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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1922, 6. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 4 — Heidelberg, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.38039#0019
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Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. IV.

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vorausgeht. Daß ein hinter dem ersten Wort im Satz stehendes
enklitisches Pronomen über ein folgendes Fragewort hinweg auf
das Verbum zu beziehen ist, hat nichts Ungewöhnliches; man
vergleiche PV. 2. 1 Gl.: 'ku-t hampursisnih 'pa den fratom 'apclk ke
kart, d. i. 'd. h. Unterredung über die .Religion zuerst mit wem ist 5
sie von dir geführt worden?’ S. noch §§ 15, 19, 25. Übersetzt man
die mpT. Stelle so, wie ich es vorschlage, so kommt jedenfalls der
Gegensatz zwischen 'Herr des Alls’ und dem Inhalt der Frage
schärfer zum Ausdruck, und vielleicht würden M. und S. ebenso
übersetzt haben, wenn ihnen die Bedeutung von ubedär klar ge- 10
wesen wäre.
Aber jedenfalls steht hier das enkl. Pronomen an der Grenze
zum possessiven Gebrauch, wie er im Neupersischen gäng und
gäbe ist; und die Stelle ist eine von denen, die zeigen können,
wie das enkl. Pronomen dazu gelangt ist, das Possessivum zu er- 15
setzen, eine Funktion, die ihm jedenfalls von Anfang an nicht
zukam.
21. Allein sie wurde ihm schon frühzeitig zugeführt. Denn
bereits im Alt Persischen ist der possessive Gebrauch der
enklitischen Pronomina durchaus üblich; vgl. z. B. Bh. 2. 13 (75): 20
duvarayämaiy bastah adäriy 'an meinem Tor wurde er gefesselt
gehalten’; — Bh. 4. 11 (58): utätaiy tauma ma biya 'und deine
Familie soll auf hören zu sein’; — Bh. 3. 8 (50): martiyä tyaisaiy
fratama anusiya ahanta 'die Männer, die seine vornehmsten An-
hänger waren’; — weitere Beispiele verzeichnet Meillet VP. 177 ff. 25
Bei einigen kann man schwanken, ob man das enkl. Pronomen
mit dem Nomen oder dem Verbum verbinden soll, die Grenze ist
eben gar schmal. — Aus dem InschriftenPahlavI vermag
ich einen sicheren Beleg für diesen Gebrauch nicht beizubringen.
22. Aber die selbe Verwendung der enkl. Pronomina, die eben so
fürs Altpersische nachgewiesen wurde, ist auch dem Turfän-
PahlavI geläufig, und zwar in beiden Dialekten1). Ich führe
an: M 1. 193 ff.: eycig-0m2) . . . framad ö fräsend dösist pusar-pn 'da
ist von mir dem liebsten Kind, meinem Sohn befohlen worden’; —
9 Die hier zu scheiden unnötig ist. Man beachte aber in den folgenden 35
Beispielen die Differenz nig° in nigäd, nigös, und niy° in niyös0, dieses persisch;
vgl. np. myösiclan und niyäyisn, wozu Bthl. ZendHss. 373.
2) Oder eg-oin.

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