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Vogt, Heinrich; Ptolemaeus, Claudius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 15. Abhandlung): Griechische Kalender, 5: Der Kalender des Claudius Ptolemaeus — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37782#0052
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52

Heinrich Vogt:

übereinstimmenden Daten nur das negative Urteil zu, daß Antio-
chus nicht alle selbst kontrolliert hat.
In der Mehrzahl aller Fälle (60 von 84) hat Antiochus das
Ptolemäische Datum geändert. Ein deutlicher Unterschied fällt
zwischen den Sternen 1. und 2. Größe auf. Die Zahl der Fälle, in
denen Antiochus den Sehungsbogen vergrößert, die Sichtbarkeits-
bedingung erleichtert, die Wahrnehmung der Phase bequemer
gemacht hat, hält bei den Sternen 1. Größe denen, in welchen er
den Sehungsbogen verkleinert, die Sichtbarkeitsbedingung ver-
schärft, die Wahrnehmung schwieriger gemacht hat, mit 14 gegen 17
ungefähr die Wage, während sie für Sterne 2. Größe mit 20 gegen 3
ganz bedeutend überwiegt. Auf die Oppolzersche Normalform
gebracht, würden im Durchschnitt für Sterne 1. Größe die Sehungs-
bogen des Antiochus nur wenig von denen des Ptolemäus abweichen,
mit H' = 8,7+2,3·cosE gegen H'=9,0+2,5-cosE (Hq = 11,0 Hg0 = 8,7
Hi80 = 6,4: gegen 11,5 9,0 6,5). Dagegen würde für die 2. Größe
H' = 12,9+3,2· cos E werden gegen das Ptolemäische H'= 11,1+3,6·
cos E (00=16,1 H90 = 12,9 H180 = 9,7 gegen 14,7 11,1 7,5). Ist es
zu kühn, hieraus den Schluß zu ziehen, daß Antiochus grundsätz-
lich mit wirklicher Himmelsbeobachtung arbeitete, und daß seinem
Eifer und seiner Sehkraft die Ptolemäischen Phasen 1. Ordnung
durchaus bequem lagen, dagegen die Auffindung der Phasen
2. Ordnung am Ptolemäischen Datum ihm oft unmöglich war und
ihn zur Vergrößerung der Sehungsbogen, also zur Verspätung der
Morgenphasen, Versuchung der Abendphasen drängte ?
Daß die Änderungen des Antiochus wenigstens zum Teil auf
wirklicher Himmelsbeobachtung beruhen, konnte oben (S. 40,41)
an den Siriusphasen erkannt werden. Die Prüfung, ob auch Rech-
nung oder Globusablesung statt Himmelsbeobachtung benutzt
worden ist, ermöglicht sich in den Fällen, in denen die Ptolemäischen
Koordinaten stark von der wahren Sternlage abweichen. Das klas-
sische Beispiel ist wieder FEridani. Für seinen SpU gibt Antiochus
2 Daten, Nr. 16 25.2 und Nr. 19 3.3. Auf Himmelsbeobachtung
nachgeprüft, liefert 16: den Sehungsbogen 10,9, 19: 4,9; auf
Rechnung oder Globus geprüft: 16 den Sehungsbogen 15,8, 19: 9,8.
Gegen den für die Elongation 56° gültigen Normalbogen 10,4 ist
der Beobachtungsbogen 4,9 viel zu klein, der Rechnungsbogen 15,8
viel zu groß; dagegen passen sich ihm die Bögen 10,9 und 9,8
sehr gut an. Der Zwiespalt löst sich, wenn wir annehmen, daß
das Datum 25. 2 am wirklichen Himmel, das Datum 3. 3 am
 
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