V. Der Kalender des Claudius Ptolemäus.
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auch infolge angestellter Beobachtungen von späteren Astronomen
zum Teil verschoben worden sind, oder endlich durch die Schuld
der Abschreiber hin und wieder eine veränderte Stelle erhalten
haben“ . . (S. 171). Mir scheint, diese Möglichkeiten reichen nicht
entfernt aus, um den weit klaffenden Zwiespalt zu überbrücken.
Deshalb muß zuerst die Vorfrage erledigt werden: Hat Ideler,
haben wir das Recht, anzunehmen, daß Ptolemäus der
Errechnung seiner Sternphasen die festen Sehungs-
bogen 11° und 7° für 1. Größe, 14° und 8%° für 2. Größe
oder überhaupt irgendwelche feste Sehungsbogenwerte
zugrunde gelegt hat?
Ptolemäus’ Theorie. Die Beantwortung dieser Frage wäre
vermutlich sehr leicht, wenn uns das erste Buch der Ptolemäischen
Fixsternphasen erhalten wäre. Zu Anfang des vorhandenen zweiten
Buches, des praktischen, gibt Ptolemäus eine kurze Inhaltsangabe
des verlorenen ersten Buches, des theoretischen. Darin heißt es
(Heiberg. 3, 12 —17): ετι τε πηλίκας δει τον ήλιον έπΐ των φάσεων
άπέχειν ύπδ γην περιφέρειας επί τε του γραφομένου μεγίστου κύκλου καί
επί του διά μέσων, . . . διά μακροτέφων έν τη κατ’ ίδια συντάξει τήσδε τής
πραγματείας έφωδεύσαμεν. Ptolemäus muß also zahlenmäßig die
Größen der Sehungsbogen auf dem Vertikalkreise und auch die
auf der Ekliptik gemessenen Tiefen unter dem Horizont angegeben
haben.
Trotz dieses Verlustes sind wir nicht ratlos. Ptolemäus’
Resümee des ersten Buches zeigt, daß, abgesehen von Zahlen-
worten, der Inhalt dieses Buches im wesentlichen eine Wieder-
holung der in der Syntaxis Buch VIII Kap. 4—6 (Heib. II, 185
bis 204) niedergelegten Theorie der Fixsternphasen gewesen ist.
Entscheidend für unsere Frage ist Kap. 6. Hier setzt Ptolemäus
auseinander, daß die Bedingungen der ersten und letzten sicht-
baren Auf- und Untergänge nicht wie die der Mit-Kulminationen
und der wahren Mit-Auf- und -Untergänge durch rein geometrische
Fagenerörterung (διά των γραμμών άπδ μόνης αυτής τής Τέσεοος
198, 12 —13) festzustellen sind. Die Tiefe der Sonne unter dem
Horizont, gemessen auf der Ekliptik, kann nicht aus analogen
Umständen von Stern zu Stern übertragen werden (διά των όμοιων
λαμβάνεσΕαι 18), denn sie ist weder für alle Sterne noch für den-
selben Stern unter allen Umständen konstant (μήτε επί πάντων
μήτε επί των αύτων πανταχή ταύτης τής περιφεφείας 'ίσης είναι δυναμένης
19, 20). Sie ändert sich mit der Größe der Sterne, mit dem von der
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auch infolge angestellter Beobachtungen von späteren Astronomen
zum Teil verschoben worden sind, oder endlich durch die Schuld
der Abschreiber hin und wieder eine veränderte Stelle erhalten
haben“ . . (S. 171). Mir scheint, diese Möglichkeiten reichen nicht
entfernt aus, um den weit klaffenden Zwiespalt zu überbrücken.
Deshalb muß zuerst die Vorfrage erledigt werden: Hat Ideler,
haben wir das Recht, anzunehmen, daß Ptolemäus der
Errechnung seiner Sternphasen die festen Sehungs-
bogen 11° und 7° für 1. Größe, 14° und 8%° für 2. Größe
oder überhaupt irgendwelche feste Sehungsbogenwerte
zugrunde gelegt hat?
Ptolemäus’ Theorie. Die Beantwortung dieser Frage wäre
vermutlich sehr leicht, wenn uns das erste Buch der Ptolemäischen
Fixsternphasen erhalten wäre. Zu Anfang des vorhandenen zweiten
Buches, des praktischen, gibt Ptolemäus eine kurze Inhaltsangabe
des verlorenen ersten Buches, des theoretischen. Darin heißt es
(Heiberg. 3, 12 —17): ετι τε πηλίκας δει τον ήλιον έπΐ των φάσεων
άπέχειν ύπδ γην περιφέρειας επί τε του γραφομένου μεγίστου κύκλου καί
επί του διά μέσων, . . . διά μακροτέφων έν τη κατ’ ίδια συντάξει τήσδε τής
πραγματείας έφωδεύσαμεν. Ptolemäus muß also zahlenmäßig die
Größen der Sehungsbogen auf dem Vertikalkreise und auch die
auf der Ekliptik gemessenen Tiefen unter dem Horizont angegeben
haben.
Trotz dieses Verlustes sind wir nicht ratlos. Ptolemäus’
Resümee des ersten Buches zeigt, daß, abgesehen von Zahlen-
worten, der Inhalt dieses Buches im wesentlichen eine Wieder-
holung der in der Syntaxis Buch VIII Kap. 4—6 (Heib. II, 185
bis 204) niedergelegten Theorie der Fixsternphasen gewesen ist.
Entscheidend für unsere Frage ist Kap. 6. Hier setzt Ptolemäus
auseinander, daß die Bedingungen der ersten und letzten sicht-
baren Auf- und Untergänge nicht wie die der Mit-Kulminationen
und der wahren Mit-Auf- und -Untergänge durch rein geometrische
Fagenerörterung (διά των γραμμών άπδ μόνης αυτής τής Τέσεοος
198, 12 —13) festzustellen sind. Die Tiefe der Sonne unter dem
Horizont, gemessen auf der Ekliptik, kann nicht aus analogen
Umständen von Stern zu Stern übertragen werden (διά των όμοιων
λαμβάνεσΕαι 18), denn sie ist weder für alle Sterne noch für den-
selben Stern unter allen Umständen konstant (μήτε επί πάντων
μήτε επί των αύτων πανταχή ταύτης τής περιφεφείας 'ίσης είναι δυναμένης
19, 20). Sie ändert sich mit der Größe der Sterne, mit dem von der