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Hampe, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 8. Abhandlung): Papst Innozenz IV. und die sizilische Verschwörung von 1246 — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38049#0012
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12

Karl Hampe:

ich liier nicht einfach auf sie. verweisen, sondern muß das Wesent-
liche ihrer Ausführungen im folgenden mit verwenden.
Rodenberg verkennt, daß der Papst, falls er eingeweiht war,
in Rücksicht auf sein eigenes Ansehen durch allzu eilfertige Be-
stellung eines Legaten für die Eroberung Siziliens seine Karten
nicht zu früh aufdecken durfte. Überdies, — wenn der Anschlag
auf Friedrichs Lehen gelang, womit man doch rechnen mußte, und
nun die höchsten Beamten des Königreiches für die päpstliche
Herrschaft gewonnen waren, so gestaltete sich die Lage für die
Kurie so unglaublich günstig, daß eine kurze Verzögerung hinsicht-
lich der Legatenernennung wenig bedeuten konnte. Wir müssen
weiter in Rechnung ziehen, daß der Plan ja durch einen Zufall vor-
zeitig entdeckt wurde1, als die Vorbereitungen zur Ausnützung
vielleicht noch nicht zum vollen Abschluß gekommen waren. Und
als nun die Kunde von dem Fehlschlagen und der Flucht der Ver-
schworenen nach Rom in Lyon eintraf, da ist ein gewisses Zaudern
des Papstes ja verständlich genug. Nach einer Beseitigung des
Kaisers hätte das Unternehmen ohne allzuviel Zutun von außen her
sich selbst getragen. Ob sich für die Kurie ein Eingreifen jetzt noch
lohnte? Erst die weitere Nachricht von der Erhebung und dem
Widerstand der Rebellen im Prinzipat weckte neue Hoffnung und
veranlaßte die Legatenernennung und weitere Schritte, um den
Angriff dort noch ins Königreich vorwärts zu tragen und dem
Gegner möglichst viel Schaden zuzufügen. Waren die Aussichten
stark herabgemindert, so geht es doch zu weit, in den damaligen
päpstlichen Schreiben den Ausdruck der Hoffnungslosigkeit er-
blicken zu wollen. Auch die Vollmachten der Legaten hätten sich
beim wirklichen Vordringen ins Königreich vermutlich als aus-
reichend erwiesen, wenn auch Innozenz durch eifersüchtige Über-
wachung dieser zum Teil sehr selbständigen mittelitalischen Kar-
dinäle zu einer gewissen Beschränkung der Befugnisse veranlaßt
sein mochte. Zu diesem Vordringen ist es ja aber nicht gekommen,
und daraus erklärt es sich vollkommen, daß die Benennung mit
dem Legatentitel in den hier übrigens nicht allzu sorgfältigen Papst-
briefen des Registers so bald wieder verschwindet. Für die Patri-
monien genügten ja zur Not die sonstigen Amtsbefugnisse jener
beiden Kardinäle; nur als Ausgangsbasis kamen die Grenzland-
1 Bei der Angabe des Magister Terrisius (Winkelmann, Acta Imperii I
n. 725), es habe zwischen Entdeckung und Ausführungstermin nur ein einziger
Tag gelegen, kann es sich leicht um eine dramatische Zuspitzung handeln.
 
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