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Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 8. Abhandlung): Vita contemplativa: Festrede zum zehnjährigen Stiftungsfeste der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Stiftung Heinrich Lanz — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37775#0032
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F. Boll:

wissenschaftlicher Voraussicht einer reichen Ernte, womit er seinen Mitbürgern
zeigt, es sei für den Weisheitsfreund leicht, reich zu werden, wenn er wolle,
aber nicht das sei es, worauf sich sein Bestreben richte). Übrigens scheint
schon Eupolis in seinen Κόλακες, fr. 146 K., die Geschichte von Thaies’
Mißgeschick parodiert zu haben:
ένδον μέν έστι Πρωταγόρας ό Τήιος . . .
ός άλαζονεύεται μέν αλιτήριος
περί των μετεώρων, τα δέ χαμσ.Οεν —έσΟ-ίει.
Der Hörer wird nach dem vorausgehenden περί των μετεώρων sicher erwartet
haben ούχ όρα und hört nun παρά προσδοκίαν vielmehr έσΑίει. — Dem Weisen ist
das Gericht fremd: dazu auch Plat. Apol. p. 17 D (ξένως έχώΐήςενθάδε λέξεως).
S. 15. Die Pflicht für die Wissenden, das Opfer der Herrschaft auf
sich zu nehmen: Plat. Rep. VII 519 A —D. Zur Schönheit der σχολή und
άπραγμοσύνη vgl. auch Aristoph. Wolk. v. 1007: im Theaetet macht sie
geradezu das Zeichen der Überlegenheit über den bloß tätigen Menschen aus.
Der Mensch ohne Muße nur wie ein Sklave: Theaet. 175 DE. im Gegensatz
zu dem, der τώ όντι έν έλευ-9-ερία τε καί σχολή τε D-ραμμένος ist; vgl. auch
Dio or. 80, 3 (εγώ δέ τούτο μέν λαμπρόν ήγούμαι καί μακάριον, εϊ τις έν οίκέταις
έλεύΟ-ερος είναι δύναται καί έν ύπηκόοις αυτόνομος), natürlich aus der
kvnisch-stoischen Anschauung vom Weisen als dem einzig Freien.
Das Los des Weisheitsliebenden das beste unter den neun möglichen,
anderen anderem Ende das Leben nach Tyrannenart steht: Phaedr. 248 D. —
Der tragische Moment in Platons Phaedon ist nicht der Schluß, sondern
die Stelle, wo der schon gewonnene Beweis der Unsterblichkeit widerlegt
scheint; eben hier steht die Warnung vor der μισολογία, dem Wissenschafts-
haß, der aus der Enttäuschung entsteht wie die μισανΟ-ρωπία aus oft ent-
täuschter Menschenliebe.
S. 15. Verherrlichungen des theoret. Lebens: im allgemeinen vgl.
Dirichlet, De veterum macarismis (Rel.-gesch. Vers, und \T>rarb. XIV 4,
1914, S. 66 ff.). — Boethius de consol. I 4 (der Anfang der Verse in Anlehnung
an die unten S. 34 zitierte Stelle des Virgil und an Horaz); in der Prosa dann
die bittere Klage, die Boethius im Kerker der Philosophie vorträgt: Ist das
die Bibliothek, die einst dein sicherster Sitz in meinem Hause war? So war
es einst, als ich mit dir die Geheimnisse der Natur und die menschlichen und
göttlichen Dinge erforschte, als du mein Leben nach dem Vorbild der himm-
lischen Ordnung formtest. Aber da ich nach Platons und deinem Geheiß mich
in den Dienst des Staates stellte und allem Frevel entgegentrat, verfiel ich
dem Schicksal). Die Philosophie aber vermag seinem Geiste noch in dieser
äußersten Not Flügel zu leihen, damit er sich mit ihr emporschwingen könne
in seine himmlische Heimat (ΙΛ~ 1). — Euripides fr. 910 Nauck:
"Ολβιος δστις τής ιστορίας
έσχε μά-9-ησιν μήτε πολιτών
έπί πημοσύνην μήτ’ εις άδικους
πράξεις όρμων, άλλ’ά-9-ανάτου
κα-9-ορών φύσε<ος κόσμον άγήρων
πή τε συνέστη καί όπως καί δθ-εν·
τοΐς δέ τοιούτοις ούδέποτ’ αισχρών
έργων μελέδημα προσίζει.
 
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