. 26·) VII, 22, 14 (S. 199f.); vgl. auch ebenda
VII, 23, 2 (S. 200): το δε μεταξύ τού κόσμ,ου καί των υπερκόσμιων μεθόριον
πνεύμα τούτο, δπερ έστί καί άγιον καί τής ύιότητος εχει μένουσαν έν έαυτω την οσμήν.
Ebenso X, 14, 5 (S. 275).
2 Iren. adv. haer. 1,4,1: εχουσά τινα όδμήν άφθαρσίας έγκαταλειφθεΐσαν
αύτή τού Χριστού καί τού άγιου πνεύματος.
3 Rechter Genza, 1. Stück, S.10 bei W. Brandt, Mandäische Schriften,
S. 18.
4 Verwandt ist hiermit die Anschauung der Pseudo-joh. Apokalypse
(bei Tischendorf, Apokal. apokryph. S. 71): ειδον άνεωγότα τον ούρανον καί
εξήρχετο άπό των ενδοθεν τού ούρανοΰ οσμή άρωμάτων πολλής εύωδίας.
3 Rechter Genza, 4. Stück, S. 64—66 bei Brandt, a. a. O. S. 118f.
6 Vgl. auch den Ausdruck „den Geruch des Lebens riechen“ bei Lidz-
barski, Das Johannesbuch der Mandäer, S. 11, Anm. 1. Ebenda Kap. 9 (37)
wird erzählt, wie zu dem aus der oberen Welt verstoßenen Josamim ein Ge-
sandter „des großen Lebens“ kommt und zu ihm spricht: „Jetzt soll der
Gestank von deiner Skina fliehen und Wohlduft Dir zu wehen. Reiner Äther
soll kommen und nun magst du die Verfolgung vergessen. Du sollst glänzen,
leuchten und aufgerichtet werden, und König in deiner Welt sein.“
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften