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Julius Ruska:
Arzneien in griechischer, syrischer, persischer, indischer und ara-
bischer Sprache enthalten habe. Man erkennt in dem Wort un-
schwer das Syrische säq semaha „Stammbaum der Namen (oder
pusäq?)ul) und wird nicht fehlgehen, vor diesem fünfsprachigen
Typus drei- und zweisprachige Namenlisten anzunehmen, von
denen die Ärzte und die Jünger der Heilkunst bereits in früherer
Zeit Gebrauch machten.
Paulos Aigin et es’ siebenteiliges Werk über die Medizin,
von Hunain b. Ishäq als All jVoi Jcf ins Arabische über-
setzt, enthält im siebenten Teil eine Arzneimittellehre. In der
lateinischen Ausgabe des Io. Guinterus, Venet. 1567 findet sich
eine einzige Zeile, S. 657 in der Liste „De medicinis invicem suc-
cidaneis (so) ex Commentariis galeni“, in der als gegenseitig ver-
tretbar Ammoniaci salis —- Sal Cappadocum genannt sind:
hier haben wir das Samenkorn, aus dem sich in den folgenden
Jahrhunderten der Baum entwickelt hat. Auch ein Armeniacum
ist S. 477 beschrieben: vim habet abstersoriam simul cum modica
acrimonia et minore affrictione, hinc etiam oculariis medicinis
miscetur, et äugen dis palpebrarum pilis usum habet. Dies Ar me-
niacum kann aber schwerlich den Salmiak bedeuten, da dieser
keine mäßige, sondern eine sehr große acrimonia besitzt.
Steht nun durch die vorliegende Untersuchung fest, daß die
Gleichsetzung von Sal ammoniacus und Nusädir schon auf syrisch-
arabischem Sprachgebiet spätestens im Laufe des zehnten Jahr-
hunderts vollzogen wurde, so kann ich mich zum zweiten Teil,
der These einer erneuten Gleich Setzung in lateinischen
AVerken, kürzer fassen. Die Möglichkeit der AATmderung einer
syrisch, nicht arabisch überlieferten Verquickung beider Salze
nach Spanien und von da ins Lateinische läßt sich bei dem heu-
tigen Stand der Quellenforschung weder bestreiten noch beweisen.
Soviel aber scheint mir sicher, daß zunächst eine unmittel-
bare Aufnahme und Umschrift des Fremdworts anzu-
nehmen ist. Falls die Angabe in dem Vorwort zum Liber de
Compositione Älchemiae, quem edidit Morienus Lomanus, Calid Legi
Aegyptium, daß Robertus Castrensis das Buch aus dem
Arabischen ins Lateinische übersetzt habe* 2), sich als
]) Vgl. J. Löw, Aramäische Pflanzennamen, S. 17, Anm. 2; in dem „Vor-
bericht“ wichtige Bemerkungen über die Lexikographen, auf die hier kurz ver-
wiesen sei. Zu püsäq vgl. J. Löw, Or. Litztg. 1913, Sp. 373.
2) Manget, Bibi. Chemica Curiosa 1702, S. 509; vgl. oben S. 9.
Julius Ruska:
Arzneien in griechischer, syrischer, persischer, indischer und ara-
bischer Sprache enthalten habe. Man erkennt in dem Wort un-
schwer das Syrische säq semaha „Stammbaum der Namen (oder
pusäq?)ul) und wird nicht fehlgehen, vor diesem fünfsprachigen
Typus drei- und zweisprachige Namenlisten anzunehmen, von
denen die Ärzte und die Jünger der Heilkunst bereits in früherer
Zeit Gebrauch machten.
Paulos Aigin et es’ siebenteiliges Werk über die Medizin,
von Hunain b. Ishäq als All jVoi Jcf ins Arabische über-
setzt, enthält im siebenten Teil eine Arzneimittellehre. In der
lateinischen Ausgabe des Io. Guinterus, Venet. 1567 findet sich
eine einzige Zeile, S. 657 in der Liste „De medicinis invicem suc-
cidaneis (so) ex Commentariis galeni“, in der als gegenseitig ver-
tretbar Ammoniaci salis —- Sal Cappadocum genannt sind:
hier haben wir das Samenkorn, aus dem sich in den folgenden
Jahrhunderten der Baum entwickelt hat. Auch ein Armeniacum
ist S. 477 beschrieben: vim habet abstersoriam simul cum modica
acrimonia et minore affrictione, hinc etiam oculariis medicinis
miscetur, et äugen dis palpebrarum pilis usum habet. Dies Ar me-
niacum kann aber schwerlich den Salmiak bedeuten, da dieser
keine mäßige, sondern eine sehr große acrimonia besitzt.
Steht nun durch die vorliegende Untersuchung fest, daß die
Gleichsetzung von Sal ammoniacus und Nusädir schon auf syrisch-
arabischem Sprachgebiet spätestens im Laufe des zehnten Jahr-
hunderts vollzogen wurde, so kann ich mich zum zweiten Teil,
der These einer erneuten Gleich Setzung in lateinischen
AVerken, kürzer fassen. Die Möglichkeit der AATmderung einer
syrisch, nicht arabisch überlieferten Verquickung beider Salze
nach Spanien und von da ins Lateinische läßt sich bei dem heu-
tigen Stand der Quellenforschung weder bestreiten noch beweisen.
Soviel aber scheint mir sicher, daß zunächst eine unmittel-
bare Aufnahme und Umschrift des Fremdworts anzu-
nehmen ist. Falls die Angabe in dem Vorwort zum Liber de
Compositione Älchemiae, quem edidit Morienus Lomanus, Calid Legi
Aegyptium, daß Robertus Castrensis das Buch aus dem
Arabischen ins Lateinische übersetzt habe* 2), sich als
]) Vgl. J. Löw, Aramäische Pflanzennamen, S. 17, Anm. 2; in dem „Vor-
bericht“ wichtige Bemerkungen über die Lexikographen, auf die hier kurz ver-
wiesen sei. Zu püsäq vgl. J. Löw, Or. Litztg. 1913, Sp. 373.
2) Manget, Bibi. Chemica Curiosa 1702, S. 509; vgl. oben S. 9.