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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 2. Abhandlung): Bemerkungen zur Schrift vom Erhabnen — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38944#0018
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18

Otto Immisch:

die nicht seltne Form des Buchstabens mit einem aufwärts gerich-
teten Schlußstrich, die einem gar oft, wie jeder bezeugen wird, der
Erfahrungen im Kollationieren hat, ein ca Vortäuschen kann. Viel-
leicht auch hatte der Schreiber αιωρήματα statt άραιώματα zu schreiben
begonnen und den versehentlichen Anfang zu tilgen vergessen.
Ohne dies ca steht gut verständlich da: „gleichwieDurchzugsspalten
dadurch, daß sie leere Stellen entstehen lassen, erhabne (Bau)werke
beeinträchtigen“ (mit zu ergänzendem λυμαίνεται,). Was nun die
hinter μεγέθη noch folgenden Worte angeht, so entsteht die Frage,
ob die beiden Partizipien unverbunden nebeneinander bleiben
können. Lassen wir zunächst das erste ganz beiseite. Vom zweiten
Ausdruck (τή προς άλληλα σχέσει συντετειχισμένα) ergibt sich als-
bald, er enthält eine für den Zusammenhang wesentliche, konzessiv
gemeinte Apposition zu μεγέθη (als sei es καίπερ συντετειχισμένα)
Die μεγέθη besitzen, das soll deutlich gemacht werden, an sich —-
sonst wären sie keine μεγέθη im qualitativen Sinn — allerdings
ein planmäßiges Auf einanderbezogensein und Ineinandergreifen der
Bauteile (nur eben beeinträchtigt durch jene ψύγματα). Der Ausdruck
entspricht dabei in sehr bezeichnender Weise demjenigen, der schon
im Eingang des Kapitels (§1) den Werken der Wortkunst in der
gleichen Sache gewidmet war: τή προς άλληλα έπισυνθέσει εν τι σώμα
ποιεΐν δύνασθαι. Ferner wird dort diese Kunst, ein „geschlossenes^
Ganze zu schaffen, mit dem bildhaft anschaulichen Ausdruck πύκνω-
σις bezeichnet. Vermutlich hat dann eben dieses Wort an unsrer
Stelle den Architekturvergleich überhaupt erst veranlaßt und dabei
in der Vorstellung des Verfassers die jener πύκνωσις abträglichen
ψύγματα lebhaft hervortreten lassen, so sehr, daß die Aufmerksam-
keit von den έγκαταταττόμενα selbst hinweg und weitaus mehr auf
die von ihnen unzertrennliche Fugenbildung (oder horazisch: Näte)
hingelenkt wurde und damit auf deren Anteil an der Störung der
Geschlossenheit eines μέγεθος. Aus diesem Zusammenhang heraus
ist es wohlverständlich, was clasteht: die έγκαταταττόμενα wirken
störend wie ψύγματα auf die μεγέθη, obwohl diese μεγέθη an sich kunst-
gerecht, nämlich im gegenseitigen Aufeinanderbezogensein ihrer
Bauteile aufgebaut sind. Aber nun fehlt auch nichts mehr. Das
bisher beiseite gelassene Partizip συνοικονομούμενα scheint entbehr-
lich. Zieht man es, sei es asyndetisch, sei es durch Einsatz einer
kopulativen Verbindung (τε oder καί) zu dem zweiten soeben be-
sprochnen partizipialen, dem Sinn nach fast gleichen Ausdruck, so
entsteht eine kaum erträgliche und völlig nutzlose Aufschwellung
 
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