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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 2. Abhandlung): Bemerkungen zur Schrift vom Erhabnen — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38944#0014
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14

Otto Immisch:

gewählt (ihre άκρα aufsuchend) und vereinigt. Diese Bestätigung
der § 1 aufgestellten Forderung durch das Lied der Sappho kommt
aber erst in der zweiten Hälfte von §3 zutage (von p. 26, 5 ab):
πάντα μέν τα τοιαυτα γίνεται περί τούς έρώντας, ή λήψις δ’ως εφην
των άκρων καί ή εις ταύτο συναίρεσές άπειργάσατο την εξοχήν (vgl.
die erneute Zusammenfassung 11, 3: περιγραφή των άκρων λημμάτων
καί εις ενότητα σύνταξις). Dagegen, was wir im ersten Teil des
§ 3 an Sappho zu bewundern aufgefordert werden, ist nicht un-
mittelbar diese Grundforderung selbst, das έκλέγειν δύνασθαι τα και-
ριώτατα und die πύκνωσις, der feste und runde Zusammenschluß der
ausgewählten Züge zu organisch-einheitlicher Gestaltung, sondern
hier handelt es sich um gewisse Sondervorzüge des Gedichts, die
zwar an sich auch innerhalb der Hauptleistung liegen, aber daneben
doch, zur Steigerung des Erfolgs, selbständige Kunstmittel ins Spiel
setzen. Klar ist da wieder der zweite Teil des Satzes. Durch ύπεν-
αντιώσεις, d. h. durch Paarung von Gegensätzen1, erreicht Sappho
den Eindruck von Mannigfaltigkeit, ίνα μη εν τι περί αύτήν πάθος
φαίνηται, παθών δέ σύνοδος. Was aber besagen die Worte vorher:
ού θαυμάζεις, ως ύπο <το> αύτο την ψυχήν το σώμα, τάς άκοάς τήν
γλώσσαν, τάς όψεις τήν χρόαν.έπιζητεΐ (um einstweilen die
schwierigen Worte vor επιζητεί auszulassen) ? Offenbar kommt es
auch hier noch nicht auf die wie gesagt erst später erwähnte συναί-
ρεσις der Symptome an, sondern auf denselben Eindruck der Man-
nigfaltigkeit, der gleich drauf auch dem Mittel der ύπεναντιοισεις
als Erfolg zugeschrieben wird. Steht doch hier ebenso, wie in dem
schon besprochnen Stück eine Aufzählung von drei asyndetischen
Paaren, so daß die gleiche Satzstruktur auch eine gleichartige
Grundvorstellung und Ausdrucksabsicht anzunehmen nötigt. Mit-
hin ist ύπο <το> αύτο nicht lokal, im Sinn der συναίρεσις, zu ver-
1 Durch das άμα ψύχεται κάεται, άλογιστεΐ φρονεί, παραφοιβάζεται παρ’
ολίγον τέθνηκεν. So schreibe ich das letzte Glied in Anlehnung an Roth-
STEINS φοιβαται (oder φοιβάζεται; vgl. φοιβαστικός 13, 2). Die εκστασις,
worauf die έμφερόμενα der letzten Strophe gut bezogen werden konnten,' ist
im höchsten Grad gesteigertes Leben und steht in der Tat im Gegensatz zum
Gefühl des Sterbens am Ende der gleichen Strophe. Das Kompositum mit
παρα- wird nicht nur um der Konzinnität willen gewählt (nach Klang und Um-
fang der letzten zwei Glieder), sondern weil damit zugleich die Korruptel ver-
ständlich wird. Wenn aus dem ungeläufigen παραφοιβάζεται erst γάρ φοβείται
geworden war, so verlangte γάρ nach einem vorangehenden Anschlußwort, und
so stellte sich als Schlußglied das unmögliche ή γάρ φοβείται ή παρ’ ολίγον τέθ-
νηκεν ein.
 
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