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Sillib, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1922, 1. Abhandlung): Auf den Spuren Johannes Hadlaubs — Heidelberg, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.38034#0018
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10

Rudolf Sillib:

Das war aber das geringste, was Hadlanb seinem Meister zu
verdanken hatte. Außer der lateinischen Sprache und den juristi-
schen Kenntnissen hat Hadlaub wohl in reichem Maße noch andere
geistige Anregungen von dem feingebildeten Magister erfahren, vor
allem auch in seinen künstlerischen Anlagen. Es zeugt für dessen
feines Verständnis der Eigenart seines Schülers, daß er ihn nicht
in die geistliche Dichtung und in den geistlichen Stand hinein-
getrieben hat. Hadlaubs Begabung wies kräftig nach naturalisti-
scher Gestaltungsweise und sie hat sich unbeschadet der großen
Liebe und Verehrung für den greisen Singmeister später ihren
eigenen Weg gesucht, der ihn indessen trotz der Reise in die öster-
reichischen Lande, immer hübsch über Züricher Boden geführt hat.
Durch seinen Hauskauf 1302 mag Hadlaub zeitlebens fest mit seiner
Vaterstadt Zürich verbunden geblieben sein und sich später als
viel gesuchter Schreiber mit einiger Wehmut jener schönen Jahre
erinnert haben, in denen er von Konrad von Mure in die Dicht-
kunst eingeführt und im Kreise der Maneß jene hohe Zeit seines
Lebens gewinnen durfte, die ihm seine freilich so spröde Herrin,
aber auch die Entdeckung seiner eigenen dichterischen Begabung-
eingetragen hat, und dazu noch die Kenntnis und wohl auch die
Beteiligung an der Herstellung jener großen Liederhandschrift, die
nach seiner epigonenhaften Meinung aber doch nur eine Muster-
sammlung sein sollte, ,,an der die Dichter das rechte Singen stu-
dieren könnten, den Meistersang“14. Insofern hat Hadlaub niemals
seine Herkunft von einer Kantorei, seine allzu schulgerechte Auf-
fassung der Kunst verleugnet.
Anmerkungen.
1 Öffentliche Bibliothek Bamberg. Cocl. ms. can. 13 (P. I. 16). Wie die
Handschrift oder wenigstens die beiden angebundenen Doppelblätter von
Zürich in die Dombibliothek nach Bamberg gelangten, ist unbekannt.
Friedrich Leitschuh und Hans Fischer, Katalog der Handschriften
der Kgl. Bibliothek zu Bamberg I, 1, Kanonistische Handschriften, 1906, S.876.
3 Gustav C. Knod, Deutsche Studenten in Bologna 1289 — 1562. 1899,
S. 659 nr. 4380.
4 G. von Wyss, Beiträge zur Geschichte der Familie Maneß, im Neu-
jahrsblatt hrsg. von der Stadtbibliothek in Zürich auf das Jahr 1849, 1850.
S. 7 und 41.
5 Ottokar Lorenz, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter seit
der Mitte des 13. Jahrhunderts. 3. Aufl. Bd. I, 1886, S. 77; G. von Wyss
in der Allgemeinen Deutschen Biographie Bd. 20,1884, S. 188f., und im An-
zeiger f. Schweizerische Geschichte 1870, S. 21, 49 u. 53. Die, wie Rockingf.r
 
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