Carl Bezold.
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Für sie hatte er auch ein eigenes Organ schon 1884 begründet und
durch fast 40 Jahre geleitet, die Zeitschrift für Assyriologie. Auch
hier ist er ausgegangen von dem rein sprachlichen Interesse. Nie hat
er aufgehört, seine lexikalischen Sammlungen, wie er sie schon bei
der Arbeit an seinem großen Katalog begonnen hatte, zu vermehren.
Aber je deutlicher sich aus jenen zahllosen Tontäfelchen mit
ihren Inschriften und den Reliefs ein einst mächtiges und viel-
seitiges Kulturleben heraushob, desto mehr mußte es ihn reizen,
mit eigener Forschung sich ein Bild davon zu erarbeiten.
Den Religionen des Ostens hatten seine Neigungen ursprüng-
lich wohl ferner gestanden, wie denn der spätere Heidelberger
Ehrendoktor der Theologie in früheren Jahren der Geschichte
der Religion überhaupt kaum besondere Vorliebe entgegenbrachte.
Als aber Albrecht Dieterich das Archiv für Religionswissenschaft
neu begründete, zog er Bezold sogleich zur Mitarbeiterschaft heran.
Das gab ihm den Anstoß, mit Regelmäßigkeit zunächst die lite-
rarischen Erscheinungen über die Religionen Syriens zu verfolgen
und darüber zu berichten. Für die Lietzmann sehen Texte gab er
1904 eine Übersetzung des Schöpfungs- und in 2. Auflage (1911)
auch des Sintflutberichtes. Auch in dem Sammelwerk ,,Die Kultur
der Gegemvart“ hat er 1906 (2. Auflage 1922) in sehr kurzer Form
die babylonisch-assyrische Religion geschildert.
Immer mehr wuchs in ihm der Drang, über die Welt, in der
das Gilgameschepos und das Gedicht von der Weltschöpfung ent-
standen war, über ihre Religion und ihr Weltbild sich durch ein-
dringende Arbeit Klarheit zu verschaffen. Die phantastischen Über-
treibungen dessen, was sich damals Panbabylonismus nannte, konnte
sein klarer Blick nicht mitmachen; aber er begnügte sich nicht mit
kritischer Ablehnung, ging auch nicht den bequemen Mittelweg,
das Unhaltbare halb gelten zu lassen: er legte selber Hand mit an,
vor allem an die Untersuchung der zahlreichen und so eminent
wichtigen astronomischen und astrologischen Inschriften. Da haben
wir beide es als eine glückliche Fügung empfunden, daß mich, der
seit 1908 neben ihm in Heidelberg wirkte, vom anderen Ufer her,
vom Hellenismus und der Erforschung seiner orientalischen Grund-
lagen, das gleiche Interesse zu jenen Studien trieb. In gemeinsamer
Arbeit, etwa von 1911 — 18, durften wir, nicht selten auch unser
astronomischer Kollege Aug. Kopff als dritter im Bunde, eine
Reihe von Untersuchungen durchführen und vorlegen. Wie weit
er selbst schon 1910 in die Fragen der babylonischen Himmelskunde
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Für sie hatte er auch ein eigenes Organ schon 1884 begründet und
durch fast 40 Jahre geleitet, die Zeitschrift für Assyriologie. Auch
hier ist er ausgegangen von dem rein sprachlichen Interesse. Nie hat
er aufgehört, seine lexikalischen Sammlungen, wie er sie schon bei
der Arbeit an seinem großen Katalog begonnen hatte, zu vermehren.
Aber je deutlicher sich aus jenen zahllosen Tontäfelchen mit
ihren Inschriften und den Reliefs ein einst mächtiges und viel-
seitiges Kulturleben heraushob, desto mehr mußte es ihn reizen,
mit eigener Forschung sich ein Bild davon zu erarbeiten.
Den Religionen des Ostens hatten seine Neigungen ursprüng-
lich wohl ferner gestanden, wie denn der spätere Heidelberger
Ehrendoktor der Theologie in früheren Jahren der Geschichte
der Religion überhaupt kaum besondere Vorliebe entgegenbrachte.
Als aber Albrecht Dieterich das Archiv für Religionswissenschaft
neu begründete, zog er Bezold sogleich zur Mitarbeiterschaft heran.
Das gab ihm den Anstoß, mit Regelmäßigkeit zunächst die lite-
rarischen Erscheinungen über die Religionen Syriens zu verfolgen
und darüber zu berichten. Für die Lietzmann sehen Texte gab er
1904 eine Übersetzung des Schöpfungs- und in 2. Auflage (1911)
auch des Sintflutberichtes. Auch in dem Sammelwerk ,,Die Kultur
der Gegemvart“ hat er 1906 (2. Auflage 1922) in sehr kurzer Form
die babylonisch-assyrische Religion geschildert.
Immer mehr wuchs in ihm der Drang, über die Welt, in der
das Gilgameschepos und das Gedicht von der Weltschöpfung ent-
standen war, über ihre Religion und ihr Weltbild sich durch ein-
dringende Arbeit Klarheit zu verschaffen. Die phantastischen Über-
treibungen dessen, was sich damals Panbabylonismus nannte, konnte
sein klarer Blick nicht mitmachen; aber er begnügte sich nicht mit
kritischer Ablehnung, ging auch nicht den bequemen Mittelweg,
das Unhaltbare halb gelten zu lassen: er legte selber Hand mit an,
vor allem an die Untersuchung der zahlreichen und so eminent
wichtigen astronomischen und astrologischen Inschriften. Da haben
wir beide es als eine glückliche Fügung empfunden, daß mich, der
seit 1908 neben ihm in Heidelberg wirkte, vom anderen Ufer her,
vom Hellenismus und der Erforschung seiner orientalischen Grund-
lagen, das gleiche Interesse zu jenen Studien trieb. In gemeinsamer
Arbeit, etwa von 1911 — 18, durften wir, nicht selten auch unser
astronomischer Kollege Aug. Kopff als dritter im Bunde, eine
Reihe von Untersuchungen durchführen und vorlegen. Wie weit
er selbst schon 1910 in die Fragen der babylonischen Himmelskunde