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Alfred von Domaszewski:
maius ist der Teil der Schatzkammer, wo die kostbarsten Dinge
bewahrt werden. Es scheint erdacht nach Analogie des aerarium
sanctius, Cicero ad Att. 7, 21, 2.
Dieses Purpurmonopol schuf für den Fälscher große Bedenken,
wie er seinen Usurpatoren Purpurmäntel als kaiserliche Tracht ver-
schaffen sollte. Er verfiel auf mancherlei Auskunftsmittel, unter
anderem 29, 9, 3 Saturninus — deposita purpura ex simulacro
Veneris cyclade uxoria militibus circumstantibus amictus et adoratus
est.3 Es ist begreiflich, daß der Fürst, der einen Weiberrock als
Herrschermantel trug, ein klägliches Ende nahm.
Während im Triumphzug Aurelians Tetricus im Gewände eines
gallischen Häuptlings auftritt, wie man es wohl auf dem Theater
in Alexandria sah1 2 26, 34, 2 Tetricus clamide coccea, tunica galbina,
bracis Gallicis ornatus, hat ihm der Fälscher aus Eigenem eine ganz
andere Tracht verliehen. In der domus Tetricorum3 sah man eine
pictura de museo, 24, 25, 4 in qua Aurelianus pictus est utrique
praetextam tribuens et senatoriam dignitatem4 5 accipiens ab Ms
sceptrums, coronam6, cycladem. Er verbindet also die Abzeichen
eines Virgilischen Königs mit der ominösen Cyclas des Saturninus.
Ge\viß mit Recht. Erinnerte er sich doch an jene Stelle des Eutropius
9, 13, 1 quin etiam per litteras occultas Aurelianuni ita fuerat de-
precatus, ut inter alia versu Vergiliano uteretur „eripe me Ms, in-
victe, malis“.
An diesem letzten Beispiel für so viele andere erkennt man
deutlich, wie das traumartige Denken des Fälschers nicht mehr
bestimmt wird durch die Bedingungen des Raumes und der Zeit,
die allein den Vorstellungen Wahrheit geben. Gerade dadurch
erweist es. sich, daß er notwendig später gelebt hat als die gallischen
1 Der beste seiner Zeugen, der avus, der von Suetons pater, Otho 10,
abstammt, hat die Worte gehört, mit denen Saturninus seine Erhebung beklagte.
Der Anfang stammt aus der echten Überlieferung über Gallienus Tod. 23,
15, 1, der Schluß aus dem Laterculus provinciarum; vgl. Heidelb. Sitzungs-
berichte 16, 15, 10.
2 Heidelb. Sitzungsber. 1918, 13, 159.
3 Heidelb. Sitzungsber. 1918, 13, 49. Sie liegt inter duos lucos, weil
Tetricus hier ein Asyl fand.
4 Weil er ihn zum corrector Lucaniae machte. Heidelb. Sitzungsber. 1916,
15, 3.
5 Nach Servius Aen. 11, 235 ein Scholien, das er auch sonst benützt
hat 10, 24, 3; vgl. Heidelb. Sitzungsber. 1816, 7, 7.
8 Servius Aen. 8, 505.
Alfred von Domaszewski:
maius ist der Teil der Schatzkammer, wo die kostbarsten Dinge
bewahrt werden. Es scheint erdacht nach Analogie des aerarium
sanctius, Cicero ad Att. 7, 21, 2.
Dieses Purpurmonopol schuf für den Fälscher große Bedenken,
wie er seinen Usurpatoren Purpurmäntel als kaiserliche Tracht ver-
schaffen sollte. Er verfiel auf mancherlei Auskunftsmittel, unter
anderem 29, 9, 3 Saturninus — deposita purpura ex simulacro
Veneris cyclade uxoria militibus circumstantibus amictus et adoratus
est.3 Es ist begreiflich, daß der Fürst, der einen Weiberrock als
Herrschermantel trug, ein klägliches Ende nahm.
Während im Triumphzug Aurelians Tetricus im Gewände eines
gallischen Häuptlings auftritt, wie man es wohl auf dem Theater
in Alexandria sah1 2 26, 34, 2 Tetricus clamide coccea, tunica galbina,
bracis Gallicis ornatus, hat ihm der Fälscher aus Eigenem eine ganz
andere Tracht verliehen. In der domus Tetricorum3 sah man eine
pictura de museo, 24, 25, 4 in qua Aurelianus pictus est utrique
praetextam tribuens et senatoriam dignitatem4 5 accipiens ab Ms
sceptrums, coronam6, cycladem. Er verbindet also die Abzeichen
eines Virgilischen Königs mit der ominösen Cyclas des Saturninus.
Ge\viß mit Recht. Erinnerte er sich doch an jene Stelle des Eutropius
9, 13, 1 quin etiam per litteras occultas Aurelianuni ita fuerat de-
precatus, ut inter alia versu Vergiliano uteretur „eripe me Ms, in-
victe, malis“.
An diesem letzten Beispiel für so viele andere erkennt man
deutlich, wie das traumartige Denken des Fälschers nicht mehr
bestimmt wird durch die Bedingungen des Raumes und der Zeit,
die allein den Vorstellungen Wahrheit geben. Gerade dadurch
erweist es. sich, daß er notwendig später gelebt hat als die gallischen
1 Der beste seiner Zeugen, der avus, der von Suetons pater, Otho 10,
abstammt, hat die Worte gehört, mit denen Saturninus seine Erhebung beklagte.
Der Anfang stammt aus der echten Überlieferung über Gallienus Tod. 23,
15, 1, der Schluß aus dem Laterculus provinciarum; vgl. Heidelb. Sitzungs-
berichte 16, 15, 10.
2 Heidelb. Sitzungsber. 1918, 13, 159.
3 Heidelb. Sitzungsber. 1918, 13, 49. Sie liegt inter duos lucos, weil
Tetricus hier ein Asyl fand.
4 Weil er ihn zum corrector Lucaniae machte. Heidelb. Sitzungsber. 1916,
15, 3.
5 Nach Servius Aen. 11, 235 ein Scholien, das er auch sonst benützt
hat 10, 24, 3; vgl. Heidelb. Sitzungsber. 1816, 7, 7.
8 Servius Aen. 8, 505.