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Schubert, Hans; Meissinger, Karl August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 9. Abhandlung): Zu Luthers Vorlesungstätigkeit — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37776#0017
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Zu Luthers Vorlesungstätigkeit.

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ripit Judeos, praeparat ad Christum suscipiendum, sicut nos praepara-
mus iam ad sanctum adventum). Da in der Tat nur der Advent 1527
in Betracht kommt, so müßte man erstens annehmen, daß Luther vor
der Unterbrechung im August nur 2 Kapitel ausgelegt hätte, zweitens
daß, obgleich die Universität noch längst nicht wieder zurückkehrte,
er doch im November vor wenigen die JesaiasVorlesung wieder aufge-
nommen hätte, drittens, daß er, was er sonst nie getan, zwei Vorlesungen
nebeneinander gelesen hätte, da er ja vor einem kleinen Kreis in Witten-
berg gebliebener Studenten damals über Titus las, viertens, daß er
entweder wieder unterbrochen haben müßte oder fast ein halbes Jahr
zwei Vorlesungen nebeneinander gehalten und dann für die Kapitel 3—23
vom November 1527 bis Oktober 1528, also fast ein ganzes Jahr ge-
braucht hätte. Statt alle diese Bedenken mit Buchwald S. VIII, dem
sie aber offenbar nicht aufgestiegen sind, in Kauf zu nehmen, wird man
die Stelle entweder als halb verstanden ansehen oder überhaupt nicht
auf die kommende Kalender-Adventszeit, sondern trotz des iam auf
die Wiederkunft Christi beziehen müssen. Da Buchwald a. a. 0. S.XI,
vgl. XXVII, S. XXI, über die Aufzeichnungen Lauterbachs urteilt, daß
in ihnen „Luthers Reden schon durch die Gedankenarbeit des Nach-
schreibers oder das Streben des Abschreibers (und hier war er Ab-
schreiber) nach besserer Diktion und Abrundung der Sätze stark getrübt“
erscheint, sollte auch für ihn selbst keine Schwierigkeit bestehen. Das
Urteil schränkt den Wert dieses Kollegheftes aber überhaupt ein und
läßt uns den Verlust des Rörerschen, das 1553 noch vorhanden war,
um so mehr beklagen. Die scholia in Esaiam ex D. M. L. praelectionibus
collecta, die Buchwald W. A. XXV noch ohne Kenntnis des Lauterbach-
schen Heftes abdruckt, sind ein Exzerpt, das 1532 ohne Anteil Luthers
bei Hans Lufft erschien und 1531 in einer zweiten Auflage durch andere
Lutherana ergänzt wurde, nach Buchwalds Vermutung durch Veit
Dietrich a. a. 0. S. 82ff.
7. März 1530 bis 22. Juni 1531. Hohe Lied.
W. A. XXXI, 2, 586ff. — Rörersche Nachschrift in der genannten
Jenaer Hs. f. 38a—112a mit Eintragung der Daten, daneben ein Heft
von Lauterbach in der genannten Berl. Hs. S. 417—470, die nur sekun-
där zu berücksichtigen ist, da der Vergleich sehr zugunsten Rörers aus-
fällt. Wenn die Herausgeber Buchwald und Brenner bei Rörer von
einer „unmittelbaren Nachschrift“, bei Lauterbach von einer „Nieder-
schrift“ reden, scheinen sie selbst die letztere für eine Abschrift oder
Reinschrift zu halten. Die Vorlesung wurde vom 3. April bis 8. Novem-
ber 1530 durch Luthers Aufenthalt auf der Koburg, vom 6. Dezember
1530 bis 15. Mai 1531 aus uns unbekannten Ursachen (ex causis), ver-
mutlich aus Gesundheitsrücksichten, ausgesetzt, vgl. a. a. 0. S. Xff.

Sitzungsberichte der Heidelb. Akad., philos.-hist. Kl. 1920. 9. Abh.

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