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Ruska, Julius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 5. Abhandlung): Sal ammoniacus, Nušādir und Salmiak — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38046#0005
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Sal ammoniacus, Nusadir und Salmiak.

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nie erwähnt wird. Ich finde das Salz in Berthelots Collection
des Alchimistes Grecs neben άλας άνθιον und άλας κοινόν unter
dem Decknamen Αλάβαστρος in dem sicher späten ΛέΗικον κατά
στοιχεΐον τής χρυσοττοιίας (a. a. Ο. t. II, Text S. 4, Z. 15), und in
einer ähnlichen Liste der Hs. von St. Marco, die Berthelot t. I,
S. 108 der „Introduction“ in Faksimile wiedergegeben hat. Es
ist kaum ein Zweifel möglich, daß es hier den ursprünglichen
Sinn von Ammonsalz hat. Ich finde es nirgends in den wirklich
alten chemischen Schriften, die von Zosiraos, Olympiodor,
Pseudodemokritos u. a. herrühren. Ich finde es als Bestandteil
eines Textes einzig und allein in einem chemischen Rezept der um
1478 vollendeten Handschrift A (Paris 2327), die Berthelot im
V. Teil der Collection des Alchimistes Grecs veröffentlicht hat. Jenes
Rezept zum Goldmachen aber trägt, wenn auch nicht so hand-
greiflich wie zahllose andere, die deutlichen Spuren der Rück-
übersetzung aus dem Arabischen, vielleicht selbst der Rücküber-
setzung aus einer lateinischen Handschrift mit arabischer Grundlage.
Und hier bedeutet nun άλας άμμονιακόν zweifellos den Salmiak.
Auch Berthelot, der das Alter der Rezepte im ganzen über-
schätzt, kann hier nicht umhin zuzugeben, daß das Rezept Worte
cXune epoqne moins reculee enthält. Sehen wir uns die Vorschrift
näher an, so wird verlangt (Text S. 382, Übers. S. 366) χαλκόν τον
φυσικόν siebenmal zu gießen und jedesmal eine andere Substanz
darauf zu werfen: zuerst λελυμένον τάρταρον öoov θέλεις — also
gelösten tartarus oder Weinstein, soviel du willst1) — dann
Οτυπτηρίαν τετριμμένην ώς κονιορτόν — staubfein zerriebenen Alaun
—- dann ebensolches άλας άμμυυνιακόν, νίτρον, άρσενίκην, άφρο-
σεληνον, τού τι αν τής Σπανίας πράσινον προτετριμμενην μετά oupou
αφθόρου . . . γενομένην Ηηρίον, και (θέλεις) ίόεΐν, Θεοΰ θέλοντος,
χρυσόν. Es ist schwer, hier nicht an das U und «h aj. ö' der
arabischen Rezepte zu denken, und noch schwerer, die grüne spa-
nische tutia kV samt dem tartarus für alt zu halten. In dieser
•Umgebung kann auch άλας άμμυυνιακόν wohl nicht die klassische,
sondern nur die spätmittelalterliche Bedeutung Salmiak haben.
Man wird nun erwarten, wenn ich von der handgreiflichen
Abhängigkeit zahlreicher Rezepte von arabischen Quellen spreche,
daß der dort so oft genannte Nusadir ebenso häufig in den grie-
1) Vgl. E. 0. y. Lippmann, Entstehung und Ausbreitung d. Alchemie, S. 485 und
S. 666. Die Herkunft des Wortes ist noch immer nicht ganz geklärt, wenn auch
die Ableitung aus pers. durcl „Bodensatz11 am meisten für sich hat.
 
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