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Ruska, Julius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 5. Abhandlung): Sal ammoniacus, Nušādir und Salmiak — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38046#0004
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Julius Ruska:

Wie kam man nun dazu, das Fremdwort in Europa durch sal
ammoniacus zu ersetzen? Und wrer hat zuerst versucht, das Salz der
Ammonsoase dem asiatischen Nuschädir gleichzustellen? Der Be-
antwortung dieser Fragen soll die vorliegende wortgeschichtliche
Studie gewidmet sein. Ich schicke ein paar Bemerkungen über
den Ursprung beider Bezeichnungen und die Natur der durch die
Worte bezeichneten Stoffe voraus.
Die älteste Nachricht über das Vorkommen von Salz in der
Ammonsoase verdanken wir Herodot. Im vierten Buche, wo er
in seltsamer Wiederkehr der Wendungen die Oasen Libyens be-
schreibt, lesen wir (IV7, 181): Έν δε τή όφρυρ ταύτμ μάλιστα διά
δέκα ήμερέων όδοΰ άλός εστι τρύφεα κατά χόνδρους μεγάλους
έν κολυυνοΐσι, και εν κορυφήσι έκάστου τοΰ κολωνοΰ άνακοντίλει
εκ μέσου τοΰ άλός ύδωρ ψυχρόν και γλυκύ, περί δε αυτόν άνθρωποι
οίκέουσι . . . Άμμώνιοι, έχοντες τό ίρόν από τοΰ Θηβαιέος Διός . . .
(182) Μετά δε Άμμωνίους διά τής όφρύης τής ψάμμου δι’ άλλέων δέκα
ήμερέων όδοΰ κολωνός τε άλός εστι όμοιος τω Άμμωνίω και ύδωρ κτλ.
Jahrhundertelang schweigt dann die Überlieferung, bis wieder un-
gefähr gleichzeitig mit Celsus, Dioskurides, Plinius etwas aus-
führlicher von dem Salze die Rede ist. Das wirksamste der Salze
ist nach Dioskurides V, 109 (ed. Wellmann III, p. 79) das Berg-
salz, ganz besonders das Ammonsalz, das spaltbar ist und ebene
Spaltflächen besitzt: των δέ αλών ένεργέστατον μέν εστι τό ορυκτόν
. . . ιδίως δε τό άμμωνιακόν τω γένειρ σχιστόν τε και ευθείας τας
διαφύσεις έχον. Was Plinius XXXI, 39 des weiteren berichtet,
sind Fabeln, und auch darin hat er unrecht, daß er neben dem
oraculum Hammonis, von dem der Name des Salzes abzuleiten
ist, noch die Ableitung von άμμος erwähnt: Cyrenaici tractus no-
bilitantur Hammoniaco et ipso, quia sub arenis inveniatur, appel-
lato. Als Handelsmarke neben spanischem und kappadokischem
Salz erw7ähnt es Columella; als bestes für medizinische Zwecke
wird es von Galen gerühmt XIII, 942/43: αλλά βέλτιον πολύ Άμ-
μωνιακόν τε και καθαρόν θαλάσσιον. Daß es sich beim Ammonsalz
•—■ so will ich es zur Unterscheidung vom späteren sal ammoniacus
nennen —, um gewöhnliches Steinsalz, nicht um Salmiak handelt,
bedarf heute keiner besonderen Beweisführung.
Fehlt somit den Alten jedes Bewußtsein einer spezifischen
Differenz zwischen Berg- oder Steinsalz, reinem Salz und Ammon-
salz, so ist auch erklärlich, daß diese besondere Marke in den
chemischen Schriften der folgenden Jahrhunderte so gut wie
 
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