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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 2. Abhandlung): Bemerkungen zur Schrift vom Erhabnen — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38944#0027
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Bemerkungen zur Schrift vom Erhabnen.

27

Ist die Horazstelle v. 47 richtig erklärt, so weist das Beiwort
callida bei iunctura auch für die uns beschäftigenden Worte συνθεΐ-
ναι καί άρμόσαι ταΰτα δ’όμως den Weg. Fast von selbst stellt sich
jetzt für das überlieferte ΔΟΜΩΣ das dem callida entsprechende δο-
λίως ein, ein Wort, bei dem das Lexikon die für einen Koine-Autor
bekanntlich nur willkommene Zeugenreihe verzeichnet: Tragiker,
Xenophon, Polybios. In der Wahl des Ausdrucks wirkt offenbar
das wie es scheint in Rhetorenkreisen berühmte aristotelische Re-
zept nach, das auch Vahlen anführt, Rh et. III 2 p. 1404 b 24:
κλέπτεται δ’εύ, εάν τις έκ της είωθυίας διαλέκτου έκλέγων συνθή
(die εκλογή geht auch bei Horaz der σύνθεσις voran!). Spengel,
im Kommentar zur Rhetorik (Π 362) hat das ganz richtig mit beiden
Horazstellen verbunden. Aber die nähere Übereinstimmung, welche
iunctura callida und άρμόσαι δολίως offenbar verknüpft, deutet
neben andern, z. T. schon erwähnten Berührungen, für die auch die
zeitliche Nähe beider Schriftsteller ins Gewicht fällt, auf eine ge-
meinsame Abhängigkeit, die ganz klarzustellen sehr wertvoll wäre.
Ich fürchte, mit Jensens etwas peremptorischer Reduktion des
Horaz auf Neoptolemos ist die Frage längst noch nicht erledigt.
43, 2. Vergleicht man in dem Theopompzitat (125 M. = 283
Gr. H.) die Fassung von P (πολλοί δ’οί θύλακοι καί σάκοι καί χάρται
βιβλίων καί τών άλλων άπάντων χρησίμων) mit dem gleichen Passus
bei Athen. Π 67f. (πολλοί δέ σάκκοι καί θύλακοι βιβλίων καί των άλλοον
άπάντων των χρησίμων προς τον βίον), so ergibt sich als das Natür-
lichste doch wohl die Annahme, daß der zugrundeliegende Theo-
pomptext bereits glossiert war. Von den Glossen ist θύλακοι, das
schon seine schwankende Stellung verdächtigt und das auch bei
Hesych zur Erklärung von σάκος dient (was Theopomp gewiß in
der als attisch bezeugten ungeminierten Form schrieb), in beide
Zitate eingedrungen und, wie das gleich folgende τούς θυλάκους
καί τά άρτύματα καί τά σακκία (nochmals ρ. 80, 2) beweist, von ps.
Longin wirklich schon im Text vorgefunden worden, χάρται da-
gegen geriet nur in den Text P. Selbst im Bibelgriechisch, Jerem.
43, 2 (λάβε σεαυτω χαρτίον βιβλίου) zeigt sich das Ungewöhnliche
des Ausdrucks in schwankender Fassung: χαρτίον (χάρτην) einerseits,
κεφαλίδα oder τόμον andrerseits. — Also wäre im Theopompzitat
herzustellen: πολλοί δέ καί σάκοι βιβλίων καί τών άλλων άπάντων
χρησίμων προς τον βίον: die letzten 3 Worte sind in der Handschrift
P wohl ein individueller Verlust, zum Opfer gefallen dem Seiten-
schluß hinter χρησίμων.
 
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