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Ruska, Julius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 5. Abhandlung): Sal ammoniacus, Nušādir und Salmiak — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38046#0006
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Julius Ruska:

chischen Rezepten vorkomme. Und tatsächlich findet sich das
Salz an ziemlich vielen Stellen erwähnt; nur versteckt es sich
unter dem bisher unaufgeklärten Namen τζαπαρικόν (a. a. 0. p. 323,
325, 335, 365 u. a.). Berthelot-Ruelle übersetzen es (vgl. S. 309)
mit sei de soude, in der zugehörigen Fußnote wird darauf hin-
gewiesen, daß es von Ducange mit sei ammoniac wiedergegeben
werde und offenbar ursprünglich das Salz des Plinius, später den
Salmiak bedeute. Ich glaube das Wort erklären zu können: ich
vermute darin jy\i säpür, einen der Decknamen des Nusädir,
den der Kärschünltext bei Berthelot, La Ghimie au Moyen Age
(t. II, S. 73, Z. 3 v. u.) neben vielen andern1) anführt. Er scheint
in spätgriechischen Texten ebenso das Grundwort ersetzt zu
haben, wie in spätlateinischen Texten neben almicadir und seinen
zahllosen Varianten der Deckname vUxJI ai'uqäb als Allocaplt,
Aliocab usw. gebräuchlich war.
Wie steht es aber nun mit der Etymologie von Nusädir?
Bei diesem Namen stehen wir vor einem noch immer nicht be-
friedigend gelösten Rätsel. F. de Mely glaubte das Wort aus
chinesischem nao-sa uud einer persischen Endung dzer ableiten
zu können, und Η. E. Stapleton bringt es mit nau-sa und pers.
jjU dam „Medizin“ zusammen. Beide Versuche werden von
B. Läufer (Sino-lranica, S. 504—506) mit gewohnter Sachkunde
als unhaltbar zurückgewiesen.
Methodisch richtig wird man Vorgehen, wenn man die
Heimat des Worts in der Heimat des Salzes sucht: nur
bleibt auch dann noch des Unbekannten genug. Da eine der
bevorzugten Fundstätten die Landschaft Sogd in Baktrien ist,
sieht B. Läufer (a. a. 0,, S. 506) ein baktrisches AVort in Nusädir:
«there can be no doubt that it was a word of the Sogdian
language of the type *navsa or nafsa (cf. Sanskrit navasära,
Armenian navf, Greek νάφθα); Persian nasädir, nusädir, nausädir,
nausädur, nosädur being a later development ... In my opinion,
the Sogdian word is related to Persian neft („naphtha“), which
may belong to Avestan napta („moist“)».
AVenn wir aber diesem Gedankengange folgen, so bleibt doch
immer wieder ein Rest unerklärt, die dritte Silbe des AVortes;
auch kann ich mir nicht recht vorstellen, wie das Wort in seinem
Vokalbestand länger und länger geworden sein soll. Der normale Gang

0 Näher läge sabwqän, das sonst Stahl bedeutet.
 
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