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Bartholomae, Christian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 3. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 5 — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38044#0028
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28

Christian Bartholomae.

des vorhergehenden Worts. Sollen diese Schreibungen *pese,
*beröne, *öröne, *örondare meinen?* 1) Von entscheidender
Wichtigkeit ist das letztgenannte Adverb; sein d, das es dem
t des alten Komparativsuffixes, airan. tcira- gegenüberstellt,
5 bürgt dafür, daß das der Bildung zugrund liegende Wort
zur Zeit der Bildung auf -n auslautete, denn nur eben hinter
n konnte sich t in die Media d umsetzen; s. Hübschmann
PSt. 190 f. — Und was soll man für das Y in ' YTY NRaj.
17 f. cer ist’ — mit ’YT als Maske für ast — annehmen?
io Einen Langvokal kann es hier doch ganz gewiß nicht aus-
drücken?
10b. Ich meine, daß das inschriftliche -Y in sehr vielen
Fällen dem w-Zeichen am Ende zahlreicher Wörter des Bucli-
Paldavi entspricht, eine Ansicht, die ich zuerst bei West
15 JRAS. 1869. 378 ausgesprochen finde. Aber freilich, so ist
diese Entsprechung nicht auszulegen, daß man nun in den
Büchern überall für das -n ein -e lesen dürfte oder müßte,
wo die strenge Regel einen Cas. obl. erwarten läßt, so daß
ein Bild grammatischer Vollkommenheit entstünde. Kennen
20 doch die rnpers. und mparth. Texte von Turfan jenes -Y
überhaupt nicht, selbst da nicht, wo man es für das -e des
Cas. obl. erwarten sollte.
Man darf, glaube ich, in dem -Y der Inschriften ebenso
wie in dem -n der Bücher in vielen Fällen den Ausdruck
as eines Murmelvokals sehen. Auf die Möglichkeit, daß dem
Schluß-n diese Bedeutung zukommen könne, habe ich schon
IE. 38. 26 aufmerksam gemacht, und dabei auf eine ganz ähn-
liche Erscheinung in den buddhistischen Texten des MSogh-
dischen hingewiesen, auf des *-a et les -d finaux notes par
30 (älaph), par -h (he) et par -iv (Gauthiot GrSogd. 111). Dazu
stelle ich nun auch das -Y der Inschriften, sofern es nicht
als Ausdruck für -e gelten kann wie eben im Cas. obl.
10 c. Das Auftreten des Murmel vokals dürfte eine satz-
phonetische Erscheinung darstellen. Und zwar ist er ent-
35 ß Man müßte schon annehmen, daß sich -e von gewissen Adverbien aus,
wo es auf lautgeschichtlicher Grundlage beruht, auf andre Adverbien über-
tragen hat, so w'ie -ä im Bctlüci, s. sbal. idä, ödä, padä, sarä, usw. (vgl. GIrPh.
1 b. 246), -cm im MPersischen, s. etön, perämön, nikön, usw.
 
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