Zur Gründungsgeschichte der Universität Neapel.
5
fremder Scholaren betreffenden Privilegien notwendig. Schon am
14. November des gleichen Jahres aber kam Friedrich den Bitten
der Magister und Scholaren Neapels soweit entgegen, daß der Aus-
schluß auf die Angehörigen von acht offen feindseligen Städten
Reichsitaliens und auf die Untertanen des Papstes beschränkt
wurde1. Die Fortexistenz der Universität, deren der Kaiser zur
Ausbildung seines Beamtennachwuchses jetzt um so weniger ent-
behren konnte, war dadurch zum mindesten ermöglicht, freilich zu-
nächst nur in dem engeren Rahmen einer nahezu ausschließlichen
Landeshochschule, denn von dem noch gestatteten Zuzug von aus-
wärts dürfte in den wilden Kriegszeitläuften, die bis zu Friedrichs
Tod fortdauerten und bei den strengen Paßvorschriften, die zur
Sicherheit seines sizilischen Reiches erlassen waren, kaum in aus-
gedehnterem Maße Gebrauch gemacht worden sein. Es war somit
mehr ein Zwang des Schicksals, als eine Schuld des Kaisers, wenn
seine Universitätsschöpfung nicht recht in Blüte kommen wollte
und, solange er lebte, über das erste Entwicklungsstadium kaum
hinausgelangte.
Nur ganz wenige Urkunden sind es, die uns über diese Grün-
dungsgeschichte erhalten sind, und über das eigentliche Leben an
der Universität in dieser Frühzeit berichten sie uns fast nichts.
Da wird es gerade angesichts der in diesem Mai stattfindenden
700jährigen Gedächtnisfeier willkommen sein, daß ich diese Doku-
mente um einen nicht uninteressanten Brief zu vermehren in der
Lage bin. Ich entnehme ihn der im Cod. lat. 11867 der Pariser
Nationalbibliothek enthaltenen Capuaner Briefsammlung. Die
wertvollsten Stücke daraus zur Jugendgeschichte Friedrichs II., zu
damaligen Zeitereignissen und inner sizilischen Kämpfen habe ich,
wie ich wohl als bekannt voraussetzen darf, bereits erstmalig ver-
öffentlicht2. Eine Ausgabe der ganzen Sammlung war bis zum
1 Vgl. Reg. Imp. Y, 2556—-2558. In der Auffassung, daß es sich hier
nur um eine Maßnahme gegen die Fremden, nicht um eine erneute Aufhebung
der Gesamtuniversität handelte, schließe ich mich an Kaufmann, a. a. O.,
S. 329, an.
2 Zur Handschrift verweise ich auf Jahrg. 1910, Abhandlung 8 dieser
Sitzungsberichte, wo auch meine älteren Veröffentlichungen aus der Samm-
lung auf gezählt sind. Seitdem erschienen „Mitteilungen aus der Capuaner
Brief Sammlung“ I, II, ebenda Jahrg. 1910, Abh. 13; III, Jahrg. 1911, Abh. 5;
IV, Jahrg. 1912, Abh. 14. Zur Benützung von andern Teilen des Pariser
Codex vgl. auch M. Esposito, On some unpublished poems attributed to
Alexander Neckam, Engl. hist. Rev. 30 (1915), S. 450.
5
fremder Scholaren betreffenden Privilegien notwendig. Schon am
14. November des gleichen Jahres aber kam Friedrich den Bitten
der Magister und Scholaren Neapels soweit entgegen, daß der Aus-
schluß auf die Angehörigen von acht offen feindseligen Städten
Reichsitaliens und auf die Untertanen des Papstes beschränkt
wurde1. Die Fortexistenz der Universität, deren der Kaiser zur
Ausbildung seines Beamtennachwuchses jetzt um so weniger ent-
behren konnte, war dadurch zum mindesten ermöglicht, freilich zu-
nächst nur in dem engeren Rahmen einer nahezu ausschließlichen
Landeshochschule, denn von dem noch gestatteten Zuzug von aus-
wärts dürfte in den wilden Kriegszeitläuften, die bis zu Friedrichs
Tod fortdauerten und bei den strengen Paßvorschriften, die zur
Sicherheit seines sizilischen Reiches erlassen waren, kaum in aus-
gedehnterem Maße Gebrauch gemacht worden sein. Es war somit
mehr ein Zwang des Schicksals, als eine Schuld des Kaisers, wenn
seine Universitätsschöpfung nicht recht in Blüte kommen wollte
und, solange er lebte, über das erste Entwicklungsstadium kaum
hinausgelangte.
Nur ganz wenige Urkunden sind es, die uns über diese Grün-
dungsgeschichte erhalten sind, und über das eigentliche Leben an
der Universität in dieser Frühzeit berichten sie uns fast nichts.
Da wird es gerade angesichts der in diesem Mai stattfindenden
700jährigen Gedächtnisfeier willkommen sein, daß ich diese Doku-
mente um einen nicht uninteressanten Brief zu vermehren in der
Lage bin. Ich entnehme ihn der im Cod. lat. 11867 der Pariser
Nationalbibliothek enthaltenen Capuaner Briefsammlung. Die
wertvollsten Stücke daraus zur Jugendgeschichte Friedrichs II., zu
damaligen Zeitereignissen und inner sizilischen Kämpfen habe ich,
wie ich wohl als bekannt voraussetzen darf, bereits erstmalig ver-
öffentlicht2. Eine Ausgabe der ganzen Sammlung war bis zum
1 Vgl. Reg. Imp. Y, 2556—-2558. In der Auffassung, daß es sich hier
nur um eine Maßnahme gegen die Fremden, nicht um eine erneute Aufhebung
der Gesamtuniversität handelte, schließe ich mich an Kaufmann, a. a. O.,
S. 329, an.
2 Zur Handschrift verweise ich auf Jahrg. 1910, Abhandlung 8 dieser
Sitzungsberichte, wo auch meine älteren Veröffentlichungen aus der Samm-
lung auf gezählt sind. Seitdem erschienen „Mitteilungen aus der Capuaner
Brief Sammlung“ I, II, ebenda Jahrg. 1910, Abh. 13; III, Jahrg. 1911, Abh. 5;
IV, Jahrg. 1912, Abh. 14. Zur Benützung von andern Teilen des Pariser
Codex vgl. auch M. Esposito, On some unpublished poems attributed to
Alexander Neckam, Engl. hist. Rev. 30 (1915), S. 450.