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Lenel, Otto; Partsch, Josef; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 1. Abhandlung): Zum sog. Gnomon des Idios logos — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37768#0024
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16

0. Lenel und J. Partsch:

Lateinisch:
Servo relicta qui in vinculis fuerat1 et postea manu-
missus est sive nondurn triginta annorum erat auferuntur.
Die bekannte Bestimmung der lex Aelia Sentia (Gai. 1, 13):
ut qui servi a dommis poenae nomine vincti sunt ... et postea . . .
manumissi, eiusdem condicionis liberi fiant, cuius condicionis sunt
peregrini dediticii. Überraschend ist, daß hier der peregrinus de-
diticius wie der Latinus Junianus behandelt wird. Da jener der
testamenti factio passiva entbehrt, sollte man annehmen, daß die
zu seinen Gunsten getroffene Verfügung als nicht geschrieben
gälte und also nicht dem Ivadukenrecht unterläge. Der Text mag
hier Fideikommisse im Auge haben, hinsichtlich deren der dedi-
ticius anderen Peregrinen (Gai. 2, 285) gleichbehandelt worden
sein wird, bringt dies aber nicht zum Ausdruck. Möglich ist aber
auch, daß die durch den Text bezeugte Praxis der Einziehung
nicht gesetzlich war, vielmehr auf einem Übergriff des Fiskus be-
ruhte. LTndenkbar wäre ein solcher Übergriff gewiß nicht.
21.
Ό ελευθερωθείς εντός τριάκοντα έτών καί ούι<ν> δίκταν
λαμβάνουν δι’ έπαρχος2 ΐσος έστίν τω μετά τρι[ά]κοντα έτη
έλευθερωθέντι.
Schubart übersetzt hier, wie es ja seiner Aufgabe entsprach,
wörtlich aus dem Griechischen. Der griechische Schreiber aber
hat offenbar den lateinischen Urtext mißverstanden. Vielleicht
wußte er schon mit dem AVort vindicta nichts anzufangen; jeden-
falls hat er es irrig zu einem in der Vorlage stehenden accepit
oder accipit gezogen. Der lateinische Text wird etwa so gelautet
haben: ·
Qui libertatem intra triginta annos vindicta accepit apud
praefectum3, ei aequiparatur, qui post triginta annos ma-
numissus est.
Inhaltlich erregt Anstoß, daß die nach der lex Aelia Sentia
für die Voll Wirkung der Freilassung unerläßliche causae probatio
(Gai. 1, 18 f.) nicht erwähnt ist. Ob diese Auslassung dem latei-
1 Schubart übersetzt unrichtig: «der in Ketten geboren . . . wurde»
2 1. έπαρχου.
3 Der Text könnte auch «per praefectum» gelautet haben; doch kann
διά i. S. von «durch Vermittlung» sehr wohl auch das lateinische apud (παρά)
vertreten.
 
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