Eine neue Spur des Astrologen Petosiris.
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sehen1 versetzt, die ebenso wie der König nach ihrem Tode vergött-
licht worden sind. Zu den σοφοί, unter denen Petosiris im Reiche der
Götter weilte, gehörte auch jener Amenhotpe, der Sohn des Hapu
(Άμενώφις Παάπιος), der in der Ptolemäerzeit aus einem Minister
des Königs Amenophis III. zu einem σοφός καί μαντικός άνήρ
(Manetho bei Jos. c. Ap. I, 236) wurde, Αείας δοκών μετεσχηκέναι
φύσεως κατά τε σοφίαν καί πρόγνωσιν τών έσομένων (ib. 232). Die
Metamorphose des Hohenpriesters des Weisheitsgottes in einen
göttlichen Weisen lag besonders nahe und mag es erklären, daß
sie so schnell, schon 100 Jahre nach dem Tode des Priesters voll-
zogen war.
Ist es zu kühn, in diesem zum göttlichen Weisen gewordenen
Hohenpriester des Weisheitsgottes Thoth das Urbild jenes Petosiris
zu sehen, unter dessen Namen im 2. vorchristl. Jahrhundert eine
Reihe von Schriften vornehmlich astrologischen Inhalts gingen, die
man jetzt2 in die erste Hälfte des 2. vorchristl. Jahrhunderts setzt ?
Ich glaube, daß man diese Frage auf Grund des neuen Fundes
stellen und so bejahend beantworten kann, wie das einem solchen
Problem gegenüber nur möglich ist. Machen wir uns folgendes klar:
Im 4. vorchristl. Jahrhundert zur Zeit Alexanders des Großen lebte
ein Hoherpriester des Gottes Thoth von Hermopolis, namens Peto-
siris, der schon in seinem Grabe als eine Persönlichkeit von ganz
ungewöhnlicher Bedeutung3 erscheint. Näheres erfahren wir dar-
über (wenigstens aus den bisher veröffentlichten Inschriften) nicht,
doch zeigen auch die griechisch beeinflußten4 Reliefs seines Grabes,
daß er, der Alexander den Großen als ,,Retter Ägyptens“ begrüßte,
der von ihm vertretenen griechischen Kultur freundlich gegenüber-
stand. Aus diesem Grunde mag er sich auch der besonderen Sym-
pathien griechischer Kreise erfreut haben. Jedenfalls wuchs sein
1 Siehe Sethe in Hastings: Encyclopedia of Religion and Ethics (1913)
S. 646ff. unter „Heros and Hero Gods (Egyptian)“.
2 Boll: Aus der Offenbarung Johannis (1914) S. 158.
3 So hebt Lefebvre (S. 60) hervor „Petosiris en personne celebre pour
les dieux les rites qui partout ailleurs et ä toutes les epoques sont executes,
non par un particulier ni meme un pretre, rnais exclusivement par le roi“.
Ferner steht mehrfach hinter dem Namen des Petosiris cnh wd\ snb „lebend,
heil, gesund“ ein Zusatz, der sonst nur einem König eignet.
4 Was aber Lefebvre (S. 83 — 84) als griechisches „heröon“ deutet,
ist in Wahrheit nichts anderes als der schrankartige Sarg des Petosiris, wie er
in der späten Zeit gar nicht selten ist. Vgl. Abb. 154 in Ermans ägypt. Reli-
gion 2. Aufl., S. 255.
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sehen1 versetzt, die ebenso wie der König nach ihrem Tode vergött-
licht worden sind. Zu den σοφοί, unter denen Petosiris im Reiche der
Götter weilte, gehörte auch jener Amenhotpe, der Sohn des Hapu
(Άμενώφις Παάπιος), der in der Ptolemäerzeit aus einem Minister
des Königs Amenophis III. zu einem σοφός καί μαντικός άνήρ
(Manetho bei Jos. c. Ap. I, 236) wurde, Αείας δοκών μετεσχηκέναι
φύσεως κατά τε σοφίαν καί πρόγνωσιν τών έσομένων (ib. 232). Die
Metamorphose des Hohenpriesters des Weisheitsgottes in einen
göttlichen Weisen lag besonders nahe und mag es erklären, daß
sie so schnell, schon 100 Jahre nach dem Tode des Priesters voll-
zogen war.
Ist es zu kühn, in diesem zum göttlichen Weisen gewordenen
Hohenpriester des Weisheitsgottes Thoth das Urbild jenes Petosiris
zu sehen, unter dessen Namen im 2. vorchristl. Jahrhundert eine
Reihe von Schriften vornehmlich astrologischen Inhalts gingen, die
man jetzt2 in die erste Hälfte des 2. vorchristl. Jahrhunderts setzt ?
Ich glaube, daß man diese Frage auf Grund des neuen Fundes
stellen und so bejahend beantworten kann, wie das einem solchen
Problem gegenüber nur möglich ist. Machen wir uns folgendes klar:
Im 4. vorchristl. Jahrhundert zur Zeit Alexanders des Großen lebte
ein Hoherpriester des Gottes Thoth von Hermopolis, namens Peto-
siris, der schon in seinem Grabe als eine Persönlichkeit von ganz
ungewöhnlicher Bedeutung3 erscheint. Näheres erfahren wir dar-
über (wenigstens aus den bisher veröffentlichten Inschriften) nicht,
doch zeigen auch die griechisch beeinflußten4 Reliefs seines Grabes,
daß er, der Alexander den Großen als ,,Retter Ägyptens“ begrüßte,
der von ihm vertretenen griechischen Kultur freundlich gegenüber-
stand. Aus diesem Grunde mag er sich auch der besonderen Sym-
pathien griechischer Kreise erfreut haben. Jedenfalls wuchs sein
1 Siehe Sethe in Hastings: Encyclopedia of Religion and Ethics (1913)
S. 646ff. unter „Heros and Hero Gods (Egyptian)“.
2 Boll: Aus der Offenbarung Johannis (1914) S. 158.
3 So hebt Lefebvre (S. 60) hervor „Petosiris en personne celebre pour
les dieux les rites qui partout ailleurs et ä toutes les epoques sont executes,
non par un particulier ni meme un pretre, rnais exclusivement par le roi“.
Ferner steht mehrfach hinter dem Namen des Petosiris cnh wd\ snb „lebend,
heil, gesund“ ein Zusatz, der sonst nur einem König eignet.
4 Was aber Lefebvre (S. 83 — 84) als griechisches „heröon“ deutet,
ist in Wahrheit nichts anderes als der schrankartige Sarg des Petosiris, wie er
in der späten Zeit gar nicht selten ist. Vgl. Abb. 154 in Ermans ägypt. Reli-
gion 2. Aufl., S. 255.