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Domaszewski, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 4. Abhandlung): Die attische Politik in der Zeit der Pentekontaetie — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38946#0004
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Alfred v. Domaszewski:

aus cler Unterstadt mit anderem Schutt hinaufgekarrt worden sind.
Schon dieses Verfahren erscheint mir seltsam, noch mehr die Er-
scheinung, daß auf diese Weise vier Scherben dreier Gerichte, die
fast 20 Jahre auseinanderliegen, einen gemeinsamen Ruheplatz auf
der Akropolis fanden. Einfacher ist die Annahme, daß die im
Perserschutt gefundenen Scherben alle der vorpersischen Zeit
angehören. Nichts steht auch der Auffassung im Wege, der Ostra-
kismos sei in vorpersischer Zeit auf der Akropolis selbst abgehalten
worden1. Solange der Ostrakismos den Anhängern der Pisistratiden
galt, war auch der angemessene Platz im Westen des Athena-
tempels vor der Säule, welche die Ächtung der Tyrannen aus-
sprach2. Für die Athener der vorpersischen Zeit ist das Scherben-
gericht zugleich ein Gottesgericht, das sich unter dem Schutze der
Athena vollzog.
Als das Gericht diese Bedeutung verlor, übertrug man die
Abstimmung beim Neubau der Stadt auf die Agora. Die in der
Unterstadt gefundenen Scherben des Xanthippos und des Themi-
stokles gehören demnach der nachpersischen Zeit an. Darauf führt
auch die Schrift der Scherben. Sie trägt einen jüngeren Charakter
als die der auf der Akropolis gefundenen. Daß Xanthippos bei
diesem zweiten Scherbengerichte auch in die Verbannung getrieben
wurde, folgt keineswegs aus dem Funde einer Scherbe. Aber der
Gegensatz seiner politischen Richtung zu der des Themistokles
muß auch in nachpersischer Zeit fortgedauert haben.
Dieser zweite Ostrakismos des Xanthippos fällt früher als die
Verbannung des Themistokles. Denn im Jahre 472 war Perikies
Chorege3. Demnach wird sein Vater Xanthippos in diesem Jahre
nicht mehr gelebt haben. Die Leiturgien als munera patrimonii
werden mit dem Eintritt in das Ephebenalter übernommen4. Und
zwar könnte Perikies gleich dem Sprecher in der Rede des Lysias,
als er die Choregie auf sich nahm, erst 18 Jahre alt gewesen sein;
er wäre dann um das Jahr 490 geboren. Dem entspricht seine ganze
Laufbahn, so sein erstes öffentliches Auftreten bei dem Prozeß
1 I. Gr. [ ed. min. 3, 18. 29. Audi in späterer Zeit befand sich auf der
Akropolis ein Versammlungsplatz der Phylen. I. Gr. I ed. min. 885. Daß
auch dieser Trittyenstein auf die Akropolis verschleppt wurde, erscheint mir
nicht glaublich.
2 Judeich Topogr. S. 217.
3 Wilhelm Urkunden S. 16.
4 Lysias 21, 1. Lipsius att. Recht S.282.
 
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