Metadaten

Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 2. Abhandlung): Bemerkungen zur Schrift vom Erhabnen — Heidelberg, 1925

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38944#0004
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
4

Otto Immisch:

Wesen nach viel zu sehr mit dem Eindruck des Bewußten und Be-
rechneten behaftet als daß sie im Impuls der erhabnen Stilform
verwendbar wären, und bekanntlich ist unsre Schrift auch selber
in der Stilform geschrieben, die sie darstellen und lehren will. —
Die Überlieferung ist also nicht zu halten.
Die bisherigen Besserungsvorschläge befriedigen freilich ebenso-
wenig. Schmids βάρους, als Synonym von ΰψος, stößt wegen der
vereinzelten Anwendung auf das gleiche Bedenken, wie das lobend
verstandene βάθους selbst. Bei Diels' μεγέθους fällt dieser Ein-
wand fort, das alterniert auch sonst. Aber es ist grundsätzlich
bedenklich, wenn durch eine Textänderung eine reine Abundanz
erst erzeugt wird, wenigstens solange nicht ganz feststeht, das ver-
dächtige Wort könne einen Gedankenzuwachs unmöglich enthalten
haben. Ein Vorschlag, der einen solchen klarlegt, muß an sich den
Vorzug haben. Dies wäre bei dem mehrfach gebilligten πάθους der
Fall: ύψος und πάθος sind wirklich, wie Marx betont hat, die zwei
voneinander gesonderten Haupt gegenstände unsrer Schrift. Aber
eben deshalb trifft nun auch Ottos (quaestt. sek, diss. Kilon. 1906,
54) und H. F. Müllers Einwand zu, in seiner Übersetzung (Heidel-
berg 1911) 66: „Der Verfasser sagt öfter wohl ύψος καί πάθος, aber
nie ύψος ή πάθος“.
Fragt man sich nochmals, ob man nicht doch etwas vermissen
würde, falls nur dastünde εί έστιν ύψους τις τέχνη, so.ist zu ant-
worten: mindestens nützlich wäre ein Zusatz zu τέχνη, demzu-
folge das Wort vor dem Mißverständnis geschützt wird, als be-
zeichne es hier das Kunstschaffen und nicht die Kunsttheorie.
Kurz vorher hieß es von Terentianus: ταΰτα καν αύτός ύφηγήσαιο:
„Hierin kannst Du selbst als Lehrmeister Lernenden voranschrei-
ten“; beim Gegensatz ήμιν δ’εκείνο διαπορητέον ist natürlich
auch gemeint ήμιν δ’ ύφηγησομένοις. Gefragt wird also: Gibt es
vom ύψος eine τέχνη im Sinn eines methodisch fortschreitenden
Lehrgangs, eine τέχνη ύφηγηματική oder μεθοδική? Vgl. Suidas
v. κατά ποδδς βάσιν. παροιμία επί των κατά μικρόν τι πραττόντων
καί κατά τέχνην, καί μη άθρόως. Wenn so etwas in ή βάθους drin-
steckte, so wäre das dem Sinn nach zweifellos befriedigend. Ich
denke nun, der Schriftsteller hat in diesem Fall, weil es sich ums
ύψος handelte, getreu der starken Anschaulichkeit seiner Schreib-
weise (die ihn z. B. auch gern statt von σύνθεσις von έπισύνθεσις,
έπισυντιθέναι reden läßt, eben im Hinblick aufs ύψος), im „Metho-
dischen“ diesmal nicht sowohl des Vorwärtsschreiten, sondern
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften