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Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 4. Abhandlung): Das altaegyptische Schlangenspiel — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37771#0020
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20

H. Ranke:

in der Tat ist für den Stamm mhn1 im Ägyptischen die Bedeutung
„sich ringeln“ — und nach Ausweis des Berliner Wörterbuches nur
diese — nachzuweisen1 2.
Das Verbum wird im n. R. mit n konstruiert. Vgl. Davies-
Gardiner, The Tomb of Amenemhet pl. 30, north passage: [Hat-
hor ?] mhn wad.tj n hr.s und Kairo, Amonshymnus 3, 3 Amon . . .
mhn3 4 wad.tj ns^ hr.f, d. h. „Amon (bezw. [Hathor ?]), an dessen
(deren) Gesicht die beiden Uräusschlangen sich ringeln“. In grie-
chischer Zeit, aus der das Verbum sonst nur belegt ist — steht es
entweder mit hr: Edfu ed. Rochem. I, 33 (Worte der Hathor an
den König: mhn.j hr dads.k „ich ringle mich auf deinem Haupte“);
I 574 (Worte der Mh.t, der Tochter des Rer in Edfu:) mhn.j hr
ddds n hhw.tj „ich ringle mich auf dem Haupte des Horizontischen“
- oder es regiert den Akkusativ: Düm. Geogr. Inschr. IV, 118
(Beischrift zu Tfnw.t, der Tochter des Rec:) mhn.t mhn.s hs.t.f „die
Ringelschlange, sie umringelt seine Stirn“5.
Von diesem Verbum mhn ist der Schlangenname Mhn offenbar
abgeleitet6. Er bezeichnet die betreffenden Schlangen also als

1 Der sich in den semitischen Sprachen in ähnlicher Bedeutung m. W.
nicht findet. — Littmann macht mich auf arabisch U.s> und „biegen,
LS ° ’
krümmen“ aufmerksam, wovon mhn event. eine denominative Bildung sein
könnte. Vgl. S. 23, Anm. 9.
2 Unser „sich ringeln“ und das äg. mhn decken sich allerdings nicht
vollständig. Nach den Schreibungen mit dem Kreise und sogar mit dem
d&rc-Zeichen (Ann. du Serv. V, 239; Chassinat-Palanques, Fo ui lies d’Assiout,
S. 93) scheint die Bedeutung von mhn der des „umkreisens“, „im Kreise um-
gebens“ näher zu stehen als das deutsche „sich ringeln“. Vgl. auch Darstel-
lungen wie Bonomi-Sharpe, Alab. Sarc. pl. 5, wo die mAn-Schlange den als
Skarabäus erscheinende Sonnengott von allen Seiten umgibt.
3 Das Zeichen hinter mhn sieht (ob zufällig?) etwas anders aus als die
Uräusschlangen.
4 Die Schreibung n3 für dativisches n auch bei Davies, Amarna VI,
XXX links unten: ’r.tw nhm ns nm „für wen jubelt man?“ Antwort: „Man
jubelt für (n) den „Gottesvater“ Eje und für Teje“.
5 Ähnlich Dendera, Osiriszimmer 1, unveröffentlicht (nach Berlin WB.).
— Ein abgeleitetes Verbum rnhntj, das Junker (Gramm, der Denderatexte
S. 87) mit Fragezeichen annimmt, hat wohl nicht existiert. Wenn Mar. Dend.
I, 11 wirklich ein Verbum vorliegt, wird (trotz der Schreibung mhn.t.) mhn.n
„wir umwinden“ zu lesen sein.
6 Etwa eine partizipiale Bildung; über die Vokalisation des Wortes
wissen wir nichts. — Wie ich nachträglich sehe, übersetzt Gardiner (P. S.
B. A. 1915, 256) den Namen Mhn durch „encircler“, vgl. Anm. 2.
 
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