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Boll, Franz; Bezold, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 1. Abhandlung): Carl Bezold: Nachruf, im Namen der philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg, gesprochen bei der Beisetzung am 23.11.22 — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38042#0019
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Carl Bezold.

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den heutigen Umständen veröffentlicht werden könne; und so ent-
schloß sich sein praktischer Sinn zur Ausarbeitung eines kürzeren
babylonisch-assyrischen Wörterbuches, das auf die Mitteilung der
Belege verzichten wollte. Diesem Glossar, das er wiederum gemein-
sam mit seiner Gattin bearbeitet hat, galt sein ganzes Interesse
in den letzten Jahren: es war, wie er oft aussprach, sein Herzens-
wunsch, diese Arbeit zu Ende zu bringen und im Druck vollendet
zu sehen, ehe er scheiden müsse. Seine Hoffnung ist ihm nicht ganz
erfüllt worden. Möge es seinen Schülern gelingen, diese im Rohbau
fertige letzte Arbeit ihres Meisters der Wissenschaft dennoch in
kurzem zugänglich zu machen.
Es ist den Bezold Näherstehenden kein Zweifel, daß er sich
im letzten Jahr bei der Arbeit an diesem Wörterbuch Übermäßiges
zugemutet hat, als ob er die Nähe seines Endes geahnt hätte. Er
hat wirklich im letzten Sommer und Herbstanfang bis zur völligen
physischen Erschöpfung daran gearbeitet; wiederholte Vorstellun-
gen, sich mehr zu schonen, blieben vergeblich.
Carl Bezold war ohne Zweifel einer der fleißigsten Menschen,
die es in diesem sicherlich arbeitsreichen Heidelberg gab. Seit er
sich in verhältnismäßig frühen Jahren von jeder größeren Gesellig-
keit zurückgezogen hatte, war sein Tag von der Arbeit fast völlig
ausgefüllt. Im Winter saß er morgens um 6 Uhr, im Sommer um 5
oder 4 Uhr am Schreibtisch, sich der wohltätigen Stille erfreuend,
ehe die Stadt erwachte; und nur die Mittagspause und etwa ein
Besuch unterbrach diese bis zum Abend währende Arbeit, die dann
in eine für ihn leichtere Lektüre überging, meist wiederum irgend
ein Stück aus der orientalischen Literatur.
Nach dem Semester aber suchte und fand er die oft sehr nötige
Erholung in Reisen oder Aufenthalten im Gebirge: in Lugano oder
Engelberg, und später, als den Deutschen sich die Schweiz und der
Süden verschloß, in den Bergen der bayrischen Heimat oder von
Tirol, am liebsten mit dem Freunde schon der frühen Kindheit, dem
berühmten Münchener Kliniker Friedrich von Müller und dessen
Familie, auch mit einigen anderen näheren Freunden. Und da
draußen änderte er nun mit aller Gründlichkeit seine Lebensführung
und wurde zu einem so kindlich-fröhlichen, mit Kindern wie ihres-
gleichen spielenden und zu jedem Scherz aufgelegten Menschen,
daß so mancher, der in ihm nur den ernsten und vielleicht abweisend
erscheinenden Gelehrten sehen mochte, ihn kaum wiedererkannt
hätte. Er war voll fröhlicher Geschichten und guter alter Schwänke,
 
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