Zu Luthers Vorlesungstätigkeit.
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Ostern 1517 bis Ostern 1518. Hebräerbrief.
Noch nicht ediert. Joh. Ficker, Luther 1517 in „Zwei Straß-
burger Reden zur Ref. Jubelf.“, Sehr, des Ver. f. Ref.-Gesch. H. 130,
1, 1917. Note zu Seite 142o auf Seite 34.
In diese Frühzeit fallen nach unsicheren Zeugnissen noch einige
andere Vorlesungen, über die z. B. auch Meissinger, Luthers Exegese
in der Frühzeit S. 4ff. summarisch handelt. Die ausführlichste Stelle
in Luthers Schrift „Von den Conciliis und Kirchen“ (W. A. L, 519;
E. A. XXV2, 2911',) stammt aus dem Jahre 1539 und ist zu allgemein,
als daß man (mit Böhmer a. a. 0.) etwas daraus mit Sicherheit über
eine Vorlesung in diesen Frühjahren feststellen könnte: „Und laß sie
— d. h. die, die meinen, aus den Vätern könne die Reformation ge-
schehen — noch ein Buch für sich nehmen aus der Heiligen Schrift und
die Glosse suchen bei den Vätern, so solls ihn gehn wie mirs ging,
da ich die Epistel ad Ebraeos furnahm mit St. Chrysostomus’ Glossen
und Titum, Galatas mit Hülfe St. Hieronymi, Genesin mit Hülfe St. Am-
brosii und Augustini, den Psalter mit allen Scribenten, so man haben
kann, und so fortan. Ich hab mehr gelesen, denn sie meinen, habs auch
durch alle Bücher getrieben usw.“. Unter der Genesis Vorlesung darf
man gewiß die in der Poliandersammlung zum Teil erhaltenen Dictata
oder Scholien verstehen, die oben als Vorlesung im engeren Kreise
bezeichnet wurden. Böhmer will 1. c. darunter eine Vorlesung ver-
stehen, die entweder vor der Psaltervorlesung Herbst 1512 — Sommer
1513 oder nach der Hebräerbriefvorlesung gehalten sei. Mit der letzteren
Datierung kommt er unserem Ansatz nahe. Eine Genesisvorlesung vor
dem Psalterium wäre jedenfalls nur als Bruchstück denkbar. Die Bemer-
kungen über Hebräer und Galater treffen auf die uns bekannten Vor-
lesungen zu: in welchem Maße Luther den Hieronymus für den Galater-
brief benutzt hat, zeigt sich erst jetzt nach der Ausgabe der Vorlesung
von 1516/17. Dagegen besagt die über den Psalter wenig, und eine Be-
ziehung auf den Römerbrief fehlt ganz. Vor den Galatern nennt er
Titus, über den wir eine Luthersche Vorlesung von 1527 haben; sie
benutzt Hieronymus gerade gar nicht und nimmt auf eine frühere
auch in den einleitenden Worten keinen Bezug. Der Wortlaut nötigt
aber auch nicht, an eine Universitätsvorlesung zu denken. Daß der
Angabe nicht einfach ein Gedächtnisfehler zugrundeliegt, dafür kann
man zwei einander verwandte Tischreden anführen, in denen Luther
neben Römer und Hebräer auch den Titusbrief erwähnt. Aber
die erste, auf den 12./15. Januar 1538 datierbare Tischrede Nr. 4323
(in Lauterbachs Tagebuch, Tischreden, herausgegeben in W. A. von
Kroker IV, 223) zählt von 1515 an Hebräer, Römer, Galater und
Titus auf und läßt die zweite Psaltervorlesung schon 1517 beginnen,
die zweite, nach 1543 zu setzende (bei Bindseil III, 174f.), setzt aus-
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Ostern 1517 bis Ostern 1518. Hebräerbrief.
Noch nicht ediert. Joh. Ficker, Luther 1517 in „Zwei Straß-
burger Reden zur Ref. Jubelf.“, Sehr, des Ver. f. Ref.-Gesch. H. 130,
1, 1917. Note zu Seite 142o auf Seite 34.
In diese Frühzeit fallen nach unsicheren Zeugnissen noch einige
andere Vorlesungen, über die z. B. auch Meissinger, Luthers Exegese
in der Frühzeit S. 4ff. summarisch handelt. Die ausführlichste Stelle
in Luthers Schrift „Von den Conciliis und Kirchen“ (W. A. L, 519;
E. A. XXV2, 2911',) stammt aus dem Jahre 1539 und ist zu allgemein,
als daß man (mit Böhmer a. a. 0.) etwas daraus mit Sicherheit über
eine Vorlesung in diesen Frühjahren feststellen könnte: „Und laß sie
— d. h. die, die meinen, aus den Vätern könne die Reformation ge-
schehen — noch ein Buch für sich nehmen aus der Heiligen Schrift und
die Glosse suchen bei den Vätern, so solls ihn gehn wie mirs ging,
da ich die Epistel ad Ebraeos furnahm mit St. Chrysostomus’ Glossen
und Titum, Galatas mit Hülfe St. Hieronymi, Genesin mit Hülfe St. Am-
brosii und Augustini, den Psalter mit allen Scribenten, so man haben
kann, und so fortan. Ich hab mehr gelesen, denn sie meinen, habs auch
durch alle Bücher getrieben usw.“. Unter der Genesis Vorlesung darf
man gewiß die in der Poliandersammlung zum Teil erhaltenen Dictata
oder Scholien verstehen, die oben als Vorlesung im engeren Kreise
bezeichnet wurden. Böhmer will 1. c. darunter eine Vorlesung ver-
stehen, die entweder vor der Psaltervorlesung Herbst 1512 — Sommer
1513 oder nach der Hebräerbriefvorlesung gehalten sei. Mit der letzteren
Datierung kommt er unserem Ansatz nahe. Eine Genesisvorlesung vor
dem Psalterium wäre jedenfalls nur als Bruchstück denkbar. Die Bemer-
kungen über Hebräer und Galater treffen auf die uns bekannten Vor-
lesungen zu: in welchem Maße Luther den Hieronymus für den Galater-
brief benutzt hat, zeigt sich erst jetzt nach der Ausgabe der Vorlesung
von 1516/17. Dagegen besagt die über den Psalter wenig, und eine Be-
ziehung auf den Römerbrief fehlt ganz. Vor den Galatern nennt er
Titus, über den wir eine Luthersche Vorlesung von 1527 haben; sie
benutzt Hieronymus gerade gar nicht und nimmt auf eine frühere
auch in den einleitenden Worten keinen Bezug. Der Wortlaut nötigt
aber auch nicht, an eine Universitätsvorlesung zu denken. Daß der
Angabe nicht einfach ein Gedächtnisfehler zugrundeliegt, dafür kann
man zwei einander verwandte Tischreden anführen, in denen Luther
neben Römer und Hebräer auch den Titusbrief erwähnt. Aber
die erste, auf den 12./15. Januar 1538 datierbare Tischrede Nr. 4323
(in Lauterbachs Tagebuch, Tischreden, herausgegeben in W. A. von
Kroker IV, 223) zählt von 1515 an Hebräer, Römer, Galater und
Titus auf und läßt die zweite Psaltervorlesung schon 1517 beginnen,
die zweite, nach 1543 zu setzende (bei Bindseil III, 174f.), setzt aus-