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Vogt, Heinrich; Ptolemaeus, Claudius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 15. Abhandlung): Griechische Kalender, 5: Der Kalender des Claudius Ptolemaeus — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37782#0046
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46

Heinrich Vogt:

mußten, 22 den extremen nördlichen und südlichen Deklinationen
zwischen +41° und +38°, -52° und -38° angehören. In diesen
Deklinationen schneiden die Sterne den Horizont unter den klein-
sten Winkeln. Für die Rechnung ist das ohne Belang. Am Himmel
aber und ebenso am Globus wächst dadurch die Schwierigkeit,
den Durchtrittspunkt durch den Horizont festzustellen, und damit
Zahl und Größe der Fehler. Im Falle α Persei fällt die ungleiche
Verteilung der Fehler auf: von den 8 Untergängen ist nur einer
falsch, und zwar mit dem denkbar geringsten Fehler behaftet,
dagegen sind von den 8 Aufgängen nur 3 richtig. Breite II ist
fehlerlos. Wir können uns denken, daß auf Ptolemäus’ Globus
α Persei in der Weise ungenau eingetragen war, daß der Fehler
die Untergangs- aber nicht die Aufgangseinstellung fälschte.
Breite II dürfte aus III wirklich berechnet sein; oder umgekehrt.
Dürfen wir Ptolemäus eine solche Abweichung von seiner theo-
retisch auf gestellten Methode, wie die Ersetzung der Rechnung
durch Globusablesung unzweifelhaft ist, Zutrauen ? Ob er im ver-
lorenen ersten Buch der Fixsternphasen zu dieser möglichen Ver-
tauschung Stellung genommen hat, können wir nicht wissen. Aber
die ihrer Natur nach sonst durchaus unpersönliche Syntaxis gibt
uns gerade in dieser Frage ein deutliches Bild von seiner Abschät-
zung der konkurrierenden Methoden.
Zur Zeit der Abfassung der Syntaxis hatte Ptolemäus nur
vereinzelte Versuche in der Beobachtung von Fixsternphasen
gemacht (Heib. II, 203). Aus diesen eigenen Proben (άπό τε αυτής
τής πείρας 18—19) und der mangelnden Übereinstimmung der
überlieferten Beobachtungen (καί τής έν τοιαύταις τηρήσεσι διαφοράς
19 — 20) hat· er die Schwierigkeit und Unsicherheit derartiger
Beobachtungen erkannt (τδ . . έργώδές τε είναι καί ούκ εύκατανόη-
τον 15). Da bei der Veränderlichkeit von Breite zu Breite und
der zeitlichen Wandelung durch Präzession die gewonnenen Resul-
tate doch nur örtlich und zeitlich begrenzte Gültigkeit haben,
schrickt er vor dem großen Aufwand an Rechnung und geometri-
scher Überlegung (διά τοσούτων άριθ-μών καί δείξεων έκλογισΕησα-
μέναις 203, 24; 204, 1) zurück und hat damals die Aufstellung
eines wissenschaftlichen, allgemeingültigen, auf Beobachtung und
Rechnung gestützten Fixsternkalenders als Zeitvergeudung (χρονο-
τρίβεια 207, 1) abgelehnt. Um angenäherte und für die Gegen-
wart gültige Angaben zu erhalten (επί του παρόντος αρκούμενο:.
ταΐς σύνεγγυς 204, 2), genüge es, als Ersatz für die lästigen Himmels-
 
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