Sal ammoniacus, Nusädir und Salmiak.
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stichhaltig erweisen sollte, fände sich in diesem ältesten aus ara-
bischer Quelle geflossenen chemischen Texte bereits das Wort als
almizadir vor (S. 514). Diese Entstellung aus almizadir ist auch
sonst weit verbreitet, so besonders in dem Liber Septuaginta (Ber-
thelot, La Chimifi au Mögen Age I, 187 ff. passim) als almigadir;
im Codex Leodiensis des Aristoteles de Lapidibus (V. Rose, Zs. f.
D. Altertum, N. F. 6, 1875), S. 358, Z. 20 als iussiador für
nisdador, ebenda S. 359, Z. 21 als ,,nasciadhor i. liscianada“ qui
fit in balneis; in der Übersetzung des Ihn alGazzär (Ibn-
egizar f. 126b) a. a. 0. S. 418 als „Sal armoniacum vel nuxatir“
(cod. mixatir). Hier haben wir bereits den Übergang, der in dem
Liber Abvali Abincine de Anima in arte Alchimiae, einer späten,
dem Ibn Sinä zugeschriebenen Fälschung vollzogen ist, wo dem
Sal Armonicicus ein besonderes Kapitel gewidmet wird (Artis
Chemicae Prineipes, Basel 1572). Als Sal ammoniacus und armo-
niacus findet sich der Salmiak im lateinischen Geber erwähnt,
allerdings nicht in der Summa Perfectionis, sondern in dem Liber
de inventione veritatis (cf. z. B. Artis Chemicae Prineipes S. 715)
in Form einer jungen Vorschrift für die Darstellung künstlichen
Salmiaks aus Harn, Schweiß, Salz und Ruß; in De Lnvestigatione
Magistern (Straßburger Ausgabe von Zetzner 1598, Gebri Arabis
Philos. de alchemia S. 285), wo die Reinigung des Salmiaks be-
schrieben wird, und in dem von einem andern Verfasser her-
riihrenden1) Testamentum Geberi (Manget, S. 564).
Bei unserem Gange durch die Geschichte des Namens Sal-
miak ist somit nur eine Frage ungeklärt geblieben, der Weg der
Übertragung des für Nusädir bei den Syrern naebgewdesenen Er-
satznamens melhä amomqön bzw. armömqon nach dem Abendlande.
Aber vielleicht gibt uns auch in dieser letzten Frage BarBahlül
an einer bereits oben S. 18 mitgeteilten Stelle einen Fingerzeig.
Dort heißt es:
III. Armöniaqön Lazwärd; hebräisch aber das Salz Amö-
niäqon, d. i. Anüsädör.
VI. Melhä armönlqön, nach Bar Srw und einer Handschrift
A m δ η I q 11 ä, Nusädir.
Sollte die Annahme, daß jüdische Arzte die syrischen Be-
zeichnungen aufgenommen und über Afrika nach Spanien getragen
5 Vgl. hiezu die Untersuchungen bei E. Darmstaedter, Die Alchemie des
Geber, Berl. 1922, S. 181, Anm. 255.
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stichhaltig erweisen sollte, fände sich in diesem ältesten aus ara-
bischer Quelle geflossenen chemischen Texte bereits das Wort als
almizadir vor (S. 514). Diese Entstellung aus almizadir ist auch
sonst weit verbreitet, so besonders in dem Liber Septuaginta (Ber-
thelot, La Chimifi au Mögen Age I, 187 ff. passim) als almigadir;
im Codex Leodiensis des Aristoteles de Lapidibus (V. Rose, Zs. f.
D. Altertum, N. F. 6, 1875), S. 358, Z. 20 als iussiador für
nisdador, ebenda S. 359, Z. 21 als ,,nasciadhor i. liscianada“ qui
fit in balneis; in der Übersetzung des Ihn alGazzär (Ibn-
egizar f. 126b) a. a. 0. S. 418 als „Sal armoniacum vel nuxatir“
(cod. mixatir). Hier haben wir bereits den Übergang, der in dem
Liber Abvali Abincine de Anima in arte Alchimiae, einer späten,
dem Ibn Sinä zugeschriebenen Fälschung vollzogen ist, wo dem
Sal Armonicicus ein besonderes Kapitel gewidmet wird (Artis
Chemicae Prineipes, Basel 1572). Als Sal ammoniacus und armo-
niacus findet sich der Salmiak im lateinischen Geber erwähnt,
allerdings nicht in der Summa Perfectionis, sondern in dem Liber
de inventione veritatis (cf. z. B. Artis Chemicae Prineipes S. 715)
in Form einer jungen Vorschrift für die Darstellung künstlichen
Salmiaks aus Harn, Schweiß, Salz und Ruß; in De Lnvestigatione
Magistern (Straßburger Ausgabe von Zetzner 1598, Gebri Arabis
Philos. de alchemia S. 285), wo die Reinigung des Salmiaks be-
schrieben wird, und in dem von einem andern Verfasser her-
riihrenden1) Testamentum Geberi (Manget, S. 564).
Bei unserem Gange durch die Geschichte des Namens Sal-
miak ist somit nur eine Frage ungeklärt geblieben, der Weg der
Übertragung des für Nusädir bei den Syrern naebgewdesenen Er-
satznamens melhä amomqön bzw. armömqon nach dem Abendlande.
Aber vielleicht gibt uns auch in dieser letzten Frage BarBahlül
an einer bereits oben S. 18 mitgeteilten Stelle einen Fingerzeig.
Dort heißt es:
III. Armöniaqön Lazwärd; hebräisch aber das Salz Amö-
niäqon, d. i. Anüsädör.
VI. Melhä armönlqön, nach Bar Srw und einer Handschrift
A m δ η I q 11 ä, Nusädir.
Sollte die Annahme, daß jüdische Arzte die syrischen Be-
zeichnungen aufgenommen und über Afrika nach Spanien getragen
5 Vgl. hiezu die Untersuchungen bei E. Darmstaedter, Die Alchemie des
Geber, Berl. 1922, S. 181, Anm. 255.