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Bresslau, Harry; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 2. Abhandlung): Ein Versuch, Leopold Ranke nach Heidelberg zu berufen — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37793#0017
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Ein Versuch, Leopold Ranke nach Heidelberg zu berufen.

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Prof. Ranke hat den an ihn ergangenen Ruf zwar nicht unbedingt
abgelehnt, jedoch solche hochgestellte Bedingungen, auf welche hin
er sich etwa in weitere Unterhandlungen einlassen würde,
gemacht (Fixum von 2000 Rthlr. und die höchsten Ehren, welche
irgend ein anderer Professor in Heidelberg genieße) daß wir daraufhin
keine weiteren Schritte mehr thun konnten, welche vielleicht nur zu
einer weiteren Verbesserung seiner dortigen, schon so günstigen
Stellung würden benutzt worden seyn. Da nun leider! — wegen der
Herausgabe der bekannten Universitäts-Gutachten über diese Verfas-
sungs-Angelegenheit, auf Dahlmann bey der Wahl nicht reflectirt
werden konnte; so sehr derselbe auch alle wüns chenswert he n
Eigenschaften für einen Lehrer der historischen Wissen-
schaften in sich zu vereinen scheint, so verfielen wir zunächst auf
Professor und Geh. Archivar Dr. Stenzei in Breslau. —
Allein auch dieser Gelehrte, welcher wegen kaum ausgeglichenen
Spanungen mit den Breslauer Universitäts-Bevollmächtigten1 vor 6 Mo-
naten noch den Ruf nach Heidelberg mit Vergnügen würde angenom-
men haben, ist nun durch die von Berlin aus ihm gewordene Befriedi-
gung und Berücksichtigung neuerdings gebunden, und hat auf eine
gegen Rankes Anmaßung sehr contrastirende Weise den Ruf ebenfalls
abgelehnt. Nun sind wir zunächst auf Professor Leo in Halle auf-
merksam geworden, dessen Geschichte von Italien, dessen Hand-
buch der Geschichte des Mittelalters, dessen: 12 Bücher
niederländischer Geschichten und endlich sein neuestes Hand-
Buch der Universal Geschichte ihm einen begründeten Ruf als
ein aus den Quellen schöpfender Historiker erworben haben; wenn
gleich die äußere Darstellung oft mehr Gediegenheit und abgerundete
Form zu wünschen übrig läßt. Da nun Ihr Urtheil von sehr beachtens-
werthem Gewichte für uns ist, und Sie vielleicht auch im Stande sind
über Leo’s Persönlichkeit und Vortrag, von dessen Göttinger
Aufenthalte her, oder von Dritten etwas Näheres angeben zu können,
dessen Werke aber Ihnen ohne Zweifel bekannt sind, so würden Sie sich
ein neues Verdienst um unsere Antiquissima Ruperto-Carolina erwerben,
wenn Sie mir hierüber eine gefällige Mittheilung machen wollten. Sollte
es auch mit Leo (dessen Streitigkeiten mit den Heglianern für
mich kein Grund zu dessen Nichtberufung seyn, während dadurch
seine Acquisition vielleicht erleichtert würde) zu keinem Ergebnis
kommen; so würden wir unser Augenmerk dann auf Prof. Kortüm
in Bern richten, dessen Handbuch der Geschichte des Mittel-
Alters sowie über den Schweitzer Städte Bund ihm einen vortheil-
haften Ruf erworben haben; da Böttcher in Erlangen den Vor-
1 Das ist der Breslauer Polizeipräsident Heinke, mit dem Stenzel
häufig Konflikte hatte, vgl. Stenzeis Leben S. 96. 316. 330.

Sitzungsberichte der Heidelb. Akad., philos.-hist. Kl. 1921. 2. Abk.

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