Zur Frage der Plautinischen Gantica.
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konstruktion nach griechischem Muster wieder herausgekommen
ist1. Mindestens hat man von der z. T. fragwürdigen Verknüpfung
der Tatsachen, welche die zugrunde liegende theatergeschichtliche
Quelle vornahm, die sehr ernstzunehmenden Tatsachen selber sorg-
fältig zu unterscheiden. Und in diesem Bereich liegt, was uns hier
allein angeht, der Bericht in § 7 und § 8. Vor Andronicus noch ist
es zu impletae modis saturae gekommen, und der Archeget der lite-
rarischen römischen Dichtung war zunächst auch seinerseits noch
an solchen beteiligt, ehe er die Wendung vollzog: ab saturis ausus
est primus argumento fabulam serere, was dann §11 mit den
Worten wieder aufgenommen wird: postquam lege hac fabularum
ab risu ac soluto ioco res avocabatur et ludus in artem paulatim ver-
terat. Die Widerlegung der Leo sehen Ansicht, hier liege nichts als
eine Nachkonstruktion vor nach dem aristotelischen άφέμενος τής
ιαμβικής ιδέας καθόλου ποιεί'; λόγους και μύθους, erübrigt sich
nach ReitzenstEins Ausführungen. Fabulam serere faßt er gewiß
richtig als fabulam serendo efficere. Wenn solches nun ,,unter Ver-
wendung eines argumentum“ vollzogen wurde, griechisch gespro-
chen „mit Hilfe einer ύπόθεσις“, so liegt es doch außerordentlich
nahe, daß der Schritt von den Saturae zu diesen entwickelteren
Erzeugnissen analog zu denken ist dem Fortgang von einem mimi-
schen παίγνιον wie die Magodie entweder zur Sonderart der Magodie
mit ύπόθεσις oder wohl richtiger zur mimischen Hypothese (wozu
hier freilich noch die Umsetzung in die lateinische Sprache trat, die
der Hist oriker, wie Beitzen stein 243 mit Becht bemerkt , nur
deswegen ignoriert, weil sie selbstverständlich ist). Mit dieser neuen
lex fabularum, d. h. eben dem Aufbau auf gegebener ύπόθεσις,
hat aber die ars, die künstlerische Ausgestaltung, zunächst nur ihren
Anfang genommen, es folgte da noch eine längere Entwicklung,
ludus in artem paulatim vertebat. Die lockere, in freierem Anschluß
an die klassische ύπόθεσις sich vollziehende Nachbildung hat be-
greiflicherweise noch in mancherlei Übergangsformen weiterbestan-
den, und eben dies ist vorzüglich der Boden für die Freiheit des
1 So noch in dem nachgelassenen Aufsatz über Satura und Satyroi von
Gerhard, Philol. LXXV 1919, 260f. Die neueren mir bekannt gewordenen
Arbeiten sind die von Weinreich, Herrn. LI 1916, 386ff.; Reitzenstein,
Nachr. d. Gotting. Ges. d. Wiss. 1918, 233ff.; Kroll, Satura, RE 2.R. III
1921, 192ff. und F. Müller, Philol. LXXVIII 1923, 242ff. Nicht zugänglich
ist mir die Münsterische Dissertation von Klingelhoefer, De scaenicis Ro-
manorum originibus, 1922. Über den Begriff satura selbst will ich hier nichts
äußern.
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konstruktion nach griechischem Muster wieder herausgekommen
ist1. Mindestens hat man von der z. T. fragwürdigen Verknüpfung
der Tatsachen, welche die zugrunde liegende theatergeschichtliche
Quelle vornahm, die sehr ernstzunehmenden Tatsachen selber sorg-
fältig zu unterscheiden. Und in diesem Bereich liegt, was uns hier
allein angeht, der Bericht in § 7 und § 8. Vor Andronicus noch ist
es zu impletae modis saturae gekommen, und der Archeget der lite-
rarischen römischen Dichtung war zunächst auch seinerseits noch
an solchen beteiligt, ehe er die Wendung vollzog: ab saturis ausus
est primus argumento fabulam serere, was dann §11 mit den
Worten wieder aufgenommen wird: postquam lege hac fabularum
ab risu ac soluto ioco res avocabatur et ludus in artem paulatim ver-
terat. Die Widerlegung der Leo sehen Ansicht, hier liege nichts als
eine Nachkonstruktion vor nach dem aristotelischen άφέμενος τής
ιαμβικής ιδέας καθόλου ποιεί'; λόγους και μύθους, erübrigt sich
nach ReitzenstEins Ausführungen. Fabulam serere faßt er gewiß
richtig als fabulam serendo efficere. Wenn solches nun ,,unter Ver-
wendung eines argumentum“ vollzogen wurde, griechisch gespro-
chen „mit Hilfe einer ύπόθεσις“, so liegt es doch außerordentlich
nahe, daß der Schritt von den Saturae zu diesen entwickelteren
Erzeugnissen analog zu denken ist dem Fortgang von einem mimi-
schen παίγνιον wie die Magodie entweder zur Sonderart der Magodie
mit ύπόθεσις oder wohl richtiger zur mimischen Hypothese (wozu
hier freilich noch die Umsetzung in die lateinische Sprache trat, die
der Hist oriker, wie Beitzen stein 243 mit Becht bemerkt , nur
deswegen ignoriert, weil sie selbstverständlich ist). Mit dieser neuen
lex fabularum, d. h. eben dem Aufbau auf gegebener ύπόθεσις,
hat aber die ars, die künstlerische Ausgestaltung, zunächst nur ihren
Anfang genommen, es folgte da noch eine längere Entwicklung,
ludus in artem paulatim vertebat. Die lockere, in freierem Anschluß
an die klassische ύπόθεσις sich vollziehende Nachbildung hat be-
greiflicherweise noch in mancherlei Übergangsformen weiterbestan-
den, und eben dies ist vorzüglich der Boden für die Freiheit des
1 So noch in dem nachgelassenen Aufsatz über Satura und Satyroi von
Gerhard, Philol. LXXV 1919, 260f. Die neueren mir bekannt gewordenen
Arbeiten sind die von Weinreich, Herrn. LI 1916, 386ff.; Reitzenstein,
Nachr. d. Gotting. Ges. d. Wiss. 1918, 233ff.; Kroll, Satura, RE 2.R. III
1921, 192ff. und F. Müller, Philol. LXXVIII 1923, 242ff. Nicht zugänglich
ist mir die Münsterische Dissertation von Klingelhoefer, De scaenicis Ro-
manorum originibus, 1922. Über den Begriff satura selbst will ich hier nichts
äußern.