H. v. Schubert und Iv. Meissinger:
und in die Welt, das erste Stück Psalm 1 und 2 spätestens schon
Frühjahr 1519 (a. a. 0. S. 4f. und oben S. 12f.). Sie zeigen also
zwar einen geglätteten Text, stehen aber doch der Vorlesung selbst
ganz nahe und sind nicht als eine zweite, kommentarhafte Form
von dieser zu unterscheiden, so wie der Galaterbriefkommentar von
1519 von der Vorlesung 1516/17. Er sagt selbst in dem Brief an
Pellicanus von Ende Februar 1521, Enders III 92: er sei aus
Zeitmangel gezwungen, das Buch una eademque opera concipere,
formare, alere et parere. Die Vorlesung hat also so wenig wie
dieser Druck die Einteilung in Glosse und Schöbe gekannt. Luther
hat gewiß auch seinen Zuhörern nicht abermals wie 5 Jahre vorher
den gedruckten Text in die Hand gegeben. Inzwischen in den Besitz
des hebräischen Psalters gelangt, immer tiefer in den Urtext ein-
dringend, unzählige Male ihn in der Vorlesung heranziehend, faßte
er seine Aufgabe höher als eine bloße Glosse zum Vulgatatext,
den er schon 1513 ff. zugunsten des Psalterium juxta Hebr. nicht
selten verlassen hatte (z. B. III, 366. 467. 496f.). Er hat seine
Präparation nicht solange vorangehen lassen wie das erstemal, wo
er die Glosse bereits bis Psalm 110 (111) vorgearbeitet hatte, als
er beim Scholion erst bis Psalm 63 (64) gekommen war (W. A. III,
368). Der aus anderen Niederschriften so bekannte Typus Luther-
scher Präparationen mit Strichen und Klammern zur Zusammen-
fassung koordinierter oder subordinierter Begriffe, der dort noch
öfters rein zutage tritt, z. B. III, 506—509, fehlt hier ganz. Da
das concipere und formare, alere, parere von Luther selbst als
ein Prozeß beschrieben ist, ist wohl anzunehmen, daß zum min-
desten je länger je mehr die Niederschrift fürs Kolleg und den
Druck zusammenfielen, wie ihm seihst später im Rückblick opera-
tiones und praelectio (Bindseil III, 175). In Psalm 2 sehen wir
ihn noch einmal ein ganzes Stück fast wörtlich aus der früheren
Vorlesung übernehmen (W. A. V 64 zu III 32). Das Ganze aber
ist eine neue, aus vertiefter Einsicht geschöpfte Konzeption, die
er so schon im wesentlichen im Hörsaal vorgetragen haben wird,
wie die gedruckte Vorlesung denn auch die Überschrift trägt:
operationes — theologiae • studiosis pronunciatae und durch ein
Wort Luthers an die Studenten nach dem Vorwort Melanchthons an
eben diese eingeleitet wird — gewiß in mehr oder weniger freiem,
zusammenhängendem Vortrag, nicht abermals dictata im eigent-
lichen Sinn super psalterium. Die Selbstbeurteilung in der Vor-
rede an den Kurfürsten S. 2 235: et mea qnoque secunda haec pro-
und in die Welt, das erste Stück Psalm 1 und 2 spätestens schon
Frühjahr 1519 (a. a. 0. S. 4f. und oben S. 12f.). Sie zeigen also
zwar einen geglätteten Text, stehen aber doch der Vorlesung selbst
ganz nahe und sind nicht als eine zweite, kommentarhafte Form
von dieser zu unterscheiden, so wie der Galaterbriefkommentar von
1519 von der Vorlesung 1516/17. Er sagt selbst in dem Brief an
Pellicanus von Ende Februar 1521, Enders III 92: er sei aus
Zeitmangel gezwungen, das Buch una eademque opera concipere,
formare, alere et parere. Die Vorlesung hat also so wenig wie
dieser Druck die Einteilung in Glosse und Schöbe gekannt. Luther
hat gewiß auch seinen Zuhörern nicht abermals wie 5 Jahre vorher
den gedruckten Text in die Hand gegeben. Inzwischen in den Besitz
des hebräischen Psalters gelangt, immer tiefer in den Urtext ein-
dringend, unzählige Male ihn in der Vorlesung heranziehend, faßte
er seine Aufgabe höher als eine bloße Glosse zum Vulgatatext,
den er schon 1513 ff. zugunsten des Psalterium juxta Hebr. nicht
selten verlassen hatte (z. B. III, 366. 467. 496f.). Er hat seine
Präparation nicht solange vorangehen lassen wie das erstemal, wo
er die Glosse bereits bis Psalm 110 (111) vorgearbeitet hatte, als
er beim Scholion erst bis Psalm 63 (64) gekommen war (W. A. III,
368). Der aus anderen Niederschriften so bekannte Typus Luther-
scher Präparationen mit Strichen und Klammern zur Zusammen-
fassung koordinierter oder subordinierter Begriffe, der dort noch
öfters rein zutage tritt, z. B. III, 506—509, fehlt hier ganz. Da
das concipere und formare, alere, parere von Luther selbst als
ein Prozeß beschrieben ist, ist wohl anzunehmen, daß zum min-
desten je länger je mehr die Niederschrift fürs Kolleg und den
Druck zusammenfielen, wie ihm seihst später im Rückblick opera-
tiones und praelectio (Bindseil III, 175). In Psalm 2 sehen wir
ihn noch einmal ein ganzes Stück fast wörtlich aus der früheren
Vorlesung übernehmen (W. A. V 64 zu III 32). Das Ganze aber
ist eine neue, aus vertiefter Einsicht geschöpfte Konzeption, die
er so schon im wesentlichen im Hörsaal vorgetragen haben wird,
wie die gedruckte Vorlesung denn auch die Überschrift trägt:
operationes — theologiae • studiosis pronunciatae und durch ein
Wort Luthers an die Studenten nach dem Vorwort Melanchthons an
eben diese eingeleitet wird — gewiß in mehr oder weniger freiem,
zusammenhängendem Vortrag, nicht abermals dictata im eigent-
lichen Sinn super psalterium. Die Selbstbeurteilung in der Vor-
rede an den Kurfürsten S. 2 235: et mea qnoque secunda haec pro-