28
0. Lenel und J. Partsch:
Die Wendung «έπί φόνοις ή μίζοσιν άμαρτήμασιν κολαζομένοις»
scheint unmöglich. Hier stand sehr wahrscheinlich im Urtext
eine lateinische Wendung, die der Grieche nicht wiedergeben
konnte, daher umschreiben mußte. Wir vermuten folgenden
Wortlaut:
His qui rei capitalis damnantur vel propter eiusmodi
causam voluntarium exilium elegerint, bona auferuntur.
liberis autem eorum decima, uxoribus dotes aestimatae
dantur et ipsis vero duodecimam partem imperator An-
toninus dominus noster concessit.
Die Normierung des den Kindern überlassenen Teils des
konfiszierten Vermögens auf ein Zehntel ist in unseren sonstigen
Quellen nicht bezeugt. Späterhin ist es die Hälfte, C.Th.9,42,24
= C. Iust. 9,49,10. Wahrscheinlich galt hier in klassischer Zeit
kein festes bleibendes Maß, so daß das kaiserliche Ermessen
Spielraum hatte. Es ist auffallend, daß in dem Digestentitel «de
bonis damnatorum» nur von einer nicht näher bestimmten «portio»
die Rede ist1. Die «έν άργυρίω προίκες» bedeuten gewiß nicht
nur die eigentlichen dotes pecuniariae — warum gerade nur diese
den Frauen überlassen werden sollten, wäre unverständlich —,
sondern die dotes venditionis gratia aestimatae, deren Überlassung
sich nicht von selbst verstand.2 Wieviel von dem eingezogenen
Vermögen dem Bestraften selbst belassen wurde, hing von der
kaiserlichen Milde ab3 und dürfte unter den verschiedenen Kaisern
sehr verschieden bemessen worden sein.
70.
Τοΐς [έν] δημοσίαις χρείαις ούσι ούκ έξδν ώνεΐσθ-αι ή δ[α-
νεί]ζειν έν οίς π[ρ]αγ[μ]ατεύο[ντ]αι τόποις ούδέ ίδίοις αύτών
ο[ύ]δέ έξ υπολόγου [ούδέ έ]κ προκηρύξεως δλου νομού, οι δε
ύπόβλητοι των τοιούτων γε(.νόμε[νοι] εύ[θύ]νονται, τω ί'σω,
καί αί [ά]ντικαταλάξεις4 ένίοτε έκρατή[θ·]ησαν ’ τά δέ έπ[ίτι]μα
τά τοιαΰτα, έ[ά]ν μέν παρά ιδιώτου άγοράσωσι, τήν ί'σην των
ήγορασ[μέ]νων [[[τ]τήν]] συντίμησ[ιν], έάν δέ δανίσωσι, το
ι Vgl. D. 48, 20, 1 § 2, 7.
2 Zur Überlassung der dos überhaupt vgl. C. 5,18,2 und das edict Tib.
Alex. (Bruns, fontes7 243) § 5 i. f,
3 Vgl. Moramsen, Strafrecht 101G3.
4 1. άντικαταλλάξείς.
0. Lenel und J. Partsch:
Die Wendung «έπί φόνοις ή μίζοσιν άμαρτήμασιν κολαζομένοις»
scheint unmöglich. Hier stand sehr wahrscheinlich im Urtext
eine lateinische Wendung, die der Grieche nicht wiedergeben
konnte, daher umschreiben mußte. Wir vermuten folgenden
Wortlaut:
His qui rei capitalis damnantur vel propter eiusmodi
causam voluntarium exilium elegerint, bona auferuntur.
liberis autem eorum decima, uxoribus dotes aestimatae
dantur et ipsis vero duodecimam partem imperator An-
toninus dominus noster concessit.
Die Normierung des den Kindern überlassenen Teils des
konfiszierten Vermögens auf ein Zehntel ist in unseren sonstigen
Quellen nicht bezeugt. Späterhin ist es die Hälfte, C.Th.9,42,24
= C. Iust. 9,49,10. Wahrscheinlich galt hier in klassischer Zeit
kein festes bleibendes Maß, so daß das kaiserliche Ermessen
Spielraum hatte. Es ist auffallend, daß in dem Digestentitel «de
bonis damnatorum» nur von einer nicht näher bestimmten «portio»
die Rede ist1. Die «έν άργυρίω προίκες» bedeuten gewiß nicht
nur die eigentlichen dotes pecuniariae — warum gerade nur diese
den Frauen überlassen werden sollten, wäre unverständlich —,
sondern die dotes venditionis gratia aestimatae, deren Überlassung
sich nicht von selbst verstand.2 Wieviel von dem eingezogenen
Vermögen dem Bestraften selbst belassen wurde, hing von der
kaiserlichen Milde ab3 und dürfte unter den verschiedenen Kaisern
sehr verschieden bemessen worden sein.
70.
Τοΐς [έν] δημοσίαις χρείαις ούσι ούκ έξδν ώνεΐσθ-αι ή δ[α-
νεί]ζειν έν οίς π[ρ]αγ[μ]ατεύο[ντ]αι τόποις ούδέ ίδίοις αύτών
ο[ύ]δέ έξ υπολόγου [ούδέ έ]κ προκηρύξεως δλου νομού, οι δε
ύπόβλητοι των τοιούτων γε(.νόμε[νοι] εύ[θύ]νονται, τω ί'σω,
καί αί [ά]ντικαταλάξεις4 ένίοτε έκρατή[θ·]ησαν ’ τά δέ έπ[ίτι]μα
τά τοιαΰτα, έ[ά]ν μέν παρά ιδιώτου άγοράσωσι, τήν ί'σην των
ήγορασ[μέ]νων [[[τ]τήν]] συντίμησ[ιν], έάν δέ δανίσωσι, το
ι Vgl. D. 48, 20, 1 § 2, 7.
2 Zur Überlassung der dos überhaupt vgl. C. 5,18,2 und das edict Tib.
Alex. (Bruns, fontes7 243) § 5 i. f,
3 Vgl. Moramsen, Strafrecht 101G3.
4 1. άντικαταλλάξείς.