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Karl Hampe:
Kriegsausbruch schon ziemlich weit gefördert, ist aber infolge der
ungünstigen Wirtschaftsverhältnisse seither ins Stocken geraten.
Der genannte Brief steht in der Handschrift auf fol. 123c1. Wenn
er bisher keine Beachtung gefunden hat, so liegt das einmal daran,
daß vor mir sich überhaupt noch niemand mit dieser wichtigen
Sammlung beschäftigt hatte, dann aber auch daran, daß jedes
Stück daraus in seiner formelhaften Herrichtung und textlichen
Verderbnis Rätsel aufgibt, die zunächst gelöst sein wollen, ehe man
an seine Verwertung herantreten kann. Auch in diesem Falle
müssen wir uns die volle Erkenntnis erst etwas mühsam erringen.
Während die Namen von Absender und Empfänger wie fast
überall in der Sammlung fehlen, hat sich im Text zweimal die Be-
ziehung auf Neapel erhalten, einmal in Verbindung mit der Stadt,
das andere Mal zur Bezeichnung der Universität, denn das bedeutet
der Ausdruck Studium Neapolitanum auch ohne den Zusatz des
Attributs generale oder universale nach dem auch sonst üblichen
Brauch der Zeit2. Daß das Stück die früheste Geschichte der Uni-
versität Neapel betrifft, ist danach von vornherein sicher, denn die
Capuaner Sammlung enthält sonst nur Briefe aus dem Anfang des
13. Jahrhunderts. Soviel ich bis jetzt sehe, stammt von den sicher
datierbaren Stücken sonst das späteste aus dem Herbst 12143.
Unser Brief fällt daher, wenn er nach der Gründung der neapolita-
nischen Universität (1224) entstanden ist, bereits einigermaßen aus
dem übrigen chronologischen Rahmen heraus. Damit stimmt jedoch
am Schlüsse die Erwähnung der ,,kaiserlichen Majestät“ überein,
die erst nach Friedrichs II. Kaiserkrönung im Jahre 1220 üblich
ist. Wir werden sogar noch weiter hinauf in die dreißiger Jahre
geführt. Denn aus dem Inhalt wird sogleich ersichtlich, daß nach
ganz kurzer Zeit bereits eine Unterbrechung des kaum in Gang
gebrachten Universitätsbetriebes erfolgt ist, und damit kann nur
jene schon oben angedeutete Auflösungsperiode der Jahre 1229 bis
1234 gemeint sein.
„Aus der Lehre der heiligen Schrift“, so beginnen die Absender
des Briefes, „haben wir gelernt, daß auf der Heiterkeit des künig-
1 Die 4 Kolumnen von Vorder- und Rückseite jedes Blattes bezeichne ich
mit a, b, c, d.
2 Vgl. Kaufmann, a. a. 0., S. 104.
3 Es ist der auf das Kloster Marbach im Elsaß bezügliche Brief Papst
Innozenz’ III., den ich in der Zeitschr. f. Gesch. des Oberrheins (N. F. Bd. 20,
S. 8ff.) veröffentlicht habe.
Karl Hampe:
Kriegsausbruch schon ziemlich weit gefördert, ist aber infolge der
ungünstigen Wirtschaftsverhältnisse seither ins Stocken geraten.
Der genannte Brief steht in der Handschrift auf fol. 123c1. Wenn
er bisher keine Beachtung gefunden hat, so liegt das einmal daran,
daß vor mir sich überhaupt noch niemand mit dieser wichtigen
Sammlung beschäftigt hatte, dann aber auch daran, daß jedes
Stück daraus in seiner formelhaften Herrichtung und textlichen
Verderbnis Rätsel aufgibt, die zunächst gelöst sein wollen, ehe man
an seine Verwertung herantreten kann. Auch in diesem Falle
müssen wir uns die volle Erkenntnis erst etwas mühsam erringen.
Während die Namen von Absender und Empfänger wie fast
überall in der Sammlung fehlen, hat sich im Text zweimal die Be-
ziehung auf Neapel erhalten, einmal in Verbindung mit der Stadt,
das andere Mal zur Bezeichnung der Universität, denn das bedeutet
der Ausdruck Studium Neapolitanum auch ohne den Zusatz des
Attributs generale oder universale nach dem auch sonst üblichen
Brauch der Zeit2. Daß das Stück die früheste Geschichte der Uni-
versität Neapel betrifft, ist danach von vornherein sicher, denn die
Capuaner Sammlung enthält sonst nur Briefe aus dem Anfang des
13. Jahrhunderts. Soviel ich bis jetzt sehe, stammt von den sicher
datierbaren Stücken sonst das späteste aus dem Herbst 12143.
Unser Brief fällt daher, wenn er nach der Gründung der neapolita-
nischen Universität (1224) entstanden ist, bereits einigermaßen aus
dem übrigen chronologischen Rahmen heraus. Damit stimmt jedoch
am Schlüsse die Erwähnung der ,,kaiserlichen Majestät“ überein,
die erst nach Friedrichs II. Kaiserkrönung im Jahre 1220 üblich
ist. Wir werden sogar noch weiter hinauf in die dreißiger Jahre
geführt. Denn aus dem Inhalt wird sogleich ersichtlich, daß nach
ganz kurzer Zeit bereits eine Unterbrechung des kaum in Gang
gebrachten Universitätsbetriebes erfolgt ist, und damit kann nur
jene schon oben angedeutete Auflösungsperiode der Jahre 1229 bis
1234 gemeint sein.
„Aus der Lehre der heiligen Schrift“, so beginnen die Absender
des Briefes, „haben wir gelernt, daß auf der Heiterkeit des künig-
1 Die 4 Kolumnen von Vorder- und Rückseite jedes Blattes bezeichne ich
mit a, b, c, d.
2 Vgl. Kaufmann, a. a. 0., S. 104.
3 Es ist der auf das Kloster Marbach im Elsaß bezügliche Brief Papst
Innozenz’ III., den ich in der Zeitschr. f. Gesch. des Oberrheins (N. F. Bd. 20,
S. 8ff.) veröffentlicht habe.