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Friedrich Brie:
schon in den Träumereien des Knaben der heilige Nil und Ägypten
eine Rolle, so ist eine der Episoden des Vathek, die Erzählung
von der Prinzessin Zulkais, voll von Bildern des heiligen Nil-
stroms, der Pyramiden und vor allem der furchteinflößenden
Hieroglyphen, jener geheimnisvollen, auf Tüchern gemalten Sym-
bole, um deren Entzifferung und Deutung sich die mohamme-
danischen Weisen bemühen.27
Wie die anderen Exotisten, die in ihren Visionen nach dem
Orient flüchten, versuchte auch Beckford seiner alltäglichen Um-
gebung einen orientalisch-üppigen Anstrich zu geben. Schloß
Fonthill enthält bereits 1779 eine ägyptische Halle und indische
Gemächer. Der Dichter beschreibt gelegentlich, wie er in einem
Raume sitzt, wo die Vasen in lieblicher Folge angeordnet und
gefüllt sind mit dem Duft von Rosen, wo die reichsten Teppiche
sich ausbreiten und wo das sanfteste Licht erglänzt.28 Ein anderes
Mal berichtet er, wie er in seinem unterirdischen Gemach weilt,
where we used to recline, like voluptuous Orientais on Silken beds
in tlie glow of transparent curtains,29 Das ist dieselbe orien-
talisch-üppige Art von Umgebung, die der Opium- oder Haschisch-
raucher aufsucht, weil sie ihm die Herbeiführung entsprechend
gearteter Träume erleichtert30; auf Grund seiner exotistischen Nei-
gungen und seines riesigen Reichtums führt Beckford mehr oder
weniger die Art von Leben, die spätere Exotisten wie Gautier
die Helden ihrer Romane führen lassen. Mit Coleridge und
anderen Anhängern des Opiums begegnet er sich endlich in der
Vorliebe für den Zustand eines Sichauflösens oder Sichver-
gessens in einer Art von wollüstiger Ruhe.31 Wie anderen Exo-
27 Vgl. a. a. 0., S. 166ff., 182.
28 Melville, S. 71, 76. Genaueres über Architektur, Ausstattung und Licht-
effekte vom Schloß Fonthill im Jahre 1812 findet sich auf S. 353 ff.
20 Melville, S. 158.
30 Über dem Zusammenhang zwischen dem Milieu, üppig ausgestattetem
Räumen, Musik Usw., Und den Visionen des Haschischrausches vergleiche
die Ratschläge Baudelaires in den Paradis artificiels und die Schilderung
in Gautiers Club des Hachichins (Kap. IV), 1846 (vgl. unten S. 63 und 49).
31 There was this moming a mild radiance in the sunbeams, and a
balsamic seremity in the air, which infused that vol'uptuous listlessness, that
desire of remaiming imparadised in one delightful sppt, which, in classical
fictioms, was süpposed to render thiose wbo had tasted the lotos forgetful öf
coumtry, of friends, and of every tie. My feelings were not dissimilar, I loathed
the idea of moving away (Brief vom 19. Oktober 1787 [Italy]),
Friedrich Brie:
schon in den Träumereien des Knaben der heilige Nil und Ägypten
eine Rolle, so ist eine der Episoden des Vathek, die Erzählung
von der Prinzessin Zulkais, voll von Bildern des heiligen Nil-
stroms, der Pyramiden und vor allem der furchteinflößenden
Hieroglyphen, jener geheimnisvollen, auf Tüchern gemalten Sym-
bole, um deren Entzifferung und Deutung sich die mohamme-
danischen Weisen bemühen.27
Wie die anderen Exotisten, die in ihren Visionen nach dem
Orient flüchten, versuchte auch Beckford seiner alltäglichen Um-
gebung einen orientalisch-üppigen Anstrich zu geben. Schloß
Fonthill enthält bereits 1779 eine ägyptische Halle und indische
Gemächer. Der Dichter beschreibt gelegentlich, wie er in einem
Raume sitzt, wo die Vasen in lieblicher Folge angeordnet und
gefüllt sind mit dem Duft von Rosen, wo die reichsten Teppiche
sich ausbreiten und wo das sanfteste Licht erglänzt.28 Ein anderes
Mal berichtet er, wie er in seinem unterirdischen Gemach weilt,
where we used to recline, like voluptuous Orientais on Silken beds
in tlie glow of transparent curtains,29 Das ist dieselbe orien-
talisch-üppige Art von Umgebung, die der Opium- oder Haschisch-
raucher aufsucht, weil sie ihm die Herbeiführung entsprechend
gearteter Träume erleichtert30; auf Grund seiner exotistischen Nei-
gungen und seines riesigen Reichtums führt Beckford mehr oder
weniger die Art von Leben, die spätere Exotisten wie Gautier
die Helden ihrer Romane führen lassen. Mit Coleridge und
anderen Anhängern des Opiums begegnet er sich endlich in der
Vorliebe für den Zustand eines Sichauflösens oder Sichver-
gessens in einer Art von wollüstiger Ruhe.31 Wie anderen Exo-
27 Vgl. a. a. 0., S. 166ff., 182.
28 Melville, S. 71, 76. Genaueres über Architektur, Ausstattung und Licht-
effekte vom Schloß Fonthill im Jahre 1812 findet sich auf S. 353 ff.
20 Melville, S. 158.
30 Über dem Zusammenhang zwischen dem Milieu, üppig ausgestattetem
Räumen, Musik Usw., Und den Visionen des Haschischrausches vergleiche
die Ratschläge Baudelaires in den Paradis artificiels und die Schilderung
in Gautiers Club des Hachichins (Kap. IV), 1846 (vgl. unten S. 63 und 49).
31 There was this moming a mild radiance in the sunbeams, and a
balsamic seremity in the air, which infused that vol'uptuous listlessness, that
desire of remaiming imparadised in one delightful sppt, which, in classical
fictioms, was süpposed to render thiose wbo had tasted the lotos forgetful öf
coumtry, of friends, and of every tie. My feelings were not dissimilar, I loathed
the idea of moving away (Brief vom 19. Oktober 1787 [Italy]),