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Bartholomae, Christian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 3. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 5 — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38044#0026
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Christian Bartholomae.

obl. sing, und plur. dem nämlichen Kasus entstammen müssen.
Es ergibt sich also, daß die Bildung des Cas. obl. sing, und plur.
unabhängig voneinander geschehen konnte.
9. 3. Auch der dritte Grund ist nicht durchschlagend. Wenn
man schon zugibt, daß zur Erklärung des fraglichen -e allein die
«-Deklination in Betracht komme, so bleibt doch noch der in den
altiranischen Dialekten geläufige Lokativ auf -aia (-ai + «), dessen
Nachform ebenfalls sich vom Nominativ durch das Mehr einer
Silbe abheben mußte und somit zur Verwendung als Cas. obl.
geeignet war. Nach Meillet braucht das APers. die um a ver-
mehrten Lok. Sing. (ZDMG. 46. 298), bei der «-Deklination also
die cw/ä-Formen, bei allen Substantiven mit Ausnahme der Nomina
propria, VPers. 156, 161 f., 164.1) Wegen ihrer Erhaltung ließe
sich auf die msak. Gestalt des Lok. Plur. verweisen, vgl. § 7 und
Konow GGA. 1012. 562; s. ferner § 17. ln der Tat hat auch
schon Geiger GIrPh. ib. 358 an den Lokativ als Quelle des Cas.
obl. gedacht; -aiä hätte gewiß im MPers,, usw., nichts anderes als
eben -e ergeben. Daß aber der Lokativ in allgemeinerer Funktion
nichts unerhörtes ist, zeigt das afy. kam 'wer?’, dessen Zurückführung
auf iran. *hahmi (= jAw. Jcahmi) durch yam 'ich bin’ = iran. *ahmi
= ap. amiy, jAw. ahmi gesichert ist.2) S. noch unten § 10, 17.
10. 4. Weiter, der vierte Grund: der genitivische Gebrauch
des e-Kasus kann ebenfalls nicht als entscheidend angesehen werden.
Es ist ja sicher richtig, daß die genitivische Funktion der e-Formen
recht häufig vorkommt.3) Aber sie ist eben doch nur eine von
den verschiedenen kasuellen Funktionen, die die e-Formen ver-
richten. In der nämlichen Inschrift (von Hajiäbäd), aus der ich
oben das rnparth. puhrepuhr angeführt habe, finden sich auch mp.
'pat 'en darrake3) 'in dieser Felsspalte’, und o 'an cetake3)4) 'nach
5 Ein gAw. (d. i. altAw.) Lok. Sing, dieser Bildung ist vyänayä Y. 29. 6,
das ich jetzt nach Salemann ManStud. 1. 64 mit dem mpT. gyän GY’N = np.
jän verbinde; s. oben S. 13 No. 1. — So auch Andreas-Wackernagel GGN. 1913.
378. Aber warum lesen sie mit Trennung vyönoi ö? Es heißt ja freilich im Aind.
hästa cf; aber das ap. dastayä steht doch näher.
2) Iran. *kahmcct (Abi.) und *kahmäi (Dat.) können sich in afy. kam nicht
fortsetzen, die Auslautssilben wären nicht verloren gegangen. — Über eine
andere mit sm gebildete pers. Pronominalform s. WZIvM. 30. 34 No.
3) S. die Einschiebung § 10 a ff.
4) S. dazu KZ. 35. 164.
 
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