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Schubert, Hans; Meissinger, Karl August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 9. Abhandlung): Zu Luthers Vorlesungstätigkeit — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37776#0003
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I.

Allgemeines über Luthers Vorlesungstätigkeit
von H. v. SCHUBERT.
Der Fortschritt der Weimar sehen kritischen Ausgabe gestattet
es uns heute, über die Vorlesungstätigkeit Luthers einiges Zu-
sammenfassende zu sagen.
Es muß dabei von seiner exegetischen Tätigkeit überhaupt
ausgegangen werden. Er ist in der Tat der Doktor der Heiligen
Schrift schlechthin. Seine Bibelkenntnis war bereits eine außer-
gewöhnliche, als ihn der Ruf traf, Staupitz’ Lehrstuhl, die lectura
in biblia, in Wittenberg 1512 zu übernehmen. Was er von da an
in der Auslegung der Schrift geleistet hat, bildet die Hauptmasse
des riesigen literarischen Erbes von seiner Hand. Die Formen,
in denen er den Inhalt der Schrift ausschöpfte, sind mannigfache,
je nach dem Zweck und dem Publikum oder der Adresse. Dabei
sind die Grenzen nicht so fest gezogen, wie wir es heute gewöhnt
sind. Man muß gewiß im allgemeinen zwischen volkstümlich
erbaulicher und wissenschaftlich didaktischer Auslegung unter-
scheiden. Aber man darf nicht vergessen, daß die erstere erwächst
aus einem neuen Gesamtverständnis der Schrift, das eindringend-
stes Studium verrät, und daß die zweite ihr Geheimnis in den Tiefen
religiöser Erfahrung hat und von dieser reden muß, wenn sie das
neugewonnene Verständnis anderen vermitteln und die Bedeutung
für den ganzen Umfang des religiösen Lebens aufweisen will. So
wurde die Kanzel doch für den Reformator eine Art Volkskatheder
und das Katheder eine Art Studentenkanzel. Ungelehrte volks-
tümliche Predigtart wurde freilich um so mehr gefordert, als die
Reformation fortschritt, aus Kloster und Hörsaal in die Gemeinde
und auf die Gasse stieg1 — die lateinischen Predigtentwürfe oder
-präparationen, teils Exzerpte aus den Jahren 1514—1520 (W. A. I,
1 Für die Predigtweisc Luthers vgl. etwa die Predigten aus d. J. 1528,
die wir in der Rörerschen Nachschrift besitzen, W. A. XXVII, vgl. S. XXIf.

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