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Gerhard Ritter:
Verhältnis zu unserm Professor eher in dem gastfreien rheinischen
Kloster als dort an der Universität vorstellen.
Dann hätten wir also in der Tat hier am Mittelrhein ein enges-
Zusammenleben der bedeutendsten, aus Paris vertriebenen deut-
schen Gelehrten, die Pläne schmiedend ihrer Stunde warteten.
Denn von Langenstein wissen wir, daß er damals bei mehreren
rheinischen Prälaten verkehrte und zum mindesten briefliche Be-
ziehungen unterhielt zum Hofe des Wormser Bischofs Eckard von
Dersch1, an dem er Konrad von Gelnhausen, den Wormser Dom-
probst und Mitkämpfer im Streite für das Generalkonzil, wieder-
traf. Wie leicht konnte dieser Kreis bedeutender Männer aus dem
nahen Ladenburg hinüberwirken zum Heidelberger Hofe, mit dem
Konrad von Gelnhausen schon seit langen Jahren in engster Ver-
bindung stand!2
Und somit schlägt sich — wenigstens in den Umrissen erkenn-
bar — eine Brücke hinüber zu dem neuen Wirkungskreise unseres-
Gelehrten. Sein Erscheinen am Hofe des Pfalzgrafen bei Rhein
ist weitaus die wichtigste Tatsache seines Lebens. Hier war er be-
rufen, mit der Tat das Monopol der schismatisch gewordenen Pariser
Universität für den deutschen Westen zu erschüttern und darüber
hinaus an der Loslösung der deutschen Wissenschaft vom Auslands-
studium überhaupt mitzuwirken. Denn die Neugründung der
Heidelberger wie der fast gleichzeitig erneuerten Wiener Hoch-
schule wurde gleichsam das Signal für eine schnelle Folge deutscher
Universitätsgründungen, die längst als ein Bedürfnis der Zeit
erkannt war und jetzt sich verwirklichte.
1 Notiz auf einer Wiener Hs., zitiert bei Denis I. col. 321 u. 820.
Danach bei Hartwig I 58 n. 1 u. II, 3; Aschbach I, 375 u. oft wiederholt
andernorts. Der Abdruck des betr. Schreibens an Eckard von Dersch durch
Sommerfeldt Hist. Jb. 30, p. 43 bringt diese wichtige Notiz nicht; es scheint
also, daß der Herausgeber nur eine Prager Abschrift benutzt hat! Vgl. ferner
Falk, p.. 517 ff. — Gottlob u. Wiemann bringen nichts wesentlich Neues.
Der von Wiemann p. 67 als angebliches Mitglied des Wormser Prälatenkreises
genannte Heinrich de Hassia der Jüngere kam erst 1400 nach Heidelberg
(Toepke 1, 75) und besaß die Neuhauser Pfründe als Heidelberger Lehrer! —
Die von Tiiorbecke p. 6* a. 10 zitierte Stelle bei Aschbach ist offensichtlich
wertlos und geht vermutlich auf eine irrige Auslegung d. Jenzensteinschen,
aus Frankfurt datierten Briefes v. 1381 (Chart. III, nr. 1642) zurück.
2 In einer Supplik der päpstl. Register von 1360, Jan. 7 erscheint er
bereits als servitor Ruperti senioris comitis Rheni Palatini. Jahrb. d. G. f.
lothr. Gesch. XNI, 2, p. 350.
Gerhard Ritter:
Verhältnis zu unserm Professor eher in dem gastfreien rheinischen
Kloster als dort an der Universität vorstellen.
Dann hätten wir also in der Tat hier am Mittelrhein ein enges-
Zusammenleben der bedeutendsten, aus Paris vertriebenen deut-
schen Gelehrten, die Pläne schmiedend ihrer Stunde warteten.
Denn von Langenstein wissen wir, daß er damals bei mehreren
rheinischen Prälaten verkehrte und zum mindesten briefliche Be-
ziehungen unterhielt zum Hofe des Wormser Bischofs Eckard von
Dersch1, an dem er Konrad von Gelnhausen, den Wormser Dom-
probst und Mitkämpfer im Streite für das Generalkonzil, wieder-
traf. Wie leicht konnte dieser Kreis bedeutender Männer aus dem
nahen Ladenburg hinüberwirken zum Heidelberger Hofe, mit dem
Konrad von Gelnhausen schon seit langen Jahren in engster Ver-
bindung stand!2
Und somit schlägt sich — wenigstens in den Umrissen erkenn-
bar — eine Brücke hinüber zu dem neuen Wirkungskreise unseres-
Gelehrten. Sein Erscheinen am Hofe des Pfalzgrafen bei Rhein
ist weitaus die wichtigste Tatsache seines Lebens. Hier war er be-
rufen, mit der Tat das Monopol der schismatisch gewordenen Pariser
Universität für den deutschen Westen zu erschüttern und darüber
hinaus an der Loslösung der deutschen Wissenschaft vom Auslands-
studium überhaupt mitzuwirken. Denn die Neugründung der
Heidelberger wie der fast gleichzeitig erneuerten Wiener Hoch-
schule wurde gleichsam das Signal für eine schnelle Folge deutscher
Universitätsgründungen, die längst als ein Bedürfnis der Zeit
erkannt war und jetzt sich verwirklichte.
1 Notiz auf einer Wiener Hs., zitiert bei Denis I. col. 321 u. 820.
Danach bei Hartwig I 58 n. 1 u. II, 3; Aschbach I, 375 u. oft wiederholt
andernorts. Der Abdruck des betr. Schreibens an Eckard von Dersch durch
Sommerfeldt Hist. Jb. 30, p. 43 bringt diese wichtige Notiz nicht; es scheint
also, daß der Herausgeber nur eine Prager Abschrift benutzt hat! Vgl. ferner
Falk, p.. 517 ff. — Gottlob u. Wiemann bringen nichts wesentlich Neues.
Der von Wiemann p. 67 als angebliches Mitglied des Wormser Prälatenkreises
genannte Heinrich de Hassia der Jüngere kam erst 1400 nach Heidelberg
(Toepke 1, 75) und besaß die Neuhauser Pfründe als Heidelberger Lehrer! —
Die von Tiiorbecke p. 6* a. 10 zitierte Stelle bei Aschbach ist offensichtlich
wertlos und geht vermutlich auf eine irrige Auslegung d. Jenzensteinschen,
aus Frankfurt datierten Briefes v. 1381 (Chart. III, nr. 1642) zurück.
2 In einer Supplik der päpstl. Register von 1360, Jan. 7 erscheint er
bereits als servitor Ruperti senioris comitis Rheni Palatini. Jahrb. d. G. f.
lothr. Gesch. XNI, 2, p. 350.