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Vogt, Heinrich; Ptolemaeus, Claudius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 15. Abhandlung): Griechische Kalender, 5: Der Kalender des Claudius Ptolemaeus — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37782#0038
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38

Heinrich Vogt:

festes überein. Wenn der Frühaufgang des Sirius seit dem 5. Jahr-
tausend in der Breite von Memphis am 19. Juli julianisch gesehen
werden konnte1, so ist seit jener Zeit ein Sehungsbogen von 11 Grad
für die Sichtbarkeit bestimmend gehalten worden. Mit demselben
Sehungsbogen ist die Sichtbarkeit für 138 n. Ghr. in Memphis auf
den 21. Juli, in Alexandria auf den 22. Juli gerückt2; überein-
stimmend mit Ptolemäus’ Angabe. Ein Widerspruch aber liegt
darin, daß der Sehungsbogen des Sirius nicht kleiner sein soll, als
der Durchschnittsbogen der Sterne 1. Größe.
Eine sichere Kenntnis der Sehungsbogengröße geben uns die
alten Fixsternkalender trotz ihrer großen Zahl nicht3. Da auch
keine modernen Beobachtungen vorliegen, sind wir genötigt, auf
einem Umwege dem Ziele zuzustreben.
Vergleich mit Jupiter FA. Die Helligkeit des Planeten
Jupiter nahe seiner Konjunktion mit der Sonne beträgt ,,wenig
mehr als die des Sirius“4 (-1,5 gegen -1,4). Wir dürfen also den
Frühaufgang des Jupiter mit dem des Sirius in Vergleich stellen.
Ptolemäus bestimmt im 7. Kapitel des 13. Buches der Syntaxis
(Heib. II, 593 — 595) den Sehungsbogen des Jupiter bei einer
Elongation von 8%° auf 10°. Er hat diesen Wert nicht einer Einzel-
beobachtung entnommen, sondern gewinnt ihn ,,durch Nach-
prüfung der Aufgangsbeobachtungen“ (διά τής τοιαύτης των άνα-
τολικών τηρήσεων έπισκέψεως 593, 5, 6) als allgemein (ως έπίπαν
593, 7) gültig. Das Material nimmt er daher, wo cd πλεΐσται
και αξιόπιστοι γεγόνασιν των τηρήσεων (594, 3), aus chaldäischen
Quellen.
Wir können Ptolemäus’ Angaben an keilschriftlich überlieferten
Jupiteraufgängen nachprüfen. Ich habe folgende vollständig über-
lieferte von F. X. Kugler in „Sternkunde und Sterndienst in
Babel“ I, 1907 als wirkliche Beobachtungen bezeugte Daten
durchgerechnet:

1 Ed. Meyer, Geschichte des Altertums I, 2. 3. Aufl., 1913, S. 29, 30.
Ed. Meyer, Ägyptische Chronologie. Abh. der Ak. d. Wissensch. 1904. S. 17ff.
2 F. K. Ginzel, Handbuch der math. und techn. Chronologie I, 1906,
S. 186, 187.
3 Ed. Meyer, Geschichte des Altertums I, S. 31, überschätzt ihre Zu-
verlässigkeit.
4 G. Müller, Photometrie der Gestirne, S. 385ff.
 
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