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Hampe, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 8. Abhandlung): Papst Innozenz IV. und die sizilische Verschwörung von 1246 — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38049#0019
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Papst Innozenz IV. und die sizilische Verschwörung von 1246,

Zweifel“ die Macht des Tyrannen „rasch“ zusammenbrechen, und
der wütende Sturm sich „demnächst“ in Heiterkeit und Ruhe ver-
wandeln werde. Das ist gewiß noch kein nacktes Bekenntnis für
den päpstlichen Anteil an dem Mordplane selbst. Aber woher an-
gesichts der damaligen Lage jene plötzliche Überzeugung des Kar-
dinals, daß eine ganz baldige Wendung bevorstehe? Und wie hätte
man bei den doch immerhin recht geringen kriegerischen Vor-
kehrungen irgendwie an ein erfolgreiches Eindringen in das König-
reich denken können, wenn man nicht mit dem Verschwinden des
Kaisers und der Erhebung seiner vertrautesten Beamten für die
Kirche rechnete? Trat dieser Fall ein, so konnte man in der Tat
hoffen, neben dem von der Kurie abhängigen deutschen König- und
gegebenenfalls auch Kaisertum Heinrich Raspes ein rein päpst-
liches sizilisches Reich erstehen zu sehen. Ohne das wäre ein mit
geringen Grenzkräften unternommener Angriff auf das noch immer
gefestete Erbreich Friedrichs, selbst wenn er durch eine Anzahl
übergelaufener Beamten verstärkt wurde, schlechthin eine Lächer-
lichkeit gewesen. Was bei einer solchen Annahme der Mensch
Innozenz gewönne, würde der Politiker verlieren, und so weit kennen
wir denn doch den klugen Rechner von Lyon, daß wir ihm die
Selbsttäuschung nicht Zutrauen dürfen, er könne aus völlig un-
zureichenden Faktoren am Ende doch ein günstiges Fazit ziehen.
Er ist auch in diesem Falle mit derselben Umsicht, freilich aber
auch mit derselben radikalen, nur das als notwendig erkannte Ziel
ins Auge fassenden Rücksichtslosigkeit zu Werk gegangen, die uns
als Signatur seines Kampfes gegen den letzten großen Staufer zur
Genüge bekannt ist.
 
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