Die philosophische Fakultät und mit ihr die gesamte Uni-
versität und die Heidelberger Akademie der Wissenschaften stehen
erschüttert an der Bahre eines ihrer hervorragendsten Mitglieder,
den schwere Krankheit plötzlich dahingerafft hat. Mit ihm ist der
Universität einer der ersten Orientalisten Deutschlands und einer
ihrer angesehensten Lehrer geraubt; mit ihm ein Mitglied, das ihr
28 Jahre lang angehört hat. Er hat die strenge Pflichttreue, die
sein Wesen kennzeichnete, auch ihr gegenüber als Teilnehmer wie
als Leiter ihrer Geschäfte bewahrt. Sein immer mit wenig Worten
ausgesprochenes, wohlüberlegtes Urteil, seine reiche Erfahrung,
seine rasche Auffassungs- und Erledigungskraft hat uns in so
mancher schwierigen Frage gefördert. Noch vor kaum 14 Tagen
sahen wir ihn zum letzten Male in einer Fakultätssitzung. Die ihn
näher kannten, machte damals sein leidendes Aussehen besorgt,
mehr noch als seit so manchen Wochen. Nun hat eine Lungen-
entzündung, deren schwere Gefahr für seine immer zarte Natur
er kannte, seinem Leben ein vorzeitiges Ende bereitet.
Wenn ich im Aufträge des Herrn Dekans der philosophischen
Fakultät zu einem Nachruf das Wort ergreife, so darf ich das
so wenig wie ein anderes Mitglied unserer Fakultät als sein un-
mittelbarer Fachgenosse. Aber eine jahrelange enge Zusammen-
arbeit und eine daraus erwachsene Freundschaft, die für mich
immer zum wertvollsten Gewinn meines Lebens gehören wird, mag
es mir vielleicht doch ermöglichen, sein wissenschaftliches und
menschliches Wesen in den Grundzügen in dem Sinne zu zeichnen,
in dem er selbst es angesehen hat.
Carl Bezolds außerordentliche sprachliche Befähigung und
sein Drang, zu den historischen Sprachen namentlich des nahen
und fernen Ostens sich einen Weg zu bahnen, hat sich schon in
seinen Schülerjahren gezeigt. Das elterliche Haus — der Vater,
Dr. jur., war als bayerischer Bezirksgerichtsrat in Donauwörth und
Augsburg tätig — brachte seinen geistigen Interessen volles Ver-
ständnis entgegen. An Professor Haug fand der jnnge Gymnasiast
einen Führer in das Chinesische, mit dessen Studium er auch bald,
unter der gleichen Leitung, das der Keilinschriften verband.
versität und die Heidelberger Akademie der Wissenschaften stehen
erschüttert an der Bahre eines ihrer hervorragendsten Mitglieder,
den schwere Krankheit plötzlich dahingerafft hat. Mit ihm ist der
Universität einer der ersten Orientalisten Deutschlands und einer
ihrer angesehensten Lehrer geraubt; mit ihm ein Mitglied, das ihr
28 Jahre lang angehört hat. Er hat die strenge Pflichttreue, die
sein Wesen kennzeichnete, auch ihr gegenüber als Teilnehmer wie
als Leiter ihrer Geschäfte bewahrt. Sein immer mit wenig Worten
ausgesprochenes, wohlüberlegtes Urteil, seine reiche Erfahrung,
seine rasche Auffassungs- und Erledigungskraft hat uns in so
mancher schwierigen Frage gefördert. Noch vor kaum 14 Tagen
sahen wir ihn zum letzten Male in einer Fakultätssitzung. Die ihn
näher kannten, machte damals sein leidendes Aussehen besorgt,
mehr noch als seit so manchen Wochen. Nun hat eine Lungen-
entzündung, deren schwere Gefahr für seine immer zarte Natur
er kannte, seinem Leben ein vorzeitiges Ende bereitet.
Wenn ich im Aufträge des Herrn Dekans der philosophischen
Fakultät zu einem Nachruf das Wort ergreife, so darf ich das
so wenig wie ein anderes Mitglied unserer Fakultät als sein un-
mittelbarer Fachgenosse. Aber eine jahrelange enge Zusammen-
arbeit und eine daraus erwachsene Freundschaft, die für mich
immer zum wertvollsten Gewinn meines Lebens gehören wird, mag
es mir vielleicht doch ermöglichen, sein wissenschaftliches und
menschliches Wesen in den Grundzügen in dem Sinne zu zeichnen,
in dem er selbst es angesehen hat.
Carl Bezolds außerordentliche sprachliche Befähigung und
sein Drang, zu den historischen Sprachen namentlich des nahen
und fernen Ostens sich einen Weg zu bahnen, hat sich schon in
seinen Schülerjahren gezeigt. Das elterliche Haus — der Vater,
Dr. jur., war als bayerischer Bezirksgerichtsrat in Donauwörth und
Augsburg tätig — brachte seinen geistigen Interessen volles Ver-
ständnis entgegen. An Professor Haug fand der jnnge Gymnasiast
einen Führer in das Chinesische, mit dessen Studium er auch bald,
unter der gleichen Leitung, das der Keilinschriften verband.