Die attische Politik in der Zeit der Pentekontaetie.
9
Perser das Gebiet des Bundes zu erweitern. Themjstokles hat
demnach mit Absicht an einem friedlichen Zustand mit Persien
festgehalten. Deutlich tritt dies hervor in seinem Verhältnis zu
Pausanias. Dieser selbstherrliche Mann war nach seiner Abberufung
auf eigenen Entschluß hin im Jahre 477 nach Byzanz zurück-
gekehrt und behauptete sich mit persischer Hilfe durch 7 Jahre
im Besitze dieser Stadt1. In Byzanz gefährdete Pausanias die
Freiheit des Seeverkehrs und die Sicherheit des attischen Bundes-
gebietes. Deshalb hat man die lange Dauer seiner Herrschaft in
Zweifel gezogen2. Verständlich ist dieses Gewährenlassen nur, wenn
Themistokles als Leiter des attischen Staates den König, dessen
Tun das Ansehen Spartas in Griechenland schwer schädigen mußte,
in Byzanz schalten ließ, weil er eine Verwicklung mit Persien ver-
meiden wollte. Aber dieser die ferne Zukunft erfassende Gedanke
des Themistokles, der nicht in dem unbehilflichen Kolosse Persien,
sondern in Sparta den Feind sah, stieß in Athen auf einen wacli-
-senden Widerstand der öffentlichen Meinung. Dieser Stimmung
der Zeit geben die ,,Perser“ des Aeschylus, die den Sieg über den
Landesfeind verherrlichen, Ausdruck. Das Lob, das der Dichter
angesichts von ganz Athen Themistokles spendet, beweist, daß
Themistokles im Jahre 472 noch nicht verbannt war. Denn der
Ostrakismos setzt die Feindschaft gegen die bestehende Staats-
ordnung voraus. Aeschylus konnte den Mann, den das Urteil des
Volkes in dieser Weise getroffen hatte, nicht mehr preisen.
Die Wiederaufnahme des Perserkrieges durch die Vertreibung
des Pausanias aus Byzanz im Sommer 471 ist schon ein Sieg der
Gegner des Themistokles in der Leitung des Staates und führte
im folgenden Frühjahr 470 zur Verbannung des Themistokles durch
den Ostrakismos3. Um dieselbe Zeit wurde Pausanias aus Kaelenae
abberufen. Dies läßt ein Zusammenwirken der führenden Männer
in Sparta und Athen erkennen, eben der Grundgedanke der Politik
des Kimon in hellenischen Dingen. Unterstützt durch die Umtriebe
des Pausanias erschütterte Themistokles von Argos aus, der alten
Rivalin Spartas, die Herrschaft der Spartaner auf dem Peloponnes.
Der Synoikismos von Elis, die Auflehnung von ganz Arkadien gegen
Sparta sind sein Werk4. Nach Pausanias Untergang mußte das
ganze Bemühen der Spartaner darauf gerichtet sein, den gefähr-
1 Beloch II 2, 185 ff.
2 Busolt III 96.
3 Das Datum des Diodor wird gestützt durch Cicero Lael. 42.
4 Die richtige Chronologie bei Beloch II 2, 189f.
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Perser das Gebiet des Bundes zu erweitern. Themjstokles hat
demnach mit Absicht an einem friedlichen Zustand mit Persien
festgehalten. Deutlich tritt dies hervor in seinem Verhältnis zu
Pausanias. Dieser selbstherrliche Mann war nach seiner Abberufung
auf eigenen Entschluß hin im Jahre 477 nach Byzanz zurück-
gekehrt und behauptete sich mit persischer Hilfe durch 7 Jahre
im Besitze dieser Stadt1. In Byzanz gefährdete Pausanias die
Freiheit des Seeverkehrs und die Sicherheit des attischen Bundes-
gebietes. Deshalb hat man die lange Dauer seiner Herrschaft in
Zweifel gezogen2. Verständlich ist dieses Gewährenlassen nur, wenn
Themistokles als Leiter des attischen Staates den König, dessen
Tun das Ansehen Spartas in Griechenland schwer schädigen mußte,
in Byzanz schalten ließ, weil er eine Verwicklung mit Persien ver-
meiden wollte. Aber dieser die ferne Zukunft erfassende Gedanke
des Themistokles, der nicht in dem unbehilflichen Kolosse Persien,
sondern in Sparta den Feind sah, stieß in Athen auf einen wacli-
-senden Widerstand der öffentlichen Meinung. Dieser Stimmung
der Zeit geben die ,,Perser“ des Aeschylus, die den Sieg über den
Landesfeind verherrlichen, Ausdruck. Das Lob, das der Dichter
angesichts von ganz Athen Themistokles spendet, beweist, daß
Themistokles im Jahre 472 noch nicht verbannt war. Denn der
Ostrakismos setzt die Feindschaft gegen die bestehende Staats-
ordnung voraus. Aeschylus konnte den Mann, den das Urteil des
Volkes in dieser Weise getroffen hatte, nicht mehr preisen.
Die Wiederaufnahme des Perserkrieges durch die Vertreibung
des Pausanias aus Byzanz im Sommer 471 ist schon ein Sieg der
Gegner des Themistokles in der Leitung des Staates und führte
im folgenden Frühjahr 470 zur Verbannung des Themistokles durch
den Ostrakismos3. Um dieselbe Zeit wurde Pausanias aus Kaelenae
abberufen. Dies läßt ein Zusammenwirken der führenden Männer
in Sparta und Athen erkennen, eben der Grundgedanke der Politik
des Kimon in hellenischen Dingen. Unterstützt durch die Umtriebe
des Pausanias erschütterte Themistokles von Argos aus, der alten
Rivalin Spartas, die Herrschaft der Spartaner auf dem Peloponnes.
Der Synoikismos von Elis, die Auflehnung von ganz Arkadien gegen
Sparta sind sein Werk4. Nach Pausanias Untergang mußte das
ganze Bemühen der Spartaner darauf gerichtet sein, den gefähr-
1 Beloch II 2, 185 ff.
2 Busolt III 96.
3 Das Datum des Diodor wird gestützt durch Cicero Lael. 42.
4 Die richtige Chronologie bei Beloch II 2, 189f.