Studien zur Spätscholastik. II.
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stimmend bezeugt, daß es nicht ernstlich bezweifelt werden kann1.
Die dortige Theologie pflegt man unbesehen unter dasselbe Schema
zu bringen, und in der Tat sind gegen Ende des Jahrhunderts die
Usingen und Trudvetter, die Lehrer Luthers, auch als theologische
Fachvertreter waschechte Okkamisten. Wie aber, wenn es sich bei
ihnen ähnlich wie bei ihrem Zeitgenossen Gabriel Biel, dem Tübin-
ger, um eine späte und bewußte Erneuerung des echten Okkamis-
mus handelte, nicht um eine lebendig-kontinuierliche Schultradi-
tion ? Jedenfalls beweist die streng okkamistische Haltung dieser
spätesten Erfurter noch nicht, daß schon zu Anfang des Jahr-
hunderts die Parteifarbe der dortigen Theologie ebenso deutlich
sichtbar war — mag auch damals im Bezirk der Logik der Okka-
mismus vorgewaltet haben. Und in der Tat zeigen sich starke
Spuren thomistischer Theologie auch auf diesem Boden: die Sta-
tuten des großen collegium Ainplonianum zielen ausgesprochener-
maßen auf nichts anderes ab als auf eine Einführung der Studie-
renden in die Theologie des doctor sanctus. Weniger bedeutsam
erscheint mir das Auftauchen einzelner thomistischer Schriften im
Besitz von Erfurter Lehrern oder die Apologetik des Thomismus
durch den Karthäusermönch Johannes vom Hagen, der eine Zeit-
lang in Erfurt studiert hat — Notizen, auf die Benary ein über-
trieben großes Gewicht legt2. Dergleichen Dinge kamen schließlich
1 Benary 1. c. tut so, als ob diese Ansicht sich ausschließlich auf eine
(übrigens ganz eindeutige) Stelle des Heidelberger manuale scholarium stützte,
das er nicht ernst nehmen möchte. Aber was er selbst gegen diese auch von
Bauch (Universität Erfurt im Zeitalter des Frühhumanismus) und von
Kampschulte, also immerhin von gründlichen Kennern dieser Verhältnisse
geteilte Annahme vorbringt, ist größtenteils kraftlos. Er stützt sich mit Vor-
liebe auf Matrikelnotizen u. dgl.; Erfurter Studierende und Magister, die nach
Köln gehen oder von dort herkommen, beweisen ihm, daß auch die thomi-
stische Doktrin in Erfurt gelehrt worden sei, und umgekehrt. Aber solche
Übersiedelungen, wie sie zumal unter den zahlreichen Ordensmitgliedern der
Erfurter Universität ganz selbstverständlich sind — genau so auch z. B. in
Heidelberg vor der Einführung der via antiqua! —, beweisen wenig oder nichts.
Wer will wissen, ob die Verwandtschaft der Schulen und nicht irgendein
ganz äußerliches Motiv den Anlaß zur Übersiedlung gab ? Wie häufig war der
- auch in den Statuten regelmäßig vorgesehene — Übertritt von einer via
zur andern! (B. p. 35ff.). Im einzelnen finden sich bei B. noch zahlreiche Schief-
heiten (bes. p. 61 ff.), deren Widerlegung nicht immer lohnt. Woher weiß er
z. B., daß die Franziskaner im Normalfall immer Skotisten waren? Auch
Okkam war bekanntlich Franziskaner!
2 1. c. 27, 35ff. Über das Amplonianum die Nachweise ibid. 61 ff. Die
kräftige Betonung der thomistischen Haltung des Ampi, ist ein zweifelloses
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stimmend bezeugt, daß es nicht ernstlich bezweifelt werden kann1.
Die dortige Theologie pflegt man unbesehen unter dasselbe Schema
zu bringen, und in der Tat sind gegen Ende des Jahrhunderts die
Usingen und Trudvetter, die Lehrer Luthers, auch als theologische
Fachvertreter waschechte Okkamisten. Wie aber, wenn es sich bei
ihnen ähnlich wie bei ihrem Zeitgenossen Gabriel Biel, dem Tübin-
ger, um eine späte und bewußte Erneuerung des echten Okkamis-
mus handelte, nicht um eine lebendig-kontinuierliche Schultradi-
tion ? Jedenfalls beweist die streng okkamistische Haltung dieser
spätesten Erfurter noch nicht, daß schon zu Anfang des Jahr-
hunderts die Parteifarbe der dortigen Theologie ebenso deutlich
sichtbar war — mag auch damals im Bezirk der Logik der Okka-
mismus vorgewaltet haben. Und in der Tat zeigen sich starke
Spuren thomistischer Theologie auch auf diesem Boden: die Sta-
tuten des großen collegium Ainplonianum zielen ausgesprochener-
maßen auf nichts anderes ab als auf eine Einführung der Studie-
renden in die Theologie des doctor sanctus. Weniger bedeutsam
erscheint mir das Auftauchen einzelner thomistischer Schriften im
Besitz von Erfurter Lehrern oder die Apologetik des Thomismus
durch den Karthäusermönch Johannes vom Hagen, der eine Zeit-
lang in Erfurt studiert hat — Notizen, auf die Benary ein über-
trieben großes Gewicht legt2. Dergleichen Dinge kamen schließlich
1 Benary 1. c. tut so, als ob diese Ansicht sich ausschließlich auf eine
(übrigens ganz eindeutige) Stelle des Heidelberger manuale scholarium stützte,
das er nicht ernst nehmen möchte. Aber was er selbst gegen diese auch von
Bauch (Universität Erfurt im Zeitalter des Frühhumanismus) und von
Kampschulte, also immerhin von gründlichen Kennern dieser Verhältnisse
geteilte Annahme vorbringt, ist größtenteils kraftlos. Er stützt sich mit Vor-
liebe auf Matrikelnotizen u. dgl.; Erfurter Studierende und Magister, die nach
Köln gehen oder von dort herkommen, beweisen ihm, daß auch die thomi-
stische Doktrin in Erfurt gelehrt worden sei, und umgekehrt. Aber solche
Übersiedelungen, wie sie zumal unter den zahlreichen Ordensmitgliedern der
Erfurter Universität ganz selbstverständlich sind — genau so auch z. B. in
Heidelberg vor der Einführung der via antiqua! —, beweisen wenig oder nichts.
Wer will wissen, ob die Verwandtschaft der Schulen und nicht irgendein
ganz äußerliches Motiv den Anlaß zur Übersiedlung gab ? Wie häufig war der
- auch in den Statuten regelmäßig vorgesehene — Übertritt von einer via
zur andern! (B. p. 35ff.). Im einzelnen finden sich bei B. noch zahlreiche Schief-
heiten (bes. p. 61 ff.), deren Widerlegung nicht immer lohnt. Woher weiß er
z. B., daß die Franziskaner im Normalfall immer Skotisten waren? Auch
Okkam war bekanntlich Franziskaner!
2 1. c. 27, 35ff. Über das Amplonianum die Nachweise ibid. 61 ff. Die
kräftige Betonung der thomistischen Haltung des Ampi, ist ein zweifelloses